Teardowns

Galaxy Z Flip & Fold 3: Kleine Änderungen, große Wirkung

Dieser Artikel basiert auf dem Skript für unser Teardownvideo von Samsungs Z-Flip und Z-Fold 3, weicht aber leicht vom finalen Video ab.

Seit drei Jahren baut Samsung nun faltbare Smartphones und wie jedes Jahr spuckt Samsung große Töne. Diesmal ist es Wasserschutz nach IPx8, eine natürlichere Haptik, kratzfestere Displays und grundsätzlich ein robusteres Design.

In diesem Teardown wird alles klappen, weil wir sowohl das neue Galaxy Z Flip, als auch das Z Fold3 auseinandernehmen. Einerseits sind wir ganz froh darüber, dass Samsung die klappbaren Smartphones weiterentwickelt, ist ja eine spannende Sache. Aber bisher waren die Ergebnisse richtig schlecht reparierbar. Und wir glauben leider nicht, dass sich daran was ändern wird; aber wir freuen uns darauf, zu sehen, wie sie Geräte mit so vielen beweglichen Teilen so gut gegen Wasser geschützt haben.

Samsungs Marketing und dieses ziemlich coole exklusive Interview mit The Verge verraten, dass Samsung gar nicht erst versucht, kein Wasser an die Scharniere gelangen zu lassen. Stattdessen sind diese mit einem wasserabweisenden Schmiermittel überzogen und die beiden Smartphonehälften sind jeweils für sich abgedichtet und verklebt.

Gleich finden wir heraus, ob das stimmt. Davor aber eine Nachricht an Samsung: Wenn ihr das nächste Mal jemanden in eure Smartphones schauen lasst, um zu erklären, warum ihr was wie gemacht habt, ruft uns an, ja? Danke.

Wie schon bei den Vorgängern gelangen wir auch hier in die Smartphones, indem wir vorsichtig die festgeklebten Rückseiten aus Glas entfernen. Beim Z Flip müsst ihr extrem auf die Kabel nahe des Scharniers achten! Wir haben unsere ziemlich heftig beschädigt. Ups.

Das Frontdisplay des Z Fold ist ziemlich interessant verklebt: eine Mischung aus dem regulären Kleber und Schaumstoff. Hitze konnte hier kaum was ausrichten, deshalb haben wir am Ohrhörer-Lautsprecher mit dem Aufschneiden des Klebers begonnen.

Nachdem die Rückseiten alle entfernt sind, müssen wir nur noch ein paar Abdeckungen und die kabellose Ladespule demontieren, um die Akkus abzutrennen, und kurz darauf können wir die Displaykabel lösen.

Damit wir die Displays ausbauen können, müssen wir die leicht erhöhte Umrandung aus Plastik abziehen. Falls ihr bei einem der beiden Geräte eine Displayreparatur vornehmen wollt, stellt euch gleich darauf ein, auch diese Umrandung zu ersetzen. Ihr werdet sie ziemlich sicher verbiegen oder abbrechen! Ist uns auch passiert. Die Umrandung des neuen Fold ist dicker als früher, sie gehen also noch schwerer raus als früher und noch schneller kaputt.

Nach einem kurzen Ausflug zu unseren Heizplatten lösen sich die Displays. Beim Fold sind sie wie früher schon mit einer dünnen Metallplatte verstärkt. Dadurch wird das fragile OLED Panel beim zerschneiden des Klebers nicht ganz so schnell beschädigt.

Was leider nicht bedeutet, dass es dadurch einfacher wird. Der Kleber unter dem Display des Z Fold, ist einer der schlimmsten, denen wir je begegnet sind. Er ist wirklich klebrig und fast das gesamte Display ist voll davon.

Und dann ist da auch noch dieses eine Kabel, das fast gar keinen Platz hat, um durch den Rahmen gezogen zu werden. Deshalb mussten wir das Motherboard lösen, damit das Kabel rauskommen kann. Danach können wir endlich beide Displays entfernen.

Bis jetzt lief bei beiden Handys fast alles wie in den letzten Jahren, was sich nun ändern dürfte. Samsungs Wasserabwehrstrategie ist, es zwar unter das Display gelangen zu lassen, aber es dann davon abzuhalten, an die wirklich wichtigen Teile zu kommen. Weil wir beide Smartphones schon ins Aquarium geworfen haben, finden wir jetzt also Wasser unter dem Display des Z Flip.

Auf der Rückseite seht ihr Reste der Klebelinien. Samsung hat um jedes Kabel einen Kleberand gelegt. Das ist einer der Gründe, weshalb das Display so schwer zu lösen war. Diese Klebelinien sollen aber nicht nur das Display festhalten. Sie schützen gleichzeitig jedes Kabel einzeln vor Wasser, das – immer noch – bis unters Display gelangen kann.

Eine weitere coole Sache am Z Fold Display: Das hier ist das Loch der Frontkamera! Die kleinen Punkte sind einzelne OLED-Pixel. Sie lassen mehr Abstand als auf dem Rest des Displays, damit die Kamera durchlinsen kann.

Jetzt werfen wir einen Blick unter das Display des Z Flip 3.

Letztes Jahr lagen die Kleber, das Scharnier und die Kabel frei. Diesmal werden sie von zwei zusätzlichen Metallplatten geschützt. Diese hängen an diesen Gummistreifen. Und unter diesen Streifen finden wir endlich, was wir gesucht haben.

Hier versucht Samsung, das Innere der Smartphones vor Wasser zu schützen. In ihrem Interview mit Dieter von The Verge nennen sie das “cured-in-place gasket”, also eine Dichtung, die flüssig aufgetragen wird und an der richtigen Stelle fest und dicht wird. Sieht ein bisschen aus wie Wackelpudding, sollte aber auf keinen Fall in eurem Mund landen.

Ein paar Kleinteile später kommen wir endlich an die Bürsten aus Nylon, die wirklich hart daran arbeiten, dass die Scharniere staubfrei bleiben. Und dann sind da die Scharniere selbst, die jetzt in jedem Winkel offen stehenbleiben. Letztes Mal konnten sie nur in einem 90° oder 180° Winkel geöffnet werden.

Zurück in die Zukunft zum Z Fold. Erst die Klebestreifen von den Scharnieren entfernen, dann sechs Metallplatten und vier Gummidichtungen inklusive Wackelpudding. Jetzt noch einige Schrauben lösen und ein paar Kabel herausfädeln, dann finden wir auch hier die Staubbürsten aus Nylon.

Übrigens sagt Samsung die Wahrheit, was den Wasserschutz ihrer neuen Klapphandys angeht. Wir hätten einfach auf die IP-Zertifizierung vertrauen können, aber das wäre langweilig gewesen. Unsere Smartphones haben den Tauchgang im Aquarium mit Bravour überstanden, und beim Auseinanderbauen haben wir mehrere Maßnahmen gefunden, die das Wasser vom Eindringen abhalten. Was wir nicht gefunden haben, war das Schmiermittel, das Samsung im Interview mit The Verge erwähnt. Wahrscheinlich ist das einfach das Schmiermittel in den Scharnieren, aber wir hatten irgendwie erwartet, dass wir das zu Gesicht bekommen.

An der Reparierbarkeit hat sich leider kaum was geändert. Wahrscheinlich ist das Z Flip ein wenig besser, weil sowohl die Akkus als auch das Display relativ einfach erreichbar sind. Aber beide Smartphones sind immer noch nicht so gebaut worden, dass sie wirklich reparierbar sind. Immerhin sind sie ein wenig robuster geworden und sollten länger durchhalten. Und jetzt, wo Samsung das Ding mit dem Klappmechanismus optimiert hat, können sie sich ja um die Reparierbarkeit kümmern.

Achja und ganz im Ernst, Samsung: Ruft uns an. Wir können euch dabei helfen.