Die Verlierer von „Worst in Show 2024“ stehen fest!
Tech-News

Die Verlierer von „Worst in Show 2024“ stehen fest!

Jedes Jahr auf der Consumer Electronics Show versuchen Hersteller, uns von ihren Produkten zu überzeugen und uns weiszumachen, dass sie die Zukunft erfunden haben. Doch wird ihre Vision unser Leben verbessern oder die Menschheit auf einen dunklen Pfad führen?

Willkommen bei den dritten jährlichen Worst in Show Awards!

Unser Expertengremium für Dystopien hat sich die diesjährige Ladung an Hypes angeschaut und hat… Bedenken. Von einfach hackbaren Rasenmähern bis hin zu 300-Dollar-Ohrhörern, die in zwei Jahren kaputtgehen, fanden sie Produkte, die unsere Sicherheit gefährden, verschwenderischen Konsum fördern und Verletzungen der Privatsphäre normalisieren.

Unsere Juroren haben fünf Fragen berücksichtigt, um die Sieger in den Kategorien auszuwählen:

  1. Wie schlecht ist dieses Produkt?
  2. Ist das Gadget auf innovative Weise schlecht?
  3. Welche globalen Auswirkungen hätte eine weite Verbreitung der Technologie?
  4. Wie viel schlechter ist sie im Vergleich zu früheren Varianten ähnlicher Technologien?
  5. Wie stark überwiegen die Negativa die Positiva?

Ohne weiteres Zögern, hier sind die Worst in Show Picks für 2024:


Datenschutz: Amazons Alexa und BMW

Ausgewählt von Cindy Cohn, Geschäftsführerin, Electronic Frontier Foundation

Foto: BMW Group

An Amazons Alexa und BMW: für ihre Zusammenarbeit, um gruseliges Tracking – und damit das Potenzial für häusliche Gewalt – in unsere Autos zu bringen. Wie Mozilla gezeigt hat, ist die Entscheidung, Autos in Smartphones auf Rädern zu verwandeln, ein Datenschutz-Albtraum.

Wir sehen eine zunehmende Zahl an schrecklichen Geschichten, in denen die Autos von Menschen, meist Frauen, die versuchen, aus Situationen häuslichen Missbrauchs zu entkommen, gegen sie als Überwachungs- und Missbrauchsinstrumente eingesetzt werden. Die Autoindustrie weiß, dass dies passiert, und hat diese Angst genutzt, um Autobesitzer von unabhängigen lokalen Werkstätten fernzuhalten.

Jetzt bringen Amazon und BMW Alexa in unsere Autos, mit all ihrem Tracking und der Kontrolle über wichtige Aspekte unserer Häuser. Selbst die Beispiele auf der CES sind gruselig – stellt euch vor, euer Ex kann das vom Auto aus: „Alexa, schließe die Haustür auf.“

Alexa und BMW – und ehrlich gesagt alle Autohersteller, die darum wetteifern, unsere Autos in Überwachungsgeräte zu verwandeln – müssen sicherstellen, dass Opfer dies deaktivieren können. Bis sie das tun, geht dieser Worst in Show Award an Amazon und BMW.


Sicherheit: Ecovacs X2 Combo Vacuum

Ausgewählt von Paul Roberts, Gründer, Secure Repairs (Securepairs.org)

Der CES Worst in Show Award für Cybersicherheit geht an den in China ansässigen Saugroboterhersteller Ecovacs, der auf der CES seinen X2 Combo Staubsauger vorstellte – eine neue Variante seines Deebot X2 Omni Saugroboters.

Warum also Ecovacs? Was wir hier haben, ist ein autonomes, mobiles Überwachungsgerät für zu Hause, ausgestattet mit Kameras, Mikrofonen, LiDAR, Spracherkennungsfunktionen und KI-Modellen zur Objektidentifikation.

Ein Gerät, das solch sensible persönliche Daten aus eurem Zuhause sammelt, sollte doch erstklassige Sicherheit bieten, oder? Falsch.

Eine Präsentation der Forscher Dennis Giese und Braelynn Luedtke über den eng verwandten Ecovacs Deebot X1 im Dezember auf dem Chaos Communication Congress in Hamburg enthüllte, dass die Staubsauger leicht zu hacken sind. Benutzerdaten, die vom Staubsauger gesammelt werden – möglicherweise einschließlich Bilder – werden unverschlüsselt auf dem Gerät gespeichert. Eine Ecovacs-App, die sicheren Zugriff auf einen Live-Video-Feed des Saugroboters bietet, kann leicht umgangen werden. Die Forscher fanden auch heraus, dass die Ecovacs-Fabrikeinstellung nicht alle Informationen vom Gerät löscht. 

Nachdem sie innerhalb von etwa 30 Minuten Root-Zugriff auf den Deebot X1 erlangt hatten, fanden die Forscher viele „low hanging fruits“ in Bezug auf die Sicherheit – und Hinweise darauf, dass die Entwickler Abkürzungen nahmen und unsicheren und anfälligen Code auf den Geräten des Unternehmens einsetzten. Ihre Forschung legt nahe, dass die Cybersicherheit dieser leistungsstarken, sensorgespickten intelligenten Heimgeräte ein Grund zur tiefen Besorgnis für Verbraucher sein sollte und sichert dem Deebot X2 Combo in diesem Jahr den „Worst in Show“-Award für Cybersicherheit.


Umweltauswirkungen: Macrowave von Revolution Cooking

Ausgewählt von Shanika Whitehurst, Consumer Reports

Photo: Revolution Cooking

Die diesjährige Umweltkatastrophe ist der Macrowave von Revolution Cooking. Es handelt sich um eine mit dem Internet verbundene Mikrowelle-Umluftofen-Kombination, komplett mit Touchscreen und einem Preisschild von 1.800 Dollar. Das Konzept ist makelbehaftet: Elektronik-Gimmicks zu perfekt funktionierenden Geräten hinzuzufügen, erhöht deren Umweltauswirkungen dramatisch und erfordert beträchtliche Mengen an Ressourcen und Energie. Und neue spezielle Küchengeräte sind schlicht Dinge, die wir nicht brauchen.

Trendige, kurzlebige Gadgets wie der Macrowave werden Menschen dazu ermutigen, ältere, noch funktionierende Geräte wegzuwerfen. Die Energievorteile des Infrarotkochens sind einfach Greenwashing, um die echten Auswirkungen der Herstellung neuer Geräte zu verschleiern. Und dieses schlaue Gizmo hat zu viele mögliche Fehlerquellen. Wie Haje Jan Kamps von TechCrunch sagt: „Warum muss alles smart und vernetzt sein?“


Reparierbarkeit: Sennheiser Momentum True Wireless 4 Earbuds

Ausgewählt von Kyle Wiens (CEO, iFixit)

Photo: Sennheiser

Wenn man 300 Dollar für Kopfhörer ausgibt, erwartet man, dass sie halten. Besonders wenn sie von Sennheiser stammen, einer renommierten Marke, die für gut gebaute, langlebige Over-Ear-Kopfhörer bekannt ist.

Leider sind die Sennheiser Momentum True Wireless 4 Kopfhörer ein Verrat an der Marke. Wie fast alle anderen True Wireless Kopfhörer enthalten auch diese drei separate Batterien. Die Zellen-Akkus der Kopfhörer werden nach zwei Jahren regelmäßiger Nutzung abbauen. Sennheiser verkauft keine Ersatz-Akkus, und in Internetforen beschweren sich viele Leute, dass das Unternehmen sie nicht repariert.

Das ist eine Schande, Sennheiser. Kopfhörer sollten kein Wegwerfprodukt sein. Ihr könnt und solltet es besser machen. Beginnt damit, Akkus zu verkaufen und Reparaturanleitungen zu veröffentlichen. Danach könnt ihr an einem neuen Design arbeiten, das den Batteriewechsel erleichtert.


Enshittification: BMW XREAL Air 2 HUD

Ausgewählt von Cory Doctorow (Sci-Fi-Autor, Electronic Frontier Foundation und Pluralistic.net)

Photo: XREAL

Die American Dialect Society wählte “enshittification” (Verschlimmbesserung) als ihr Wort des Jahres 2023, und so ist es nur passend, dass wir diese neue Kategorie dieses Jahr neu hinzufügen.

Von der Firma, die euch Dieselgate und das 12-Dollar-pro-Monat-Lenkradabo brachte, BMW, kommt nun das XREAL Air 2 Head-up-Display. Das ist ein Rezept für abgelenktes Fahren. Und es wird BMWs Führungskräften endlose Versuchungen bieten, die Verschlimmbesserung mit Anzeigen, die eure Sicht versperren, und zusätzlichen HUD-Funktionen, die mikrotransaktionsartige Gebühren erfordern, voranzutreiben.


„Wer hat denn das gewollt?“: Instacart KI-gesteuerte Smart Carts

Ausgewählt von Nathan Proctor (Nationaler Kampagnendirektor, USPIRG):

Photo: Instacart

Wir sehen täglich tausende Werbeanzeigen, aber das ist nicht genug für Instacart! Ihr neuer „KI-gesteuerter“ Einkaufswagen mit eingebautem Bildschirm verfolgt, was ihr kauft, und zeigt euch kuratierte Werbung … äh „Erlebnisse“, um mit Marken „in Verbindung zu treten“. Er nutzt dein bisheriges Einkaufsverhalten, um dir Junkfood, das du schon mal gekauft hast, schmackhaft zu machen.

Lebensmittelläden sind überwältigend und das Navigieren durch Promotionen ist erschöpfend, und ich frage mich ernsthaft, wer auf die Idee kam, dass wir das Ganze noch schlimmer machen sollten.


Diese Firmen sollten es besser wissen

Technologie formt unsere Welt, ist aber nicht grundsätzlich eine Kraft für das Gute. Die Produkte, die wir feiern, müssen hohen Standards gerecht werden. Sie sollten unser Leben verbessern, unsere Privatsphäre schützen und die Umwelt bewahren. Sie sollten gut gebaut und auf Reparierbarkeit ausgerichtet sein, damit sie die Zeit überdauern.

Die “Gewinner” des diesjährigen Worst in Show könnten es besser machen.

Wenn du etwas dagegen tun möchtest, sag es der Federal Trade Commission. Sie erwägt Regeln zum Recht auf Reparatur und nimmt bis zum 2. Februar Kommentare entgegen.

Das Video der Preisverleihung findest du hier. Wenn du Fragen an die Jury hast, wende dich bitte an eupress@ifixit.com.  Das Video ist auch auf YouTube verfügbar.

Worst in Show ist nicht mit der CES oder der Consumer Technology Association assoziiert.

Dieser Artikel wurde übersetzt von Manuel Häussermann.