Ohne Kalibrierung wird der Ladezustand des Akkus nur ungenau erkannt. Dein Gerät verhält sich merkwürdig: es fährt plötzlich runter, obwohl der Ladezustand noch mit halb voll angegeben wird, oder es arbeitet noch stundenlang weiter, obwohl der Akku als leer angezeigt wird.
Wie dein Akku kalibriert werden kann
Für Smartphones und Tablets:
- Lade dein Gerät auf 100% auf und lasse es noch mindestens zwei Stunden länger am Ladegerät angeschlossen.
- Benutze dein Gerät, bis es sich wegen geringer Akkuladung von selbst ausschaltet.
- Lade es dann ohne Unterbrechung auf 100% auf.
Für Laptops:
- Lade deinen Laptop auf 100% auf und lasse ihn noch mindestens zwei Stunden länger am Ladegerät angeschlossen.
- Ziehe den Netzstecker und benutze ihn normal, damit der Akku leer wird.
- Wenn die Warnung wegen zu niedrigem Akkustand erscheint, dann speichere deine Arbeit ab.
- Lasse den Laptop weiter laufen, bis er wegen zu niedrigem Akkustand von selbst ausgeht.
- Warte mindestens fünf Stunden, lade ihn dann ohne Unterbrechung auf 100% auf.
Apple MacBooks mit Thunderbolt 3 Anschlüssen, auf denen macOS Catalina 10.15.5 oder neuer installiert ist, haben eine eingebaute Schutzfunktion namens "Batteriezustandsverwaltung", die verhindern kann, dass sich das MacBook vollständig auf 100% auflädt. Wenn diese Funktion bei deinem MacBook vorhanden ist, musst du dein MacBook https://support.apple.com/de-de/102588#c... ausschalten, bevor du mit der Kalibrierung beginnst.
Hintergrund: Was bewirkt das Kalibrieren?
Hier findest du einen guten Artikel (auf Englisch) über das Kalibrieren von Akkus. Auch dieser Artikel über Ladezustandsanzeige ist sehr erhellend. Hier ist unsere Zusammenfassung:
Das Hauptproblem ist, dass es keine zuverlässige Methode gibt, um genau zu wissen, wieviel Energie ein Akku im Moment gespeichert hat. (Es handelt sich um ein elektrochemisches System, welches sich ständig auf- und entlädt und sich bei keinem Ladevorgang exakt gleich verhält). Der einzig zuverlässige Weg, um die Kapazität zu messen, ist, den Akku voll zu laden, dann komplett zu entladen und den Unterschied zu messen (also die Coulombs zu zählen). Natürlich können wir das nicht jedesmal machen, wenn wir den genauen Ladezustand erfahren wollen, wir müssen also indirekte Methoden benutzen – also alle möglichen Nutzungsdaten speichern und damit den prozentualen Ladezustand zum jeweiligen Moment errechnen. Im Lauf der Zeit kann diese Rechnung weniger zuverlässig werden. Bei einem neuen Akku gibt es noch keine wirklich genauen Daten für diese Kalkulation, die Aussagen können also daneben liegen. Mit Hilfe einer Kalibrierung können Ankerpunkte für "Akku voll" und "Akku leer" gesetzt werden, so dass das Akkumanagement nicht raten muss. Wir stochern zwar immer noch ein wenig im Nebel herum, aber durch das Kalibrieren haben wir doch etwas mehr Durchblick.
Was bedeutet "Akku voll" und "Akku leer" in Wirklichkeit?
Das ist der Kern des Problems. Wie lassen sich diese Ankerpunkte "Akku voll" und "Akku leer" auf aktuellem Stand halten? Die oben verlinkte Seite bei Battery University erklärt dies folgendermaßen:
''Um genaue Ladeaussagen zu treffen, sollte ein gemanagter Akku periodisch kalibriert werden, indem er im Gerät geleert wird, bis "Akku schwach" angezeigt wird, und dann wieder vollgeladen werden. Durch das Entleeren wird der "Akku leer"-Anker gesetzt und durch das Volladen der "Akku voll"-Anker. Zwischen den beiden Ankerpunkten wird linear der jeweilige Ladezustand errechnet. Mit der Zeit wird diese Rechnung wieder ungenauer und der Akku sollte rekalibriert werden. In Bild 2 werden die "Akku voll"- und "Akku leer"-Ankerpunkte dargestellt.
Bild 2: "Akku voll"- und "Akku leer"-Ankerpunkte. Eine Kalibrierung erfolgt, indem der Akku vollgeladen, entladen und wieder geladen wird. Das muss im Gerät oder unter Beobachtung durch das Akkumanagement erfolgen.
Hierzu zwei Bemerkungen: (1) Nach Aussagen auf dieser Seite genügt es nicht, zu entladen und wieder zu laden – du musst zuerst ganz voll laden.
(2) “Ganz entladen” ist zweideutig — die Aussage des Bilds ist ja, dass der Ankerpunkt für "ganz Entladen" bei 10% gesetzt wird, wir wollen ja aber gerade das Problem lösen, dass dieser Prozentanteil ungenau ist. Woher willst du wissen, dass dein Akku “unter 10%” entladen ist, wenn diese Anzeige ungenau ist? Du weißt es nicht! Wir haben eine Vielzahl von Akkus getestet, die einen niedrigen Akkustand meldeten und dann noch voll weitergearbeitet haben, bis die Akkuanzeige unter 1% gesunken ist. Kurz: einen Akku "kalibrieren" zu wollen, indem man ihn unter 10% entlädt ist zwecklos. Das ist so, wie wenn man jemandem ein Auto mit defekter Benzinanzeige gibt und ihm sagt, er solle damit fahren, bis die Tankanzeige auf ¼ steht.
Was das Bild wohl zeigen soll, ist der aktuelle chemische Zustand des Akkus und nicht die Prozentangabe, die dem Benutzer angezeigt wird. Das können zwei sehr unterschiedliche Dinge sein. Die Anzeigesoftware gibt vielleicht einen Ladezustand nahe Null an, während der Akku in Wirklichkeit noch eine 10%ige Ladung hat. Das wird absichtlich so gemacht, damit sich der Akku nie tiefentlädt und dadurch beschädigt wird, so dass das System nicht mehr starten kann. Kurz, das System fährt immer von selbst aus Sicherheitsgründen herunter, obwohl noch etwas Ladung im Akku ist, zeigt aber diese Restladung dem Benutzer nicht an. Ein Kommentator bei dem oben verlinkten Artikel bringt das klar zum Ausdruck:
- Die "Akku leer"-Anzeige ist ausschließlich in der Akkumanagementsoftware integriert, um einen möglichen Datenverlust zu vermeiden, und ist ganz unabhängig vom Akkumanagementsystem.
- Auch wenn du dein Gerät laufen lässt, bis es sich automatisch wegen niedrigem Akkustand ausschaltet, hält das Akkumanagementsystem noch genug Ladung vor, so dass der Akku nicht beschädigt werden kann.
- Die Akkuanzeige auf dem Bildschirm ist im Wesentlichen nur die Ladung, die du NUTZEN kannst und nicht die VOLLSTÄNDIGE Ladung des Akkus. Deswegen kannst du die "Akku leer" Anzeige mit jeder gewünschten %-Anzeige gleichsetzen - sie ist nicht da, um den Akku zu schützen (das macht das Akkumanagementsystem automatisch), sondern um dir ausreichend Zeit zum Speichern deiner Arbeit zu geben oder dein Gerät an den Ladeadapter anzuschließen.
- Du musst also, wenn du deinen Akku kalibrieren willst, ihn unter das Niveau der Akkuwarnung absenken, bis das Gerät von selbst abschaltet, BEVOR du es wieder auflädst – sonst ist der Akku nicht ausreichend entladen, um dem Akkumanagementsystem den unteren Ankerpunkt zu melden, dadurch wird dein Kalibrierversuch ungenau.
Denk dran: es sind zwei verschiedene (aber verbundene) Systeme am Werk, das Akkumanagemenstsystem, welches den Zustand des Akkus überwacht und die Software (mit der damit verbunden Ladekontrolle), die ihre Daten von ersterem erhält, um damit eine Ladeanzeige auszugeben und unter Beachtung diverser Ankerpunkte zu reagieren (wie z.B. herunterzufahren, wenn ein niedriger Ladezustand gemeldet wird).
Und nun?
Es wäre großartig, wenn dies alles durch Apples offizielles Kalibrierverfahren bestätigt werden könnte, sie haben es aber anscheinend von ihrer Support-Seite gelöscht, da sie davon ausgehen, dass ihre neuen Akkus ab Werk kalibriert sind und nicht durch den Benutzer ausgetauscht werden können. Du kannst es aber doch noch in einigen Foren zitiert finden:
Wie man einen Akku im Computer kalibriert:
- Stecke den MagSafe Power Adapter ein und lade den Akku ganz auf.
- Wenn der Akku ganz voll ist, wird Anzeige am Stecker des MagSafe Power Adapter grün und das Akku-Icon in der Menüleiste zeigt "voll" an.
- Lasse den Akku in vollem Zustand für mindestens zwei weitere Stunden am Adapter.
- Du kannst in dieser Zeit den Computer auch nutzen, solange der Adapter eingesteckt ist.
- Lasse den Computer weiter eingeschaltet, stecke den Adapter aus und benutze den Computer weiter.
- Wenn die Akkuanzeige vor einen niedrigen Stand warnt, dann speichere deine Arbeit und schließe alle Anwendungen. Lasse deinen Computer so lange weiterlaufen, bis er ausgeht.
- Wenn er ausgegangen ist, dann schalte ihn aus und lasse ihn mindestens fünf Stunden lang ausgeschaltet.
- Verbinde ihn mit dem Ladegerät und lade ihn ohne Unterbrechung, bis der Akku voll ist.
Beachte, dass Apple offensichtlich deinem System nicht zutraut, genau zu wissen, wenn der Akku voll oder entladen ist, und das Ladegerät zur Sicherheit zwei weitere Stunden angesteckt lässt, bevor du mit dem Kalibriervorgang weitermachen darfst.
Das stimmt mit dem überein, was wir gelesen haben und stimmt auch mit vielen anderen Anleitungen im Web überein.
Besonderer Dank geht an diese Übersetzer:innen:
100%
Diese Übersetzer:innen helfen uns, die Welt zu reparieren! Wie kann ich mithelfen?
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93 Kommentare
I have a question. When calibrating my battery ( for a Samsung Galaxy Note 5) would it be bad to use fast charging? Thanks!
Linktoad64 - Antwort
@linktoad I don’t know the answer to your question but let me provide a data-point. I had my kid’s Samsung S7 Edge’s battery replaced by a 3rd party and it never worked right … even after discharging and attempting full charge with the blessed Samsung charger. It would at best go up to %65 but it got even real bad and would not stay on. I placed it on my external Anker battery and all of a sudden it was reaching %99 and after full charge I’m seeing it at %88 after over 6 hours. So I think you may have touched on something - it might be beneficial to charge with a “dumb” source for the calibration process.
NYH -
using a 3rd party battery is BAD! they have a tendency to EXPLODE and you’re a FOOL for choosing not to buy a proper replacement battery
szymon mochort -
@syzmonmochort
A rubbish 3rd party battery will be bad. A good ''''3rd party battery should be just the same as a genuine part.
[deleted] -
@syzmonmochort
He never said that he used a 3rd party battery, he just said he asked a third party to replace it, there is a difference. Next time, read carefully before actually judging someone. Plus, no one wants to hear your criticism, if you don’t contribute, then you probably shouldn’t say anything at all. Plus, its none of your business, who cares if they have issues, its not like you’re helping them with the issues
Everyone else, I’m sorry for detracting to the conversation.
Yichen Wu -