Langlebigkeit ist das beste Feature des DualSense Edge Controllers von Sony
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Langlebigkeit ist das beste Feature des DualSense Edge Controllers von Sony

Sony hat vor kurzem den DualSense Edge auf den Markt gebracht, einen Controller, der zwar fast halb so viel kostet wie eine PS5, dafür aber mit einer Funktion ausgestattet ist, die vielleicht ziemlich viel Elektromüll einsparen könnte: austauschbare Thumbsticks.

Ich gebe zu, dass ich erst mal nicht begeistert von diesem neuen Controller war, weil Potentiometer oder Potis in den Thumbsticks eingebaut sind. Potentiometer und Thumbsticks passen nicht gut zusammen, wie wir bereits ausführlich erläutert haben. Versteh mich nicht falsch, es ist fantastisch, dass Sony die Sticks modular aufgebaut hat, das macht die Reparatur eines driftenden Sticks zum absoluten Kinderspiel, aber es ist schon verwunderlich, dass sie weiterhin Potentiometer-basierte Sticks anstelle von drift-resistenten Hall-Effekt-Sensoren verwenden. Noch überraschender ist der Preis von 239 Euro, eine doch recht stattliche Summe.

Ich glaube zwar nicht, dass das Potentiometer ursprünglich als Schwachstelle vorgesehen war, allerdings meine ich, dass es zu Unrecht beibehalten wird, denn es gibt bekanntermaßen doch bessere Alternativen. Für die Zahlenjongleure der Hersteller bedeutet ein Qualitätscontroller einen einmaligen Verkauf, es sei denn, die Verbraucher können davon überzeugt werden, ihn wegzuwerfen und etwas anderes zu kaufen.

Der Zyniker in mir möchte sagen, dass Sony und Andere bei einem Preis von 25 Euro pro Ersatzmodul alles dransetzten, mehr Einheiten zu verkaufen, statt die Nutzer zum Reparieren zu animieren. Und obwohl diese Möglichkeit definitiv ein realistisches Szenario ist, habe ich bei näherer Betrachtung des Controllers kleinere – und größere – Verbesserungen festgestellt, die mich dann doch zweimal über diese potenziell geplante Obsoleszenz nachdenken ließen.

Der erste Eindruck vom DualSense Edge

Der DualSense-Controller ist sehr beliebt und dieses Design wird seit der allerersten Playstation weiterentwickelt, daher ist es nicht überraschend, dass sich das Äußere nicht verändert hat. Was überrascht, ist, dass das Innenleben mit Blick auf die Reparierbarkeit überarbeitet worden ist. 

Wenn man den Controller öffnet, fällt einem als erstes auf, dass die Rumble-Motoren, die vorher aufs Mainboard gelötet waren, jetzt einfache JST-Anschlüsse haben. Für den durchschnittlichen Gamer, der den Controller vielleicht eines Tages als Ersatz für einen Rumble-Motor verwenden möchte, ist das definitiv ein großer Fortschritt.

Auch ist das ein deutlicher Hinweis darauf, dass Sony anfängt, die Reparierbarkeit aktiv und gezielt in seinen Entwicklungsprozess einzubeziehen. Könnte es sein, dass sich die Hersteller auf eine neue Rechtslage vorbereiten, die die Reparierbarkeit gesetzlich verankert?

The internals of the DualSense with soldered rumble motor cables and DualSense Edge with a removable connector
Sony DualSense mit angelöteten Rumble-Motoren (links) und DualSense Edge mit JST-Anschluss (rechts)

Neuerungen im DualSense Edge: Kleinerer Akku, größere Triggerfedern

Genau wie beim ursprünglichen DualSense kommt man an den Akku ran, sobald die Rückabdeckung ausgebaut ist. Mit 1050 mAh hat der Lithium-Ionen-Akku im Edge nur etwa zwei Drittel der Kapazität des 1560 mAh Akkus im originalen DualSense. Das war zu erwarten, denn austauschbare Komponenten – und diese Paddle Boards – brauchen etwas mehr Platz im Inneren.

Der kleinere Akku soll rund 5 Stunden Spielzeit bieten, was die Bedürfnisse der meisten Gamer abdecken sollte, außer vielleicht die der absoluten Hardcore-Gamer. Aber mal ehrlich, ist es wirklich so wichtig, dass wir “nur” 5 Stunden kabellos spielen können? Immerhin ist ja auch ein 2,7 m langes Kabel im Lieferumfang enthalten? Wenn man bedenkt, was es für die Umwelt bedeutet, in jedes Gerät einen Lithium-Ionen-Akku einzubauen, dann kann es doch wirklich nur eine untergeordnete Rolle spielen, sich ans Kabel anzuschließen.

Three controller batteries on a white background, from left to right: DualShock 3, DualShock Sense, DualShock Edge
DualShock 3 mit 570 mAh (links), DualShock Sense mit 1560 mAh (Mitte), DualShock Edge mit 1050 mAh (rechts)

Es finden sich noch weitere Änderungen im Controller, aber vor allem der Auslösemechanismus wurde einer kleineren und einer größeren Überarbeitung unterzogen. Zunächst einmal berichteten viele DualSense-Besitzer, dass eine der beiden Federn am R2- und/oder L2-Auslöser abgenutzt war und brach. Dies führte dazu, dass der Auslöser – in Ermangelung eines besseren Wortes – „schlapp“ war. Der neue Edge-Controller verwendet eine robustere Feder. Es ist schön zu sehen, dass die Ingenieure von Sony auf solche Details achten. Das Design an sich hat sich nicht geändert, lediglich die bereits vorhandenen Materialien wurden überarbeitet und verbessert.

The trigger mechanisms of the DualSense Edge and DualSense
Apropos kleine Änderungen: Der DualSense Edge (links) hat eine robustere Trigger-Feder als der DualSense (rechts).

Das geheime Upgrade des DualSense Edge

Heutzutage verwenden ein Großteil der modernen Controller Hall-Effekt-Sensoren in den Triggern, während Sony mit seinen einfachen graphitaktivierten Schaltkreisen bisher hinterherhinkte. Wenigstens sind es keine Potis, und nach allem, was man hört, scheinen sie auch ganz gut zu funktionieren, allerdings handelt es sich dabei um denselben Mechanismus, der auch in deinem D-Pad zu finden ist. Er ist eigentlich ganz präzise, und für 99 % der Nutzer dürfte er problemlos funktionieren.

Bei der DualSense Edge ist der graphitaktivierte Schaltkreis für die L1- und R1-Tasten noch vorhanden, aber der Auslösemechanismus selbst verfügt jetzt über einen Hall-Effekt-Sensor. Dies ist ein entscheidender Faktor für PS5-Spieler, da der Sensor nicht nur genauer ist, sondern potentiell langlebiger als das Graphitpad, das er ersetzt.

Während der DualSense (links) über zwei graphitaktivierte Schaltkreise verfügt, wird beim Edge (rechts) der Auslöser durch einen Hall-Effekt-Sensor ersetzt.

Das Dauerthema Drift

Es gibt eine Reihe von Ursachen, die dazu führen können, dass ein Potentiometer-basierter Thumbstick driftet, aber der Hauptgrund ist der mechanische Verschleiß, der durch die Bewegung eines Kupferschleifers gegen einen Materialstreifen mit Widerstandswert verursacht wird. Wir haben dies in unserem Video zur Stick-Drift ausführlich beschrieben. Das Problem ist weit verbreitet und allgemein bekannt.

Für den Drift gibt es jedoch eine Lösung, die alle Herstellern kennen, nämlich Hall-Effekt-Sensoren. In den meisten modernen Steuergeräten befinden sich ein paar von diesen Sensoren in den Auslösemechanismen – aber nirgendwo sonst. Dank der Hall-Effekt-Sensoren können diese Auslösemechanismen kompakt und einfach gestaltet werden, was die Herstellungskosten senkt und gleichzeitig die Langlebigkeit des gesamten Mechanismus verbessert, da die Anzahl der mechanischen Komponenten reduziert wird.

The internals of two Xbox controllers showing triggers and rumble motors
Beim Xbox 360 Controller (links) ist alles mit dem Trigger verbunden, während es beim Xbox One Controller (rechts) nur der Sensor ist.

Da der mechanische Verschleiß keine Rolle mehr spielt, sind Hall-Effekt-Sensoren widerstandsfähiger, wenn auch nicht völlig unempfindlich gegen Drift. Ein solcher Sensor befindet sich auf einem Schaltkreis, der Änderungen des ihn umgebenden Magnetfelds erkennen kann. Diese Änderungen werden von anderen Chips im Schaltkreis in Bewegung umgesetzt. Da es keine Abnutzung mehr gibt, beschränken sich die Fehlerquellen auf den Sensor und den Magneten. Die Lebensdauer eines Sensors hängt von seiner Produktionsqualität ab, aber es ist durchaus realistisch, von einer Lebensdauer von 10 bis 20 Jahren auszugehen. Ein Neodym-Magnet verliert nach 100 Jahren etwa 1 % seines Magnetfeldes. Alle Elemente dieses Systems können so konzipiert werden, dass sie sehr lange halten.

Als einziger Hersteller von modernen Controllern hat Sony Hall-Effekt-Sensor-Thumbsticks für eine Teilmenge der Dualshock 3 Sixaxis-Controller entwickelt, die zwischen 2008 und 2013 auf den Markt kamen. Damals fiel kaum jemandem auf, dass dieser Controller dem Rest überlegen war, sodass es für Sony nicht schwer war, das damals wie heute herausragende Thumbstick-Design zu verwerfen.

Dieses Upgrade erfolgte so unauffällig, dass es schwierig ist, eine Erwähnung einer so bedeutenden Neuerung zu finden. Die englische Wikipedia-Seite zum DualShock 3 Sixaxis ist dafür ein hervorragendes Beispiel. Der einzige Hinweis auf einen verbesserten Thumbstick ist die „analoge 10-Bit-Sensitivität“, wobei die Hall-Effekt-Sensoren überhaupt nicht erwähnt werden. Aber die Tatsache, dass diese Controller ganz still und leise sogar neuere Modelle überdauern werden, scheint Sony nicht zu interessieren. Jedenfalls noch nicht.

DualShock 3 Sixaxis thumbstick internals
Der DualShock 3 Sixaxis-Controller verwendet 4-polige Hall-Effekt-Sensoren im Thumbstick-Modul. Der „Schleifer“ ist in Wirklichkeit ein Magnet.

Die Lösung für das Drift-Problem

Genug gelabert, wie kann man das Problem jetzt konkret beheben? Abgesehen von bestimmten Modellen des DualShock 3 Sixaxis-Controllers von Sony ist Gulikit der einzige andere Hersteller von Controllern, der den Markt für Potentiometer-basierte Thumbsticks aufmischt.

Das Unternehmen hat seine Umsetzung eines Hall-Effekt-Sensor-Thumbsticks patentiert, und wir haben ihre Technologie schon im Gulikit KingKong 2 Pro Controller, im Steam Deck Thumbstick-Ersatzteil und vor kurzem im Nintendo Switch Thumbstick-Ersatzteil gesehen. Und ein Hall-Effekt-Modul für den DualSense Edge wurde bereits angekündigt. Das ist allerdings auch keine perfekte Lösung. Unser Teardown des KingKong 2 Pro zeigt, dass er nicht so viele Funktionen hat wie ein Sony- oder Xbox-Controller und es wurden Bedenken hinsichtlich der Qualitätskontrolle geäußert. Dennoch hat die Technologie gute Chancen, die herkömmlichen Potentiometer-Thumbstick-Controller zu überdauern.

Und wenn die Langlebigkeit nicht Grund genug ist, auf Hall-Effekt-Sensoren umzusteigen, dann solltest du Folgendes bedenken:

  1. Hall-Effekt-Sensoren haben kleinere Deadzones, wenn sie zentriert sind, was bedeutet, dass sie besser auf Bewegungen reagieren.
  2. Hall-Effekt-Sensoren sind oft präziser als Potentiometer, da sie auch kleinere Stick-Bewegungen registrieren können. Das kann für Profi- und Wettkampf-Gamer ein entscheidender Vorteil sein.
  3. Hall-Effekt-Sensoren können so gebaut werden, dass sie weniger Strom verbrauchen als Potentiometer, wodurch sie ideal für mobile Geräte sind, die mit Akkus betrieben werden.

Große Hersteller könnten das besser machen. Sony hat das bereits sowohl bei den Hall-Effekt-Thumbsticks des DualShock 3 als auch beim DualSense Edge Hall-Effekt-Auslöser besser gemacht. Mit einem modularen Ersatz für die Thumbsticks räumt Sony ein, dass Potentiometer-basierte Sticks ein Problem sind. Aber das reicht noch nicht aus: Wir müssen noch einen Schritt weiter gehen und bei den Thumbsticks dasselbe tun, was wir bei den Glühbirnen getan haben, nämlich diese Farce beenden und eine langlebigere Technologie einsetzen. Im Falle der Glühbirnen waren es LEDs, bei den Thumbsticks sind es Magnete und Hall-Effekt-Sensoren.

Das hat Sony richtig gemacht

Trotz der nicht so überzeugenden Entscheidungen im Hinblick auf das Design der Thumbsticks finde ich es wichtig, dass wir auch das würdigen, was Sony richtig gemacht hat. Zum ersten Mal in der Geschichte eines Konsolen-Controllers haben wir modulare, austauschbare Thumbsticks! Dieses Design wird viele Controller davor bewahren, irgendwann auf der Mülldeponie zu landen, und das ist ein großer Gewinn für alle: Verbraucher, Hersteller und die Umwelt. Es ist kein Erfolg auf der ganzen Linie, aber es ist ein Schritt in die richtige Richtung.

Neben diesem wichtigen Durchbruch im Bereich des Designs hat Sony auch einige zusätzliche Schritte in Richtung Haltbarkeit unternommen und den Auslösemechanismus verbessert. Erstens hat Sony die Beschwerden der Nutzer zur Kenntnis genommen, die sich auf eine einzelne Feder bezogen, die oft kaputt ging. Diese Feder wurde nun durch eine robustere Feder ersetzt, die der Beanspruchung durch den durchschnittlichen Gamer standhalten sollte (vielleicht sollte ich mir selbst auch eine dickere Haut zulegen, um meinen Erlebnissen beim Online-Gaming besser standhalten zu können!).

Darüber hinaus war die Verbesserung des Auslösers unerwartet und die meisten Leute haben diese Änderung einfach übersehen, weil sie vorher überhaupt nicht angekündigt wurde. Der einfache graphitaktivierte Auslösemechanismus wurde durch einen Hall-Sensor ersetzt. Das mag für Controller im Allgemeinen nicht neu sein, aber hey, eine Änderung, die unsere Geräte langlebiger macht, egal ob sie bahnbrechend ist oder nicht, ist trotzdem ein großer Gewinn für alle.

Während viele von uns sehr enttäuscht darüber sind, dass Sony und andere Hersteller weiterhin Potentiometer für ihre Thumbsticks verwenden, freuen wir uns auch, dass Sony auf das Feedback von uns und vielen anderen gehört hat. Es ist von Vorteil, ein vertrautes Design beizubehalten und es weiterzuentwickeln, statt wieder ganz von vorne anzufangen. Und obwohl der neue DualSense Edge komplett neu gestaltet wurde, ist es offensichtlich, dass die Erfahrungen mit dem ursprünglichen DualSense in die Entwicklung des neuen Designs eingeflossen sind. Ich freue mich schon darauf, mehr davon zu sehen.

Dieser Artikel wurde übersetzt von Annika Faelker.