So rettest du Laptop, Handy und Co. bei einem Wasserschaden
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So rettest du Laptop, Handy und Co. bei einem Wasserschaden

Egal ob Kaffee, Softdrink, Wasser oder Bier – nichts davon ist gut für deinen Laptop, aber eine Sache ist noch schlimmer als das Verschütten selbst: die falsche Reaktion darauf.

Wir werden regelmäßig gefragt, was bei einem Flüssigkeitsschaden zu tun ist. Vom klassischen Kaffee-, Tee- oder Bierunfall bis hin zu umgeworfenen Milchtüten und Katzen, die auf Tastaturen pinkeln (ja, wirklich!), war alles dabei. Vor allem jetzt, wo mehr Menschen im Homeoffice arbeiten, steigt das Interesse an unseren Tipps zum Thema. Wie war das noch gleich? Die meisten Gadget-Unfälle passieren im Haushalt? Das jedenfalls können wir so bestätigen.

Deshalb kommt hier die ultimative – und universelle – Anleitung dafür, was du tun solltest, wenn Flüssigkeit in dein Handy, deinen Laptop oder ein anderes Gerät gelangt. Auch dann, wenn der Patient komplett ins Wasser gefallen ist. Da solltest du allerdings vom Schlimmsten ausgehen und besonders viel Zeit fürs Reinigen und Trocknen einplanen.

Bevor wir loslegen: Diese Anleitung hat zwei Hauptziele. Erstens wollen wir dir helfen zu verhindern, dass die Flüssigkeit – oder Teile davon – Strom leitet, wo keiner fließen sollte. Das würde nämlich einen Kurzschluss verursachen. Zweitens darf die Flüssigkeit keine Korrosion der Schaltkreise und verbauten Metalle auslösen. Die bekannteste Art der Korrosion, die du kennst, ist Rost – und der ist bekanntlich langfristig schädlich. Deshalb ist es wichtig das betroffene Gerät zunächst abzuschalten, auszustecken und den Akku zu trennen. Wo nämlich Strom oder Hitze durchfließt – oder bei angeschlossenem Akku fließen kann –, sind die Chancen von Kurzschluss und Korrosion deutlich höher. Jetzt aber los!

Schritt 1: Keine Panik und bloß kein Reis

Wenn Flüssigkeit auf deinem Handy oder Laptop landet, ist das meistens ein Unfall. Wenn du panisch versuchst herauszufinden, ob das Gerät noch geht, indem du es einschaltest, oder die Flüssigkeit in eingeschaltetem Zustand loszuwerden, ist das fahrlässig. Schritt 1 lautet also: Ruhig bleiben, ans Ausschalten und Trocknen machen – und bloß nicht den Reis aus dem Vorratsregal holen.

Reis wird online als Wundermittel gefeiert, weil er die Flüssigkeit einfach aufsaugt. Auf den ersten Blick stimmt das, auf den zweiten Blick aber ist Reis nun mal zum Kochen da. Oberflächlich trocknet er, bewahrt die Ecken und Winkel von deinem Handy oder Laptop damit allerdings nicht vor Korrosion.

Schritt 2: Safety first! Stecker ziehen und ausschalten

So sieht es aus, wenn man versucht ein MacBook zu retten, dem ungefragt ein Eiskaffee spendiert wurde.

Falls du selbst nass bist, das Gerät komplett untergetaucht ist oder du Anzeichen von Hitze, Rauch, Aufblähungen oder Ähnlichem siehst, solltest du schleunigst Abstand zwischen dich und das Gerät bringen. Wenn möglich, schalte den Strom über den Sicherungskasten ab – zum Beispiel, wenn dein Laptop oder Handy zum Zeitpunkt des Schadens am Ladekabel hängt. Siehst, hörst oder riechst du, dass der Akku auf den Flüssigkeitsschaden reagiert, fass das Gerät auf keinen Fall an. Andernfalls kannst du das Gerät jetzt ausstecken.

Um es in einem nächsten Schritt auszuschalten, solltest du nicht den normalen Weg über “Herunterfahren” gehen, sondern den Power-Button gedrückt halten. Jeder Augenblick zählt! Zirka fünf bis zehn Sekunden dauert es, bis das Gerät auf diese Weise ausgeht – selbst wenn der Bildschirm das nicht mehr anzeigt.

Schritt 3: Die Flüssigkeit herausholen

Als Nächstes ist es Zeit den Schaden zu begutachten. Schnapp dir ein paar Küchentücher oder ein sauberes Handtuch und wisch die sichtbare Nässe auf dem Gerät und zwischen den Tasten trocken. Sei dabei vorsichtig, damit du die Flüssigkeit nicht noch weiter ins Innere bugsierst oder versehentlich den Power-Button aktivierst.

Leg weitere Tücher aus und deinen Laptop oder dein Handy umgedreht darauf, damit so viel Flüssigkeit wie möglich dank Schwerkraft entweichen kann. Das ist vor allem dann wichtig, wenn du das Gerät nicht mal eben öffnen kannst. Bewege es vorsichtig auf jede Seite, als würdest du es ausschütteln wollen. Dreh es aber nicht einfach wieder um, damit nichts über das Motherboard oder den Akku fließt.

Schritt 4: Wenn möglich, aufschrauben und noch mehr trocknen

Um den Eiskaffee besser verdauen zu können, darf das MacBook-Innenleben Frischluft atmen und rundum trocknen.

Wenn du die Geräteunterseite entfernst – oder auch nur eine Wartungsklappe für Akku/Speicher/RAM öffnest –, kann dein Laptop oder Handy auch von innen trocknen. Zum Glück haben wir diese Geräte schon mal aufgeschraubt – lange bevor du dein Lieblingsgetränk darauf verschüttet hast: Bei uns findest du garantiert eine Reparaturanleitung für dein Modell – egal ob Windows-Laptop, MacBook, iPhone oder Android. Damit klappt das Öffnen auch, wenn du Anfänger bist.

Wenn du dir das nicht zutraust und sicher sein kannst, dass Flüssigkeit ins Innere deines Geräts gelangt ist, spring direkt zu Schritt 6, Option 2: Lass dir von einem Reparaturladen in deiner Nähe helfen.

Kleiner Hinweis für alle MacBook-Besitzer, die diese Anleitung hier lesen: Die meisten Modelle haben an der Unterseite Pentalobe-Schrauben, genauer gesagt P5. Passende Bits dafür finden sich in unserem Essential Electronics Toolkit und in unserem Mako Precision Bit Set – und wir verkaufen sie einzeln. Du willst dein MacBook aufschrauben und den Akku trennen, hast aber keinen Pentalobe-Schraubendreher da? Dann kannst du es so versuchen:

Pass aber auf, denn die Pentalobe-Schrauben von MacBooks sind ziemlich schnell ausgeleiert. Wenn das passiert, hol dir Ersatzschrauben – und am besten auch gleich die passenden Schraubendreher.

Schritt 5: Trenne und überprüfe den Akku

So oder so ähnlich könnte deine Wasserschaden-Reparatur aussehen.

Wenn viel Flüssigkeit in deinen Laptop gelangt ist, überprüfe sorgfältig den Akku. Wie wir in unserer Putzanleitung für nassgewordene Geräte geschrieben haben:

Wenn dein Gerät komplett untergetaucht war, brauchst du sehr wahrscheinlich einen neuen Akku. Lithium und andere Arten von aufladbaren Akkus vertragen es nämlich absolut nicht komplett in eine Flüssigkeit getaucht zu werden. Jedes Anzeichen von Blubbern, Aufblähen, Schmelzen oder Verfärbung zeigt dir, dass der Akku kaputt ist. Entsorge deinen alten Akku auf jeden Fall fachgerecht.

Schau am besten gleich bei unseren Reparaturanleitungen nach deinem Gerät und dem passenden Tutorial für den Akkuwechsel. Falls dein Akku noch intakt ist reicht es ihn auszubauen, während du den Rest deines Gerätes trocknest und putzt. Falls dir aber auch nur eine Kleinigkeit an deinem Akku komisch vorkommt, hol dir lieber einen neuen (oder Tipps in unserem Forum).

Wenn du dir sicher bist, dass du den Großteil der Flüssigkeit herausgeholt hast, und die Flüssigkeit nicht übermäßig sauer (Cola, Zitronensaft) oder basisch (Seifenwasser) war, könnte es reichen eine Weile zu warten, bevor du das Gerät wieder anschaltest – am besten 24 Stunden. Wenn du dir nicht sicher bist oder die Flüssigkeit alles andere als neutral war, geht’s weiter mit Schritt 6.

Schritt 6, Option 1: Säubere das Motherboard selbst.

Korrosion am Display-Port eines Pixel C nach einem regnerischen Rucksacktrip – autsch!

Wenn das beschädigte Gerät ein Laptop ist und du den Akku ausgebaut hast, kannst du jetzt noch einen Schritt weiter gehen: Suche nach Korrosion und säubere sie. Wenn Teile der Platine verfärbt oder komisch gemustert sind, war wahrscheinlich schon die Flüssigkeit am Werk. Eine ausführliche Anleitung für diesen Schritt findest du hier.

Schritt 6, Option 2: Lass dir von einem Reparaturladen in deiner Nähe helfen.

Wenn du dein Gerät nicht selbst öffnen willst, suche so schnell wie möglich einen Reparaturladen in deiner Nähe auf. Kläre am besten vorher telefonisch, ob Wasserschäden dort repariert werden können.

Professionelle Reparateure sind in mehrerlei Hinsicht im Vorteil: Sie wissen oft schon, wie ein Wasserschaden aussieht, und sie haben mehr Werkzeuge und Reinigungsmöglichkeiten, manchmal sogar Ultraschallreinigungsgeräte. Und falls dein Gerät durch den Wasserschaden wirklich kaputt ist, können sie dir sagen, ob du dafür ein Ersatzteil bekommst und ob die Reparatur sich lohnt.

Schritt 7: Schalte dein Notebook wieder an

Jetzt kommt der finale Teil, bei dem es auf deine Beobachtungsgabe und deine Einschätzung ankommt. Schalte dein Gerät erst wieder an, nachdem du es gereinigt und getrocknet hast. Achte auf Auffälligkeiten oder Fehlermeldungen. Am ehesten versagen nach einem Wasserschaden Akku (siehe Schritt 5), Display, Displaykabel und Logic-Board-Komponenten.


Konntest du den Wasserschaden beheben? Erzähl uns deine Reparatur-Story in den Kommentaren oder auf Twitter, Instagram oder Facebook!

Disclaimer: Dieser Text stammt im Original von Kevin Purdy und wurde übersetzt und überarbeitet von Fabian Neidhardt & Dorothea Kessler.