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Becky Stern, was ist in deiner Werkzeugkiste?

In der Reihe “Was ist in deiner Werkzeugkiste?“ fragen wir tolle Tüftler:innen nach ihren Werkzeugen und Reparaturtipps. Heute stellen wir Becky Stern vor, eine Allround-Bastlerin mit einem Talent dafür, auch anderen Leuten Reparaturtechniken zu erklären und beizubringen. Sie kann dir zeigen, wie man ein Arduino-betriebenes Slack-Status-Einstellgerät baut, eine Webcam mit einem automatischen „Augenlid“ ausstattet, oder Teardowns durchführt, um das Innenleben von Geräten zu erklären. Oder du kannst ihr dabei zusehen, wie sie die Treibstoffleitung an ihrem Motorrad repariert. Hier zeigt sie uns, welche Werkzeuge sie für ihre vielfältigen Projekte verwendet. 

Zuallererst: Erklär unserer Community, wer du bist und was du tust!

Ich mache alles mögliche im Bereich Handwerk und Handarbeit und baue meine eigenen kreativen Elektronik-Projekte, und dokumentiere den Prozess in meinem kleinen Studio in Brooklyn, New York. Vielleicht kennst du mich von meinen früheren Arbeiten bei Adafruit und MAKE. Jetzt bin ich Produktmanagerin für Instructables und habe meinen eigenen YouTube-Kanal. Außerdem unterrichte ich praktische Kenntnisse im Werken in einem MFA-Programm an der School of Visual Arts hier in New York. 

Wie hast du mit dem Reparieren und Basteln angefangen?

Ich bin in einem richtigen DIY-Haushalt aufgewachsen. Meine Eltern haben ständig irgendetwas am Haus renoviert und dabei fast alles selber gemacht. Meine Mutter hat mir alle möglichen Handwerks- und Handarbeits-Techniken beigebracht. Kaputte Kleidungsstücke wurden bei uns immer geflickt und bekamen so eine zweite Chance. Das Erste, was ich wirklich ganz alleine gemacht habe, war ein Klon meines Beanie Babys, einem meiner Plüschtiere. Damals war ich acht. Ich habe mich auch später noch sehr für Kunst und Design interessiert und bin dann nach der Schule an der Parsons School of Design gelandet. Dort hatte ich meine erste Begegnung mit Elektronik-Reparatur – in einem sehr künstlerisch angelegten Kurs zu Computertechnik.

Was ist in deiner Werkzeugkiste (oder deiner Werkstatt)?

Mein Studio ist ein Zimmer in meiner Wohnung in Brooklyn, das Werkzeuge und Materialien für meine vielen Hobbys beherbergt, vom Arbeiten mit Leder zu LED-Kreationen. Mein Studio ist der Ort, wo ich am glücklichsten bin! Gleichzeitig ist es auch mein Video-Studio und Editing-Raum.

Ich habe ein großes LED-Panel (von LiteGear), das über meiner Werkbank angebracht ist und das sich leicht bewegen lässt, sodass es die Werkbank verdecken oder als Lichtquelle für Video-Chats dienen kann. Ich mag die Power-Tools von Ryobi, weil sie klein und handlich sind – ich bin zierlich gebaut und nicht wahnsinnig stark. Wenn ich an etwas arbeite, bei dem Sägespäne anfallen, decke ich meinen Computer-Arbeitsplatz ab und versuche, so viel wie möglich mit meinem Festool CT Mini Absaugmobil aufzufangen, oder ich arbeite auf einer kleinen „Dachterrasse“ vor dem Fenster.

Wie ordnest du deine Werkzeuge und Geräte?

Für meine Hand- und Power-Werkzeuge habe ich einen Rollcontainer, außer für die Schneid- und Schleifwerkzeuge, die auf meiner Elektronik-Werkbank stehen.

Ich liebe mein Beschriftungsgerät, mit dem ich die Etiketten für alle Schubladen etc. selbst erstelle. Außerdem habe ich eine Ladestation für mein iPad, Kindle und Smartphone, in der sie aufrecht stehen, fast wie in einem Bücherregal. Ich habe ein Video darüber gemacht, wie ich meine Werkbank organisiert habe.

Und noch eines über meinen Arbeitsplatz generell.

Und eines über meine Kamera-Ausrüstung und Video-Setup.

Welche Werkzeuge benutzt du am häufigsten?

Meine Seitenschneider und mein Löteisen, beide von Hakko, mein Creality 3D-Drucker und meine Panasonic GH5s Kamera.

Welches Werkzeug liebst du heiß und innig, benutzt es aber nur selten?

Meine computergesteuerte Stickmaschine! Sie hat eine Menge Zubehör und nimmt unfassbar viel Platz ein, verglichen mit einigen meiner meistgenutzten Werkzeuge, aber wenn sie dann mal zum Einsatz kommt und zeigt, was sie draufhat, ist das einfach so cool! Hier ist ein Projekt, wofür ich sie verwendet habe

Gibt es ein Werkzeug oder Material, das du oft verwendest, das in deinem Feld eher ungewöhnlich ist?

Ich habe eine Werkbank, wie sie sonst von Juwelier:innen verwendet wird, als meinen Elektronik-Arbeitsplatz eingerichtet (manchmal arbeite ich aber tatsächlich auch an Schmuck darauf). Ihre Arbeitsfläche ist höher gelagert als bei einem normalen Schreibtisch und sie hat ein Auffangtablett für kleine Abfälle, wie sie bei Elektronik-Reparaturen anfallen.

Was ich mit meinen Schüler:innen mache, um die anfängliche Hemmschwelle zu überwinden: Ich gebe ihnen einen Teardown auf – ohne das Ziel, das Ding nachher wieder zusammenbauen zu müssen.

Jede Tüftlerin und jeder Tüftler kann von schlimmen Verletzungen und Momenten des Scheiterns berichten. Du auch?

Ich habe mir auf der Kunsthochschule eine dieser klassischen Verletzungen zugezogen: Ich habe Papier mit einem Lineal und einer neuen, scharfen Klinge geschnitten. Mein Zeigefingerkuppe ragte ein bisschen über die Kante des Lineals hinaus und wurde prompt beinahe abgeschnitten. Die Hautklappe ist dann wieder angewachsen, aber ich habe kein Gefühl mehr darin. Also passt immer gut auf eure Finger auf, wenn ihr mit scharfen Klingen arbeitet!

Welchen Tipp hast du für Leute, die selbst mit dem Reparieren oder Basteln anfangen wollen?

Mach einfach! Du kannst anfangen, indem du dir Anleitungen raussuchst und lernst dann im Laufe der Zeit einfach dazu. Was ich mit meinen Schüler:innen mache, um die anfängliche Hemmschwelle zu überwinden: Ich gebe ihnen einen Teardown auf – ohne das Ziel, das Ding nachher wieder zusammenbauen zu müssen. Das kann ein Kinderspielzeug sein, ein altes Handy, ein Wecker, und so weiter. Wir versuchen herauszufinden, um welche Materialien es sich handelt, welche Werkzeuge und Techniken verwendet wurden, um es zusammenzubauen, und wenn wir Teilenummern finden, schlagen wir sie nach. Diese Erkundung ohne festgelegtes Ziel ist ein guter Weg, um möglichst ohne Stress praktische Erfahrung zu gewinnen. 

Möchtest du sonst noch etwas sagen?

Meiner Meinung nach ist es wichtiger denn je für uns Reparateur:innen, uns über unsere verschiedenen Sichtweisen auszutauschen. Technologie ist heute viel weniger reparierbar als früher, weil alles kleiner wird und durch geplante Obsoleszenz. Wenn uns unser Planet am Herzen liegt, müssen wir uns aktiv dafür einsetzen, dass Dinge repariert und wiederverwendet werden und nicht auf der Müllkippe landen. Zum Beispiel helfe ich, Elektroschrott-Recycling-Events bekannt zu machen und engagiere mich in meiner lokalen Buy Nothing-Gruppe.

Ach, und ich sollte euch noch auf meine aktuellsten Projekte verweisen – schaut einfach auf meinem YouTube-Kanal vorbei und folgt mir auf Instagram und Twitter!

Dieser Artikel wurde übersetzt von Maria Parker.