Wofür gibt es alles Reparaturanleitungen auf iFixit? Wie genau schreibt man seine eigene Anleitung auf der Plattform? Und ist iFixit eigentlich eine NGO, also eine gemeinnützige Organisation? Um diese und andere Fragen ging es Ende November im Werkstadthaus Tübingen, denn iFixit war vor Ort, um zu informieren und sich über Reparatur auszutauschen.
Wie schön, sich wieder in Person mit Reparatur-Fans treffen zu können – vor allem, wenn man das an einem so tollen Ort wie dem Werkstadthaus tun kann. Wir fühlen uns gleich wie zuhause: Hier gibt es offene Werkstätten für alles, von Metall bis Stoff, es gibt Stricktreffs, Malkurse, Gemeinschaftsgärten und noch vieles mehr. Werkzeuge und Maschinen stehen allen zur Verfügung, die etwas bauen, basteln oder reparieren wollen; „ob Laie oder Profi“, wie es auf der Website heißt, alle sind willkommen.
Entsprechend vielfältig ist auch die kleine Gruppe, die am 29. November abends zusammenkommt. Auch Stefan ist da, der 2014 das Reparatur Café Tübingen mitbegründet hatte und im FabLab Neckar-Alb aktiv ist, einer offenen Werkstatt einige Straßen weiter. Er hat gleich ein paar seiner Mitstreiter:innen mitgebracht, die sich als erfahrene Tüftler schon gut mit den kostenlosen Reparaturanleitungen auf iFixit auskennen. Gerade für Einsteiger:innen, die noch nicht jeden Handgriff auswendig können, sind die detaillierten und bebilderten Beschreibungen wirklich super, darin sind sich alle einig – das hören wir natürlich gern!
Was die meisten noch nicht wissen: Man kann sich alle iFixit-Anleitungen über das Kiwix-Projekt auch kostenlos herunterladen. Wie das geht, zeigt Fabian, Übersetzer für Deutsch, in seiner Präsentation über die Ziele und Angebote von iFixit. Eine gute Vorsichtsmaßnahme, falls dann doch mal das Internet ausfallen sollte und man plötzlich Zeit hat, die ganzen Reparaturen im Haushalt anzugehen, die sonst immer liegengeblieben sind! Denn auch für Waschmaschinen, Autos, Kleidung und Kinderspielzeug gibt es auf iFixit Reparaturanleitungen – längst nicht mehr nur für Smartphones und Laptops, für die iFixit hauptsächlich bekannt ist.
Interessanterweise sind es aber gerade Geräte wie kaputte Lampen oder alte Verstärker, die ihren Weg ins Repair Café finden, erzählt Stefan. Für solche Geräte würde er sich mehr Anleitungen auf unserer Plattform wünschen, sagt er. Bastler:innen, die schon viel Erfahrung haben, erkennen zwar mit einem Blick, welcher Kondensator an einem alten Radio ausgetauscht werden muss; wenn man aber noch nicht so geübt ist, kann eine gute Anleitung eine große Hilfe sein. Wenn du also das nächste Mal etwas reparierst, mach gleich ein paar Fotos von der Reparatur und teile sie mit der iFixit-Community! Auch wenn die Reparatur dir leicht fällt: Es gibt viele Menschen da draußen, die dankbar sind, wenn sie deine Anleitung finden.
Du hast noch nie eine Anleitung geschrieben? Keine Sorge – denn auch dafür haben wir eine Anleitung! (Wirklich.) Ein Teilnehmer hat seinen Laptop einfach mit ins Werkstadthaus gebracht; er ist schon seit vielen Jahren bei iFixit mit dabei und wollte endlich seine erste eigene Anleitung erstellen – darüber, wie man eine Märklin-Eisenbahn repariert. Das Interface für die Erstellung von Anleitungen kennt er auch schon, aber Milena vom Community Team kann ihm noch ein paar Kniffe zeigen, wie man Markierungen auf den Fotos anbringt und die richtige Kategorie für die Anleitung findet.
Der Eisenbahn-Fan stellt sich übrigens als echtes Urgestein der deutschsprachigen iFixit-Community heraus: Tatzelbrumm, wie er sich in der Community nennt, war schon dabei, bevor es iFixit Europe überhaupt gab. Er erzählt uns, dass er eine echte Antiquität zuhause hat: ein iFixit-Werkzeug, das er 2005 bei einem USA-Aufenthalt erworben hatte – damals war iFixit USA noch in den Kinderschuhen und hieß PBFixit. Und das europäische Tochterunternehmen war zu der Zeit höchstens ein Traum oder ein Gedanke.
Wir verbringen einen spannenden Abend miteinander, denn alle haben etwas Interessantes zu erzählen: Da ist der Besucher, der beruflich mit elektronischen Geräten zu tun hat, allerdings eher mit riesigen Maschinen in der Industrie, und gern mal im Repair Café selbst Hand anlegen würde. Da ist der erfahrene Reparateur, der großer Fan unserer Werkzeuge ist, alle Smartphones in seinem Freundeskreis repariert und sich schon so gut auskennt, dass er gar keine Anleitungen mehr braucht. Da ist der rüstige Hobbybastler, dem schon so ziemlich alles auf die Werkbank gekommen ist, der aber immer noch gern Neues ausprobiert und über die besten Ersatzteil-Quellen Bescheid weiß. Und da ist der Student, der gerade seine ersten Schritte in der Reparatur-Welt macht und sich unser Pro Tech Toolkit zu Weihnachten wünscht (gute Wahl übrigens!).
Alle freuen sich über die kleinen Minnow Precision Bit Sets und Öffnungswerkzeuge, die wir ihnen mitgebracht haben. Und wir freuen uns mal wieder darüber, wie viele verschiedene Menschen ihre Sachen selbst reparieren wollen, sich für Nachhaltigkeit einsetzen und anderen beim Reparieren helfen. Alle haben ihre Geschichte, aber ob jung oder alt, Profi oder Einsteiger:in, Modelleisenbahn-Fan oder Smartphone-Expert:in – alle eint die Begeisterung für die Reparatur.
Hast du noch etwas zu Hause rumliegen, das du schon lange mal reparieren wolltest? Schau doch mal, ob es dafür schon eine Anleitung bei uns gibt. Oder finde ein Repair Café in deiner Nähe, dort freuen sich hilfreiche Menschen, wenn sie dich bei deiner Reparatur unterstützen können! Das nächste Reparatur Café Tübingen findet übrigens nach der Weihnachtspause am 25. Januar 2023 statt – schau doch einfach im Werkstadthaus vorbei. Und nicht vergessen: Mach ein paar Fotos, schreib eine Anleitung und trag so dazu bei, dass ein heißgeliebter Radiowecker wieder weckt. Oder ein Drucker wieder druckt. Oder oder oder …
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