Apples Teilekopplung im Visier der französischen Behörden
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Apples Teilekopplung im Visier der französischen Behörden

Es gibt jede Woche derart viele Neuigkeiten in der Welt der Reparatur, dass man als Normalsterbliche:r eigentlich kaum den Überblick behalten kann. Was für ein Glück, dass es die Leute vom Fight to Repair Newsletter gibt – denn die fassen freundlicherweise die wichtigsten Reparatur-News für iFixit-Leser:innen zusammen.

Erinnert ihr euch? Im Dezember 2022 wurde in Frankreich eine Klage gegen Apple eingereicht, die dem Konzern vorwirft, seine Produkte vorsätzlich schneller altern zu lassen. Dies hat nun laut einem Bericht von France 24 eine größere Untersuchung über möglicherweise betrügerische Geschäftspraktiken ausgelöst. Die ursprüngliche Klage wurde von der französischen Verbraucherorganisation Halte à l’Obsolescence Programmée (HOP, Stopp der geplanten Obsoleszenz) eingereicht. Die Verbraucherschutzorganisation wollte nachweisen, dass Apple durch Praktiken wie die Serialisierung von Teilen, bei der Teile digital an bestimmte Geräte gekoppelt werden, Reparaturen durch unabhängige Reparaturfachleute und normale Bürger:innen einschränken kann. In der Klage wurden Vorfälle angeführt, bei denen nach dem Austausch eines defekten Displays bei den iPhone-13- und 13-Pro-Modellen Apples Face ID nicht mehr funktionierte. Apple behauptete, das Problem sei auf ein fehlerhaftes Update zurückzuführen und hat den „Defekt“ mit der Veröffentlichung von iOS 15.2 behoben.

iPhone 13 showing Face ID failure
Durch den Austausch des Displays am iPhone 13 wird Face ID deaktiviert.

Die Klage von HOP beruft sich auf Verstöße gegen das französische Abfallschutzgesetz für eine Kreislaufwirtschaft (2020), das untersagt, die Reparatur und Wiederaufbereitung von Geräten zu erschweren oder zu verhindern. Wenn nichts gegen Apples Praktiken unternommen wird, sei zu erwarten, dass Apple “unbefugte” Reparaturen weiterhin durch Teilekopplung verhindert, so der Vorwurf in der Klage. Apple hat sich zu dem Fall bislang nicht geäußert.

In letzter Zeit kommt es immer häufiger zu Klagen gegen Hersteller aufgrund von wettbewerbsfeindlichen Praktiken. In den USA beispielsweise sieht sich der Maschinenhersteller John Deere mit einer Sammelklage konfrontiert, derzufolge das Unternehmen die Möglichkeiten von Landwirt:innen und unabhängigen Reparaturfachleuten, ihre Maschinen zu warten, unrechtmäßig einschränkt.

Der Elektroautohersteller Tesla wird bereits zum zweiten Mal von Besitzer:innen der Tesla Modelle S und X verklagt, die berichten, dass die Reichweite ihrer Fahrzeuge sich nach einem Software-Update um bis zu 20 % verringert hat. Das Unternehmen hatte 2021 eine Sammelklage wegen ähnlicher Vorwürfe durch die Wiederherstellung der Fahrzeugfunktionalität und die Zahlung von 625 Dollar Schadensersatz an die betroffenen Fahrer geregelt.

Weitere Neuigkeiten

  • Unabhängige Reparaturwerkstätten sind der Meinung, dass Apple fairen Wettbewerb unmöglich macht: 2021 führte Apple auf Druck der Productivity Commission (Produktivitätskommission) der australischen Regierung ein Programm für unabhängige Reparaturdienstleister ein, um kleinen Unternehmen zu ermöglichen, Apple-Produkte wie z. B. das iPhone mit Apple-Werkzeugen und -Ersatzteilen zu reparieren. Zwei Jahre später lässt ein Bericht im Guardian Australia unabhängige Reparaturwerkstätten in Australien und den USA zu Wort kommen. Ihr Fazit? Apple lässt sich in der Kommunikation mit den Werkstätten so viel Zeit und verlangt so hohe Preise für seine Ersatzteile, dass es für die unabhängigen Reparaturwerkstätten fast unmöglich ist, mit den von Apple autorisierten Reparaturen zu konkurrieren.
  • Kleidungsstücke selbst reparieren ist und bleibt wichtig, denn weiterhin leiden unzählige Beschäftigte in der Textilbranche unter katastrophalen Arbeitsbedingungen. Nicht selten verdienen CEOs 400 Mal so viel verdienen wie ihre Angestellten, die bei ihrer Arbeit außerdem ständigen Gefahren ausgesetzt sind – um nur zwei der vielen Argumente zu nennen, warum es so wichtig ist, ethische Marken zu unterstützen und Kleidung durch Reparaturen länger am Leben zu halten.
  • Framework (das Anti-MacBook) bekommt ein Upgrade: Alex Wawro von Tom’s Guide sagt: „Ich habe Framework seit der Einführung seines ersten Laptops mitverfolgt, und nachdem ich Dutzende von tragbaren PCs getestet habe, bin ich immer noch davon überzeugt, dass dies einer der besten Windows-Laptops ist, die man kaufen kann – vor allem, wenn man auf sein Recht Wert legt, die Dinge, die man besitzt, reparieren und modifizieren zu können.“ 
  • Eine App verhindert, dass 1 Million veraltete IT-Geräte auf britischen Mülldeponien landen: Durch die Wiederaufbereitung und das Recycling über eine Circular-IT-Business-App, die 2020 eingeführt wurde, können Unternehmen, die die Stone360-App nutzen, ihre veralteten IT-Anlagen besser entsorgen und die Abholung ihrer nicht mehr benötigten IT-Geräte organisieren.
  • Warum immer mehr Menschen ihre Autos länger behalten: Durch die hohen Kosten, die mit der Anschaffung eines Neu- oder Gebrauchtwagens verbunden sind, haben immer mehr Menschen keine andere Wahl, als ihr Fahrzeug länger zu nutzen. Die Rechnung Reparatur-versus-Kauf hat sich geändert: Selbst bei steigenden Reparaturkosten ist es häufig immer noch kostengünstiger, ein älteres Fahrzeug zu reparieren als ein neues zu kaufen. Das Durchschnittsalter der Fahrzeuge, die noch im Gebrauch sind, steigt stetig an und liegt derzeit tendenziell bei etwas über 10 Jahren.  
  • Die jährliche Software-Abonnementgebühr von John Deere ist zu teuer: Der Preis der Software, die es Landwirten ermöglicht, Probleme an ihren Maschinen zu diagnostizieren und zu reparieren, (ohne einen Händler anzurufen), wird von einigen Betrieben in Frage gestellt. Das Unternehmen hat zwar eine Vereinbarung mit dem American Farm Bureau unterzeichnet; einige Landwirte werfen dem Konzern jedoch vor, es handle sich dabei nur um eine Marketingstrategie.
  • EU-Politiker:innen rücken Nachhaltigkeit und Reparierbarkeit in den Fokus: Das EU-Parlament hat für einen Gesetzesentwurf gestimmt, der dafür sorgen soll, dass Produkte länger halten und die internationale Zusammenarbeit bei den entsprechenden Maßnahmen verbessert wird. Zur Umsetzung sind vor allem die folgenden fünf Instrumente geplant: 
    • Reparaturgutscheine und Reparaturfonds
    • Das Bereitstellen von Informationen zur Lebensdauer und Reparierbarkeit von Produkten
    • Mindestanforderungen an die Reparierbarkeit von Produkten
    • Vernichtungsverbot für unbenutzte Waren
    • Strafrechtliche Verfolgung von geplanter Obsoleszenz

Dieser Artikel wurde übersetzt von Annika Faelker.