Teardowns

Sind faltbare Smartphones die Zukunft – oder noch Zukunftsmusik?

Seit einer Woche sind sie in Europa auf dem Markt: Das Galaxy Z Flip4 und Z Fold4, zu haben ab schwindelerregenden €1.099 und €1.799. Sie haben für ganz schön viel Wirbel gesorgt – und in unserem Fall auch für ein vernehmliches Knirschen (und nein, das waren nicht unsere Zähne angesichts des Preisschilds). Die neuen faltbaren Smartphones haben, etwas überraschend, sehr positive Reviews bekommen; Netzwelt schreibt gar über das Fold4, es sei unter Falthandys „(noch) das beste, das ihr in Deutschland kaufen könnt“. Anderswo heißt es schon, Foldables seien die Smartphones der Zukunft. Aber insgeheim fragen sich alle: Wie schnell wird dieses faltbare Display kaputtgehen?

Wie also geht Samsung dieses Problem in seiner vierten Generation an? Schauen wir’s uns an!

Wir beschlossen, das Gerät einem Stresstest zu unterziehen, um die gewöhnlichen Alltagsbelastungen, die ein Handy so durchmachen muss, im Zeitraffer durchzuspielen. Also gaben wir es Sam, Michael und Jairo mit dem Auftrag, es auf Herz und (Schar-)Niere zu prüfen. Sie leisteten ganze Arbeit und schüttelten das Fold4 in einem Zip-Lock-Beutel zusammen mit fluoreszierendem Pulver ordentlich durch. Wie staubgeschützt also ist es? Beim Öffnen war schon ein unheilvolles Knirschen zu hören…

Es stellte sich heraus, dass der Kleber und die Halterungen das Leuchtpulver überraschend gut abwehren konnten. Um dem Knirschen auf den Grund zu gehen, mussten wir also noch weitersuchen. Und siehe da: das feine Pulver war in die Faltmechanismen geraten, mit fatalen Folgen, im wahrsten Sinne des Wortes: Bei dem knirschenden Geräusch handelte es sich um die letzten rasselnden Atemzüge des Scharniers, bevor es den Geist aufgab und das innere Display mit sich ins Verderben riss.

Wir beleuchten das Staubproblem der faltbaren Handys.

Das Handy ist jetzt also etwas besser vor eindringendem Staub geschützt, aber immer noch nicht ausreichend. Was bei einem normalen Smartphone auch zu erwarten ist – denn 100 % dicht gibt es da nicht. Aber wenn es so viele Stellen gibt, wo die Außenwelt in dein kostbares Gerät eindringen kann und so viel feinste Elektronik geschützt werden muss – nun ja, da hätten wir vom Smartphone der Zukunft einfach etwas mehr erwartet.

Was an diesem Foldable wirklich aufhorchen lässt, ist etwas ganz anderes: Beim Kauf des Galaxy Z Flip4 oder Z Fold4 in der EU bekommst du ein Jahr Versicherungsschutz durch Samsung Care+ umsonst. In dieser Zeit kannst du allerdings nur einen Schadensfall melden und zahlst eine Selbstbeteiligung von €109 bzw. €130. Wie viel die Reparatur des Haupt-Displaymoduls des Fold4 kosten wird, wenn dieses eine Jahr vorbei ist oder du deinen einen Schadensfall bereits in Anspruch genommen hast, steht allerdings noch in den Sternen. 

Einen ungefähren Anhaltspunkt bekommt man, wenn man sich die Reparaturkosten für das Haupt-Displaymodul der Vorgängermodelle ansieht: Beim Original-Fold belaufen sich diese auf €566, beim Fold2 auf €503 und beim Fold3 auf €429. Die Reparatur des Displays ist also insgesamt stetig günstiger geworden. Aber selbst wenn der Preis für die Display-Reparatur des Fold4 noch einmal um €60-70 sinken sollte, würde man immer noch deutlich mehr zahlen als bei einem nicht-faltbaren Smartphone: Ein neues Displaymodul in das Galaxy S22 einsetzen zu lassen, kostet beispielsweise nur €173. 

Displays sollten nicht splittern, nur weil man die Rückabdeckung entfernt.

Bei den Foldables kommen außerdem noch die Kosten für die Reparatur des Frontdisplays dazu, falls das ebenfalls zu Schaden gekommen ist (zwischen €141 beim Fold3 und €167 beim Fold2). Und dann ist da noch der staubanfällige Faltmechanismus, dessen Reparatur ähnlich viel kostet wie die des Haupt-Displaymoduls. Wenn du also Pech hast und dir beides nach Ablauf des einjährigen Versicherungsschutzes kaputtgeht, kannst du nochmal knapp die Hälfte des Kaufpreises für die Reparatur deines Vorzeigegeräts ausgeben. 

Unser Rat an alle Foldable-Fans? Mach einen großen Bogen um Sand, Staub, Schmutz, fluoreszierendes Pulver und alles andere, das möglicherweise dem Scharnier nicht bekommt. Vielleicht übertreibe ich ein wenig, aber du verstehst schon, was ich meine. Dieses Smartphone ist keines, das mal aus Versehen in den Sand fallen kann, ohne es dir übelzunehmen. Ehrlich gesagt sollte es überhaupt nicht hinfallen, es sei denn, du kannst es dir leisten, die ganzen Displays reparieren zu lassen!

So gut mir die Idee eines faltbaren Handys gefällt, ich glaube nicht, dass dieses hier länger als ein paar Monate bei mir überleben würde. Vielleicht ist das bei dir anders. Und vielleicht – wenn du dieses Smartphone so toll findest wie manche Bewerter:innen, dir der hohe Preis nichts ausmacht und du es behandelst wie ein rohes Ei – vielleicht ist dieses Handy dann tatsächlich das Smartphone deiner Zukunft.

Was mich angeht – ich werde noch ein paar Jahre bei meinem Note 9 bleiben.

Wie viel Splitterrisiko ist dir ein faltbares Handy wert? Und hast du schon das Display eines faltbaren Smartphones repariert? Erzähl uns davon – in den Kommentaren oder auf Social Media.

Dieser Artikel wurde übersetzt von Maria Parker.