DIY für alle

Freitags wird getüftelt

Ich verbringe viel Zeit damit, mir Internetvideos von Leuten anzusehen, die Sachen auseinandernehmen. Autos, Smartphones, Rasierapparate – die Liste ist endlos. Also erkenne ich ein gutes Video, wenn ich es sehe. Und Dina Amins Videos sind gut, sie sind richtig gut.

Ich habe Dina auf Instragram gefunden, wo sie Teardown-Videos macht, als Teil eines größeren Projekts, das sie „Tinker Fridays“ nennt, „Tüftel-Freitage“. Bei iFixit kennen wir uns mit Teardowns aus, wir gehen dabei mit chirurgischer Präzision vor. Teile, Schrauben und elektronische Komponenten werden auf einem Tisch sortiert, identifiziert und mit größter Sorgfalt wieder zusammengesetzt, ganz so, als würde eine Wissenschaftlerin einzelne Objekte an eine Tafel pinnen. Dinas Teardowns sind anders. Die Geräte, die sie auseinandernimmt, sind für sie wie Zauberkisten voller Rätsel, die nur darauf warten, entschlüsselt zu werden. Unter ihren Händen öffnen sie sich und geben ihr Innerstes preis, als könne ihnen niemand sonst ihre Geheimnisse entlocken. 

Dina sagt von sich, sie sei eine „Produktdesignerin in einer Selbstfindungskrise“ – weil sie, wie sie mir erzählt, zu viele verschiedene Sachen interessant findet. Wenn man sie nach ihrem Beruf fragt, hat sie daher nicht immer eine schlüssige Antwort parat.

Was Dina tut, lässt sich tatsächlich mit einem Wort nicht fassen. Aber so vielfältig ihre Kunst auch ist, Eines bleibt immer gleich: Freitags wird getüftelt.

Der Tüftel-Freitag begann als Hobby: Dina nahm weggeworfene Dinge in die Hand, stellte Vermutungen an, wie sie funktionieren könnten, und nahm sie dann auseinander, um zu prüfen, ob sie recht hatte. Aber Dina ist eben auch Künstlerin. Schon bald reichte es ihr nicht mehr, die Dinge nur auf ihre Funktion hin zu untersuchen. Sie begann, in ihren Stop-Motion-Teardown-Videos kleine Figuren aus den Einzelteilen entstehen zu lassen, die die Viewer:innen in herrlich versponnene, surreale Geschichten entführen. Ihr Publikum kann sogar Vorschläge machen, wie die Figuren heißen sollen. Dass andere an der Erschaffung ihrer Fantasiewelten teilhaben, freut sie immer besonders, sagt sie.

Wie irgendein kluger Mensch mal sagte, erzeugt jede Aktion eine gleich große Reaktion, die auf die Handelnden zurückwirkt. Und Dina ist genau das passiert. Ihre Tüfteleien haben ihren Blick auf Design nachhaltig verändert: 

„Ich habe in so viele Sachen hineingeschaut, die wir hier in Ägypten jeden Tag verwenden. Sachen, die eigentlich weggeworfen werden sollten, von mir oder von anderen. Mir ist aufgefallen, dass bei älteren Geräten – wie Radios oder schnurlosen Telefonen – oft versucht wurde, sie noch zu reparieren. Die Besitzer:innen haben die Antenne wieder angeklebt oder hier und da ihre eigenen Stücke Schaumstoff. Aber neuere Sachen – manche sahen aus, als wären sie nie benutzt worden – werfen sie weg, ohne zu versuchen, sie aufzumachen und herauszufinden, was das Problem ist. Vielleicht haben die Leute Angst, etwas kaputtzumachen. Oder die Geräte waren nicht so konzipiert, dass sie geöffnet werden können. Ganz zu schweigen davon, dass wir immer wieder Dinge kaufen, die so billig gebaut sind, dass sie nur ein paar Wochen halten können – wir wissen das, aber wir kaufen sie trotzdem!“

Dina hofft, dass ihre Videos andere Leute dazu anregen, in ihre eigenen Geräte hineinzuschauen. Denn was wir kaufen ist viel mehr als das, was wir von außen sehen können: Innen verbirgt sich ein Mikrokosmos mechanischer und elektronischer Teile, deren Zusammenspiel die Funktionen des Geräts erst möglich machen. Und wenn mehr Leute sehen würden, was sich im Inneren ihrer Gadgets abspielt, hätten sie – davon ist Dina überzeugt – vielleicht weniger Angst davor, sie selbst zu reparieren.

Als ich sie gefragt habe, was ihre Zukunftspläne sind, sagte Dina Amin, dass sie zwar ihre Stop-Motion-Videos liebt, aber gerne noch mehr tun würde. Denn wenn sie ein weggeworfenes Gerät vor der Müllabfuhr rettet, ist es eigentlich schon zu spät. Letztlich sucht sie nach Wegen, um zu verhindern, dass Dinge überhaupt weggeworfen werden und auf ihrem Teardown-Tisch landen.

Dina Amin
Bild bereitgestellt von Dina Amin.

Wenn du Dina auf ihrer Reise in die Welt der Alltagsgegenstände folgen möchtest, sieh dir ihre Website an: http://www.dinaaamin.com

Disclaimer: Dieser Text wurde von Taylor Whitney verfasst und übersetzt von Maria Parker.