Meta Quest 3 Teardown und die Zukunft der Reparierbarkeit
Tech-News

Meta Quest 3 Teardown und die Zukunft der Reparierbarkeit

Vor Kurzem kam Metas mit Spannung erwartetes Quest 3 Mixed Reality Headset heraus, und es landete natürlich sofort auf unserem Teardown-Tisch. Spoilerwarnung: Es ist nicht sonderlich reparierbar, wie du im Video unten sehen kannst.

Seit sieben Jahren nehmen wir nun schon VR Headsets auseinander. Wir haben uns alles vom Oculus Rift CV1 bis zum PS VR 2 von innen angeschaut, und die Technologie hat sich im Lauf der Zeit definitiv deutlich verbessert: Das Tracking ist besser, die Umgebungen sind interessanter, und immer mehr Spieler:innen machen mit und zeigen uns ihre Vision von Virtual/Augmented/Mixed Reality. Aber wir beobachten leider immer öfter, dass Reparatur bei den Produktentwicklern nicht gerade höchste Priorität hat.

Und deshalb beginne ich jetzt nicht dem üblichen Hammer-und-Meißel-Teardown, sondern ich möchte erstmal erklären, warum das Unternehmen, für das ich arbeite, mir erlaubt, jedes elektronische Gerät in Reichweite mutwillig zu zerstören. Zu Anfang müssen wir uns über Apple und „das Jahr der Virtual Reality“ unterhalten – ein Jahr, das sozusagen der Vorspann für den großen Auftritt der Mixed Reality wurde.

Es wurde gemunktelt, dass Apples mit Spannung erwartetes Vision Pro Mixed Reality Headset, das im Juni 2023 angekündigt wurde, noch dieses Jahr herauskommen würde. Nun soll es im ersten Quartal 2024 veröffentlicht werden, was an Produktionsschwierigkeiten gelegen haben soll, bei der Herstellung der brandneuen micro-OLED-Panel.

Auftritt des aktuellen Marktführers im virtuellen Raum: Meta. Wie bei Apple hat auch Metas CEO schon früh das revolutionäre Potential von Virtual Reality (VR) und Mixed Reality (MR) erkannt und Milliarden Dollar in die Forschung und Entwicklung gesteckt, um die Geräte herzustellen und die Plattformen aufzubauen, die für den Aufbau dieser virtuellen Welt nötig sind. So wie Apple dank dem iPhone innerhalb von acht kurzen Jahren zum reichsten Unternehmen der Welt wurde, so will auch Meta von den VR und MR Märkten profitieren.

Metas letzter Versuch, Apple daran zu hindern, diesen Markt der Zukunft zu dominieren, war das Quest Pro. Der Launch im Oktober 2022 war anscheinend ziemlich forciert worden – und das führte zu Last-Minute-Kompromissen bei der Hardware, einer fehleranfälligen und enttäuschend schlichten virtuellen Umgebung, Berichten über Nutzer:innen, die das Headset wieder zurückschickten und letztlich schlechten Verkaufszahlen, die wiederum zur Folge hatten, dass der Preis des Headsets um nicht weniger als ein Drittel gesenkt wurde – nur Monate nach dem Launch. UND es war ein absoluter Reparatur-Albtraum; da hineinzukommen machte keine Freude.

Man kann also durchaus festhalten, dass die Dinge nicht sonderlich gut liefen. Aber Meta ist noch nicht fertig. Und nun, da sich der Machtkampf um den mehrere Billionen Dollar schweren Markt für diese Geräte allmählich aufheizt, wollen wir mal den Blick auf die Geräte selbst richten – und darauf, wie wir verhindern können, dass sie bald die nächsten Opfer auf den wachsenden Elektroschrotthügeln der Welt werden.

Dafür muss man schon früh im Design-Prozess verantwortungsvolle und ethisch tragbare Entscheidungen treffen. Geräte reparierbar zu entwickeln ist nicht einfach, und wir versuchen, solche Entscheidungen in der öffentlichen Diskussion präsenter zu machen: Durch unsere Berichte, die Unterstützung von Gesetzen zum Recht auf Reparatur, Bildungsinitiativen, Kooperationen mit anderen Reparatur-Advocacy-Organisationen und durch den Austausch mit Herstellern. Aber vor allem versuchen wir, die Produktentwickler:innen auf uns aufmerksam zu machen, indem wir ihre schicken neuen Geräte auseinandernehmen – um zu sehen, was sich mit ihnen machen lässt, wenn sie kaputtgehen. Und irgendwann geht jedes Gerät kaputt.

Und das bringt uns nun zu unserem Meta Quest 3 Teardown. Der größte Schwachpunkt ist die außerordentlich schwierige Prozedur, die nötig ist, um den Lithium-Polymer-Akku zu ersetzen. Lithiumbasierte Akkus sind, wie alle anderen Akkus auch, Verbrauchsgegenstände und ihre Kapazität kann sich schon nach zwei Jahren soweit reduzieren, dass sie ausgetauscht werden müssen. Um die Lebensspanne eines Geräts verlängern zu können, ist ein leicht ersetzbarer Akku also essentiell. Den Akku im Quest 3 auszutauschen ist allerdings so schwierig wie im Quest 2, und wesentlich schwieriger als im Quest Pro (auch wenn das Quest Pro seine eigenen Design-Schwierigkeiten mit sich brachte).

Aber es gibt nicht nur schlechte Nachrichten. Meta hat sich immerhin für leicht zugängliche und austauschbare Akkus in den Controllern entschieden. Die Akkus werden zwar nicht so lang halten wie die Lithium-Ionen-Zellen mit hoher Kapazität, die im Quest Pro verbaut sind, aber man muss dafür auch nicht riskieren, den Controller zu zerstören, wenn der Akku den Geist aufgibt. Das ist ein Fortschritt.

Indem wir die Aufmerksamkeit auf solche Designfehler richten, hoffen wir, dass die Ingenieure und Produkt-Designerinnen diese Fehler bei ihren nächsten Produkten berücksichtigen. Wenn also so ein „iPhone-Moment“ dann endlich da ist und die nächste neue Geräteklasse die Tech-Welt revolutioniert, haben wir die Diskussion schon da, wo wir sie haben wollen: Bei Reparierbarkeit und Wiederverwendbarkeit. 

Aber da sind wir noch nicht. Das Meta Quest 3 lässt noch viel zu wünschen übrig: Reparatur- und Wartungsanleitungen, zugängliche Original-Ersatzteile und generell jegliche Rücksicht auf Reparierbarkeit. Das Meta Quest 3 erhält auf unserem Reparierbarkeits-Index vorläufig nur 4 von 10 Punkten.

Dieser Artikel wurde übersetzt von Maria Parker.