Warum wir die Nintendo Switch auf dem Reparierbarkeits-Index herabstufen
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Warum wir die Nintendo Switch auf dem Reparierbarkeits-Index herabstufen

Was acht Jahre Reparaturerfahrung mit der Switch uns gelehrt haben

Als wir 2017 zum ersten Mal unter die Haube der Nintendo Switch geschaut haben, gab’s eine solide 8 von 10 Punkten auf unserem Reparierbarkeits-Index. Acht Jahre später – kurz bevor der Nachfolger erscheint – werfen wir einen zweiten Blick darauf. Und halbieren die Punktzahl.

Nicht, weil sich die Hardware verändert hätte. Sondern weil wir es haben. Inzwischen haben wir eine ganze Reihe Handheld-Konsolen bewertet und wissen besser denn je, was technisch möglich ist – und was Reparierbarkeit wirklich bedeutet. Die Switch? Hat leider nicht gut gealtert.

Bevor du dich für die Switch 2 in die Schlange stellst, zeigen wir dir, was beim Original gut war, wo es versagt hat – und worauf wir bei der Neuauflage hoffen.

Der eingeklebte Akku ist auch nach acht Jahren immer noch eine echte Herausforderung.

Warum wir alte Geräte neu bewerten

Normalerweise lassen wir vergangene Bewertungen ruhen. Aber Ausnahmen bestätigen die Regel: Als sich bei der iPhone-14-Bewertung durch Community-Feedback etwas geändert hat, haben wir nachjustiert. Auch einige alte Smartwatches haben wir angesichts vollständigerer Informationen neu bewertet. Dasselbe machen wir jetzt mit der Switch – – weil sie einfach nicht aus dem Regal verschwinden will.

Acht Jahre nach dem Verkaufsstart ist sie immer noch im Handel. 2024 hat Nintendo über 15 Millionen Switch-Konsolen verkauft – fast dreimal so viele wie der GameCube in seinem besten Jahr. Inzwischen ist sie Nintendos am längsten erhältliche Konsole ohne Nachfolgemodell. Höchste Zeit also, die Bewertung von damals zu überdenken.

2017 war die Switch eine Herausforderung: Ist sie Konsole oder Handheld? Zählen Dock und Joy-Cons mit? Uns fehlten Vergleichswerte, also haben wir improvisiert. Heute ist das anders – auch dank der Switch, die den Markt kräftig aufgemischt hat.

Driftende Joy-Cons nerven – sind aber noch mit das Einfachste zu reparieren.

Fehlende Ersatzteile, kein offizielles Handbuch und ein Akku wie festbetoniert

Mit dem heutigen Wissen sehen wir die Schwächen der Switch noch klarer. Die Joy-Con-Probleme sind weit verbreitet – aber das ist längst nicht alles. Zwar sind viele Komponenten im Inneren modular aufgebaut, doch Nintendo stellt weder Ersatzteile noch offizielle Reparaturanleitungen bereit. Und genau diese beiden Faktoren spielen bei unserer Reparierbarkeits-Bewertung eine zentrale Rolle – und lassen die Switch heute klar durchfallen.

Der Akku ist immer noch verklebt, der Ladeanschluss fest verlötet, und für manche Reparaturen braucht man zwei unterschiedliche Wärmeleitpasten – eine davon schwer zu bekommen. So absurd es klingt: Ein kaputter Joy-Con-Stick ist da noch das geringste Problem.

Einen Link zu den Ersatzteilen? Von Nintendo bekommst du keinen – der offizielle Reparaturservice setzt auf Einsendung und Austausch statt auf Selbsthilfe.

Und diese driftenden Joy-Cons sind kein Zuckerschlecken. Unser Reparierbarkeits-Index bewertet nicht die Haltbarkeit – das ist ein ganz anderes Thema. Deshalb fließt die katastrophale Ausfallrate der Joy-Con-Sticks auch nicht direkt in die Punktzahl ein. Aber diese Saga hat mit dafür gesorgt, dass Joysticks heute zusammen mit Akkus und Displays ganz oben auf unserer Reparaturliste stehen. (Und ja – die Switch ist bei weitem nicht die einzige Konsole mit Stick-Problemen. Aber wahrscheinlich die bekannteste.)

Nintendo hat keine Switch-Ersatzteile.
Aber wir schon.

Akkus? Haben wir.
Bessere Joysticks als die, die in deinen Original-Joy-Cons waren? Auch das.

Seit der Markterfolg der Switch die Konkurrenz auf den Plan gerufen hat, hat sich einiges getan:

Diese Geräte setzen neue Maßstäbe – auch bei der Reparierbarkeit. Sie haben modulare Designs, austauschbare SSDs, offizielle Ersatzteile und Reparaturanleitungen. Kurz: Sie machen es besser.

Auch Nintendo hat uns inzwischen einen Anhaltspunkt geliefert, wie die Switch zu bewerten ist: Die meisten nutzen sie im Handheld-Modus. Also vergleichen wir sie künftig nicht mehr mit stationären Konsolen – sondern mit ihren mobilen Mitbewerbern.

Ja, die Switch hat ihre Stärken: modulare Joy-Cons, erweiterbarer Speicher, logisch aufgebautes Innenleben. Aber im Vergleich zu neueren Geräten mit M.2-Steckplätzen, gesockelten Komponenten und gutem Support wirkt sie einfach alt.

Unsere Bewertungsmethode ist besser geworden. Die Switch leider nicht.

Deshalb: Neue Bewertung 4 von 10 Punkten. Ehrlicher, realistischer – und ein guter Maßstab für die Switch 2.

Wird Nintendo das neue Reparaturgesetz einhalten?

Noch ist nicht alles verloren: Nintendo könnte zwei Punkte zurückgewinnen – mit offiziellen Ersatzteilen und Handbüchern für die Original-Switch. Und mit der Switch 2 steht ein echter Neuanfang bevor.

In New York gilt seit 2022 ein Reparaturgesetz, das Hersteller verpflichtet, dieselben Teile, Werkzeuge und Dokumentationen auch Privatpersonen zur Verfügung zu stellen – nicht nur autorisierten Werkstätten. Das gilt für alle Geräte, die nach dem 1. Juli 2023 erstmals verkauft wurden.

Zwar enthalten viele US-Gesetze zum Recht auf Reparatur Ausnahmen für Spielkonsolen. Doch New York macht hier eine wichtige Einschränkung: Nur Reparaturmaterial, das mit urheberrechtlich geschützten Inhalten in Konflikt steht, ist ausgenommen. Das betrifft nicht Joysticks, Akkus oder Displays – die müssen frei zugänglich sein.

Wir erwarten, dass Nintendo sich an dieses Gesetz hält. Und falls nicht? Unsere Partnerorganisation Repair.org nimmt Beschwerden gern entgegen – und leitet sie direkt an die Generalstaatsanwaltschaft weiter.

Da kommt noch mehr

In diesem Zuge haben wir auch die Switch Lite, die Switch OLED und weitere Handhelds neu bewertet. Bald erscheint unser neuer Reparierbarkeits-Index für mobile Gaming-Geräte.

Bleib dran – es lohnt sich.