Erinnert ihr euch noch daran, als man ein Handy öffnen, den Akku tauschen und einfach weitermachen konnte? Fairphone erinnert sich. Ihr neuestes Modell, das Fairphone 6, fühlt sich an wie eine nostalgische Rückbesinnung aufs Wesentliche, kombiniert mit einer Menge moderner Upgrades.
Es ist ein Smartphones, das den Menschen und Planeten vor den Profit stellt. Klar, es hat nicht die Kamera-Power, um es mit einem Flaggschiff aufzunehmen, und USB-2 wirkt 2025 schon etwas retro, aber was dem Fairphone 6 an Flaggschiff-Features fehlt, macht es durch seine Langlebigkeit wieder wett.
Gebaut, um auseinandergenommen zu werden
Für das Fairphone 6, auch „Fairphone (Gen. 6)“ genannt, gibt es bereits zum Zeitpunkt des Verkaufsstarts nicht nur Schritt-für-Schritt-Anleitungen, sondern auch Video-Anleitungen für die häufigsten Ersatzteile: Akku, Display, Top Unit, Kameras, Hörmuschel, Lautsprecher und USB-C-Port.
Das Fairphone 6 zu öffnen ist herrlich einfach. Zwei T5-Torx-Schrauben raus, und die Rückabdeckung gleitet ab. Innen wird der Akku mit vier Schrauben fixiert und ist mit einem einzigen Flachbandkabel verbunden. Kein Kleber weit und breit. Einfach abschrauben, abstecken und tauschen. Es ist ein erfrischender Kontrast zu dem Hebeln, Erhitzen und Hoffen, das bei den meisten modernen Geräten nötig ist.
Der Ausbau des Akkus ist etwas aufwendiger als bei früheren Fairphone-Modellen, bei denen man den Akku noch ganz ohne Werkzeug tauschen konnte. Grund hierfür scheint der Wechsel von einem Hartzellen-Akku zu einem weichen SoftPouch-Akku gewesen zu sein, um das Handy dünner zu machen. Dadurch wurde auch der Einsatz von Schrauben nötig. Wir haben den werkzeuglosen Akkutausch wirklich geliebt, aber auch mit ein paar Schrauben lässt sich dieser Akku immer noch in unter 5 Minuten tauschen. Das Reparaturvideo von Fairphone zeigt einen Akkutausch vom Herunterfahren bis zum Neustart in ziemlich genau 2 Minuten.

Der Akku kommt auf 17,26 Wattstunden. Er ist auf einen dünnen Metallstreifen geklebt, der ihn schützt, ohne viel Gewicht hinzuzufügen – ein Design, das zugleich robust, einfach und ressourceneffizient ist.

Ein Displaytausch ohne Schweißperlen
Displaytausch ist normalerweise eine Qual, aber Fairphone will offensichtlich den Stress-Level niedrig halten. Das 6,31 Zoll große LTPO-OLED-Display des Fairphone 6 ist ganz einfach mit acht silbernen Schrauben gesichert. Dieser Bildschirm mag etwas kleiner sein als der des Fairphone 5, aber er ist fast doppelt so hell und verfügt über eine adaptive Bildwiederholrate von 10 bis 120 Hz für Always-On-Funktionalität mit minimalem Stromverbrauch.
Kein Kleber verbindet das Display mit dem Rahmen, was die Reparatur zu einer sauberen und unkomplizierten Angelegenheit macht. Und das kommt bei Smartphone-Teardowns wahrlich nicht oft vor.
Allerdings erklärt der fehlende Kleber auch die IP-55-Bewertung des Fairphone 6, die niedriger ist als bei Flaggschiff-Modellen anderer Hersteller (sowohl das iPhone 16 als auch das Galaxy S25 haben eine IP68-Bewertung). Aber um das klarzustellen: IP 55 bedeutet immer noch ziemlich starken Schutz gegen Staub und Wasserstrahlen. Und ihr solltet auch mit Smartphones mit höheren IP-Bewertungen nicht schwimmen gehen, besonders wenn sie schon einige Jahre auf dem Buckel haben, da der Schutz von Dichtungen mit der Zeit nachlässt. Kleberfreies Design mit höherer IP-Bewertung ist möglich – andere Handys haben das bewiesen – also ist hier noch Luft nach oben für Fairphone.
Modulare Anschlüsse und zugängliche Kameras
Das Fairphone 6 geht noch weiter, wenn es um leicht austauschbare Komponenten geht.
Unter der Lautsprecher-Einheit sitzt der modulare USB-C-Anschluss. Schon mal euer Handy beim Laden fallen gelassen und den Anschluss verbogen? Ein verbogener Anschluss ist Teil der iFixit-Entstehungsgeschichte, wir wissen also genau, wie wirkungsvoll ein einfacher Ladeanschluss-Tausch sein kann.

Die Kameras sind genauso unkompliziert. Die Frontkamera und die beiden rückseitigen Kameras sind direkt zugänglich, sobald ihr die Schutzabdeckung auf der Rückseite abnehmt. Das Abstecken der Hörmuschel, Ultra-Weitwinkel-Kamera, 50MP-Hauptkamera und der Verbindungskabel ist mit den richtigen Werkzeugen und einer ruhigen Hand einfach erledigt. Noch besser: Die Kameras lassen sich einzeln austauschen. Ihr müsst nicht die komplette Einheit tauschen, um eine Kameralinse zu reparieren, deren Schutzglas beschädigt oder beschlagen ist.
Dieser dritte Kamera-Bump, den ihr auf der Rückseite seht, ist übrigens gar keine Kamera. Es ist ein Time-of-Flight-Sensor, und er braucht sein eigenes kleines Fenster zur Welt, um ordentlich zu funktionieren.

Pogo-Pins und andere durchdachte Entscheidungen
Das Mainboard ist laut Fairphone technisch gesehen keine vom Benutzer wartbare Komponente. Kleine Warnaufkleber machen klar, dass es sich um eine kniffligere Reparatur handelt.
Realistisch betrachtet werden die meisten Benutzer wahrscheinlich nie ein Mainboard entfernen müssen, da es nicht dem Verschleiß unterworfen ist wie Bildschirme, Akkus oder Tasten. Und als Fairphone das Fraunhofer-Institut darum bat, zu berechnen, wie viele Tage zusätzlicher Nutzung nötig wären, um die Emissionen eines Ersatzteils zu „amortisieren“, schnitt das Mainboard am schlechtesten ab: Kameras und Lautsprecher amortisieren sich in nur 18 Tagen, ein Display in 33 Tagen, ein Akku in 55 Tagen. Aber es dauert 719 Tage, um ein Fairphone-4-Mainboard zu amortisieren. Also macht es Sinn, den Mainboard-Austausch nicht zu priorisieren.

Dennoch hat sich das Entwicklungsteam von Fairphone Mühe gegeben, die Mainboard-Reparatur bemerkenswert einfach zu gestalten, und das mit einigen intelligenten Design-Entscheidungen: Sie haben überdurchschnittlich viele Pogo-Pins statt zusätzlicher Stecker und Schrauben verwendet. Das hält das Design einfacher und reduziert potenzielle Ausfallpunkte. Der eine Nachteil ist, dass die Kontaktpads angeklebt sind, was zusammen mit empfindlichen Flachbandkabeln und kleinen Mechanismen eine Reparatur der Einschalttaste etwas fummelig machen könnte, aber das ist ein kleiner Kompromiss in einem ansonsten herausragenden Design. Und auch wirklich unsere einzige Kritik.
Reparierbarkeit, die für sich spricht
Nachdem alles auf dem Tisch ausgebreitet war, ging der erneute Zusammenbau blitzschnell. Das Fairphone 6 klickte ohne Aufhebens wieder zusammen und startete, als sei nichts gewesen. Danach haben wir es noch vier weitere Male gemacht. Das ist das Zeichen eines wirklich reparierbaren Geräts.
Mit einem einfachen Akkutausch, zugänglichem Display, modularem USB-C-Port und austauschbaren Kameras setzt das Fairphone 6 einen Goldstandard dafür, was ein Handy sein sollte: ethisch, praktisch und auf Langlebigkeit ausgelegt.
Das Fraunhofer-Institut hat berechnet, dass die Nutzung eines Fairphones für fünf statt drei Jahre seinen jährlichen CO2-Fußabdruck um etwa ein Drittel reduziert. Fairphone untermauert das mit Software- und Ersatzteil-Support bis 2033, einer fünfjährigen Garantie und einem Treueprogramm, das jede Reparatur und jedes zusätzliche Nutzungsjahr belohnt.

In einer Welt voller zusammengeklebter Gadgets, die auf geplante Obsoleszenz getrimmt sind, verdient sich das Fairphone 6 wohlverdiente 10 von 10 Punkten auf unserer Reparierbarkeits-Skala. Es ist ein Smartphone, das dafür gemacht wurde, den Hype-Zyklus zu überdauern. Das verdient Anerkennung.

Dieser Artikel wurde übersetzt von Manuel Häußermann.
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