Acht Jahre nach dem Debüt der Original-Switch liefert Nintendo endlich ein echtes Hardware-Upgrade. Die Switch 2 bringt einen schnelleren Chip, ein besseres Display und satte 256 GB schnellen UFS-3.1-Speicher mit (Chip-ID hier). Auf dem Papier ein echter Fortschritt. Aber was, wenn der Akku schlappmacht? Oder die Sticks wieder anfangen zu driften? Oder ein Anschluss ausleiert?
Wir haben die Switch 2 zerlegt – und schon nach den ersten Schrauben fragten wir uns: Ist das wirklich das Beste, was Nintendo liefern kann?

Joysticks: Weiterhin driftanfällig
Die Joy-Con-Sticks basieren weiterhin auf Potentiometern, die sich mit der Zeit abnutzen oder durch Staub und Abrieb ungenau werden.
Drift gehört bei der Switch zur Alltagserfahrung: 40 % der Nutzerinnen und Nutzer berichten laut einer britischen Umfrage davon – und auch Lite und OLED änderten nichts. Nach Klagen räumte Nintendo das Problem ein und bot in manchen Ländern kostenlose Reparaturen an.
Natürlich sind es nicht nur Joy-Cons, die driften. Alle drei großen Konsolenhersteller verwenden Joysticks mit Potentiometern. Wenn du neugierig bist, findest du hier eine ausführliche Erklärung zum Stick-Drift der PS5.
DIY-Tricks wie Kontaktreinigung oder Totzonen setzen sind kurzfristige Lösungen. Die langfristigere Antwort: Hall‑ oder TMR‑Sensoren, die magnetisch arbeiten und deutlich driftresistenter sind.

Nintendo bestätigte im April, dass Hall‑Sensoren in der Switch 2 fehlen – offenbar wegen möglicher Interferenzen mit der neuen magnetischen Joy-Con‑Haltekonstruktion. TMR wäre technisch machbar und sinnvoll.
Fest steht: Joysticks sind Verschleißteile – Austauschbarkeit ist für die Reparierbarkeit essenziell.
Laut Nintendo wurden die Joy-Cons „von Grund auf überarbeitet“. Doch ohne Hall‑ oder TMR‑Sensoren bleibt Drift ein Thema.
Inside Joy-Con: Schrauben, Kleber, Frust
Von außen wirkt das Öffnen der Joy-Cons simpel: zwei typische Tri-Point-Schrauben. Doch das täuscht. Eine verklebte Plastikrippe verdeckt weitere Schrauben, darunter erneut eine Tri-Point. Nicht gerade intuitiv – und aus einer eigentlich einfachen Reparatur wird ein Ratespiel. Aufgrund der Klebung bleibt fraglich, wie gut sich das Ganze später wieder zusammensetzen lässt. Das zeigt wohl erst die Zeit.
Im Inneren lässt sich der Akku problemlos abstecken, aber schwer herausnehmen – auch hier kommt wieder Klebstoff zum Einsatz. Selbst die Trägerplatte unter dem Akku erfordert Geduld. Wir konnten den Joystick entfernen, indem wir die Controller-Schale umdrehten, die Griffschale von außen abnahmen und das Gehäuse ausklipsten. Dabei lässt sich aber nicht ausschließen, dass der Stick beschädigt wird.
Wir testen weiter und hoffen, bis zur Veröffentlichung unserer offiziellen Reparaturanleitungen eine zuverlässigere Methode zu finden.
Und was ist nach all dem sichtbar? Wieder die gleiche alte Potentiometer-Technologie. Keine Spur von Hall- oder TMR-Sensoren – nur das bekannte, driftanfällige System. Wenn du das Problem bei der ersten Switch, Lite oder OLED erlebt hast, weißt du, was dich erwartet. Solange Nintendo keine grundlegend andere Technik einführt, werden wohl weiterhin Drittanbieter wie GuliKit die bessere Lösung liefern – natürlich zusammen mit unseren iFixit–Anleitungen.

Die Konsole selbst: Manipulationsschutz gut versteckt
Etwas ernüchtert von der Joy-Con-Bilanz widmen wir uns der eigentlichen Konsole. Die Switch 2 ist größer als das Original, mit einem deutlich massiveren Metall-Kickstand, Lautsprechergittern aus feinem Metallgewebe und einer metallverstärkten Abdeckung für den Kartenleser. Jede Menge Metall – da wird langsam klar, wohin die rund 450 Euro Kaufpreis geflossen sind.
Zunächst sind wir erleichtert über die vielen sichtbaren Schrauben außen. Doch ein zweiter Blick offenbart: In den Schächten der Joy-Cons verbergen lange, farbige Aufkleber weitere Schrauben. Sie abzulösen, ohne sie zu beschädigen, erfordert ruhige Hände. Mit Hitze und den richtigen Werkzeugen klappt das – aber von eBay-Verkäufern darf man solche Sorgfalt wohl nicht erwarten.
Weil diese Sticker sehr steif sind, bleiben Biegungen oder Kratzer deutlich sichtbar. Ein sicherer Hinweis darauf, ob eine Konsole bereits geöffnet wurde. Nintendo dürfte sich auf genau diese Aufkleber verlassen, um festzustellen, ob jemand versucht hat, das Display zu tauschen.
Zur Erinnerung: In den USA ist es seit 1975 dank des Magnuson-Moss Warranty Act illegal, die Garantie zu verlieren, nur weil man selbst Hand angelegt hat. Und auch in anderen Ländern lohnt es sich, auf Reparaturrechte zu pochen.
Aber zurück zur Hardware. Nach dem Entfernen der Sticker kommen auf jeder Seite zwei weitere Schrauben zum Vorschein – notwendig, um das Gehäuse zu öffnen. Unter der Abschirmung wartet eine zähe Schicht lehmfarbener Wärmeleitpaste – nicht schön zu handhaben und mit der Zeit schwer zu entfernen. Wir planen, in Kürze passende Ersatzpaste samt Spritze in unserem Store anzubieten.

Akkulaufzeit schrumpft, Klebstoff bleibt
Das Thema Akku: Abklemmen geht leicht, Entfernen eher nicht.
Wie schon bei der ersten Switch und dem Steam Deck ist der Akku der Switch 2 stark verklebt. Wir brauchten diverse Hebelwerkzeuge und reichlich Isopropylalkohol. Der montierte Schaumstoff am Akku überlebte die Prozedur nicht.
Technisch handelt es sich um eine 19,74-Wh-Lithium-Ionen-Zelle – ein Upgrade gegenüber den 15,95 Wh der Original-Switch. Doch die offizielle Laufzeit ist niedriger: 2 bis 6,5 Stunden Spielzeit laut Hersteller, früher waren es 4,5 bis 9. Wahrscheinlich ist der neue 120-Hz-Bildschirm der Grund – und natürlich das leistungsstarke Innenleben, inklusive maßgeschneidertem Nvidia-Tegra-SoC.
Akkus sind Verschleißteile. In der Regel lassen sich Lithium-Ionen-Zellen 300 bis 500 Mal aufladen, bevor sie nur noch 80 % ihrer ursprünglichen Kapazität erreichen – dann reicht es womöglich nicht mal mehr für eine Partie Mario Party. Heißt: Der Akku wird schneller altern und sich schlechter ersetzen lassen.

Anschlüsse und Speicher: Alles fest verlötet
Der Spielkartenleser, der bei der ursprünglichen Switch und der OLED-Variante austauschbar war, ist nun fest verlötet. Gleiches gilt für den internen Speicher: Zwei 128-GB-Module von Micron, ebenfalls ohne Steckverbindung. Und die beiden USB-C-Ladeanschlüsse – vielgenutzte Bauteile – sind ebenfalls verlötet. Das alles erhöht den Reparaturaufwand massiv und macht manche Defekte zur Platinenfrage.
Was früher modular war, ist jetzt dauerhaft fixiert – kein Fortschritt in Sachen Reparierbarkeit.

Ein paar modulare Lichtblicke
Es gibt aber auch gute Nachrichten: Der Kopfhöreranschluss, der microSD-Express-Slot, das Mikrofon und der Lüfter sind modular aufgebaut. Der Lüfter ist verschraubt und mit Gummihülsen entkoppelt – das reduziert Vibrationen und Geräusche. Die Lautsprecher sind mit JST-Steckern angeschlossen. Viele Tasten sitzen auf eigenen kleinen Platinen.
Sobald man im Gerät ist, lassen sich diese Teile einfach austauschen – vorausgesetzt, man kommt so weit.
Nintendo Switch 2 Chipzuordnungen
Dies sind die Chipzuordnungen der Chips auf dem…
Display & Schutzfolie: Vorsicht geboten
Das 7,9-Zoll-LCD bietet 1080p, HDR und 120 Hz. Ist der innere Rahmen erst mal entfernt, lässt sich das Display recht einfach lösen.
Wichtig: Nintendo hat eine Splitterschutzfolie aufgebracht – und warnt ausdrücklich davor, sie zu entfernen. Zack Nelson (JerryRigEverything) zeigt in seinem Test, wie leicht sie verkratzt. Anfangs unsichtbar, wird diese Folie womöglich schnell zum optischen Ärgernis. Wenn Nintendo keine Ersatzfolie bereitstellt, dürfte das für viele zum Problem werden.
Dock: Aufwendiger als gedacht
Auch das neue Dock haben wir geöffnet. Von außen wirkt es wie ein gewöhnlicher USB-C-Hub – innen aber offenbart sich ein komplex verschraubter Aufbau. Der USB-C-Port ist gefedert gelagert, was die Anschlüsse schützt, falls die Konsole mal schräg aufgesetzt wird. Es gibt aktive Kühlung, und das Platinenlayout wirkt ungewöhnlich sauber – fast so, als hätte ein anderes Team es entworfen.

Ersatzteile, Anleitungen und Rechtslage
Nintendo hat bislang weder Ersatzteile noch Reparaturanleitungen für die Switch 2 veröffentlicht – genauso wenig wie bei der ersten Switch, der Lite oder der OLED-Version.
Das ist enttäuschend – und möglicherweise ein Verstoß gegen New Yorks Right to Repair-Gesetz. Wer dort lebt und keine passenden Teile oder Unterlagen bekommt, kann sich an unsere Partner von Repair.org wenden. Die sammeln entsprechende Beschwerden für die Generalstaatsanwaltschaft.
Selbst bei reparaturfreundlicher Konstruktion hilft das nichts, wenn man nicht an die nötigen Teile kommt.

Reparierbarkeits-Score: 3 von 10
Die Switch 2 punktet mit starken technischen Upgrades – und stolpert doch über alte Reparaturprobleme: Akku eingeklebt, Joysticks anfällig, Anschlüsse verlötet, Schrauben hinter Stickern versteckt.
Ein paar Lichtblicke gibt es: modulare Lüfter, Lautsprecher, Tastenplatinen und Joy-Con-Anschlüsse. Aber solange Nintendo Reparierbarkeit weiter stiefmütterlich behandelt, wiegt das nicht besonders schwer.
Wir vergeben 3 von 10 Punkten. Wer eine Switch 2 selbst reparieren will, sollte Erfahrung mitbringen. Und wir warten weiter darauf, dass Nintendo endlich Menschen unterstützt, die ihre Geräte selbst instand setzen wollen.
Nintendo – da geht noch mehr.

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