Durchdacht, elegant und Teardown-freundlich: Das Valve Index Headset
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Durchdacht, elegant und Teardown-freundlich: Das Valve Index Headset

In der nächsten Zeit stehen eine Menge AR- und VR-Neuerungen auf dem Kalender: Vor Kurzem kam das Meta Quest Pro auf den Markt, für 2023 sind schon Geräte von Apple und Sony angekündigt – da ist es höchste Zeit, dass wir mal das Valve Index einem Teardown unterziehen. Wir haben es zwar schon mal auseinandergenommen, um die Reparaturanleitungen dazu zu schreiben, aber die Teardown-Behandlung hatte es bisher noch nicht erfahren.

Aus dem frischgebackenen Meta Quest Pro haben wir über mehrere Stunden fast hundertfünfzig Schrauben ausgebaut und sind dabei an den Rand unserer Nervenkraft gekommen. Vom inzwischen schon drei Jahre alten Valve Index haben wir also nicht erwartet, dass es in dieser Hinsicht Teardown-freundlicher daherkommt. Aber es stellt sich heraus, dass Valve tatsächlich genau weiß, was es tut: Es ist ein Gaming-Unternehmen, das sich der Entwicklung von Gaming-Ausrüstung für Gamer:innen verschrieben hat. Die Firma hat überschaubare Budgets für die Entwicklung ihrer Geräte und ein paar wirklich clevere Ideen. Und das merkt man.

Nur 26 Schrauben müssen entfernt werden, die Demontage gestaltet sich leicht und intuitiv und ja, es wurden auch hier ein paar sehr menschliche Fehler gemacht. Aber alles in allem ist das Headset ziemlich beeindruckend, und ich wette, dass es nicht 36 Milliarden Dollar in der Entwicklung gekostet hat. Natürlich gibt es auch Dinge, bei denen wir uns etwas mehr Umsicht gewünscht hätten.

  • Es sieht nicht so aus, als könnte man die Lighthouse-Basisstationen selbst warten, und das ist wirklich schade, weil sie irgendwann Abnutzungserscheinungen zeigen werden. Wahrscheinlich hängt das mit Kalibrierungsschwierigkeiten zusammen, aber trotzdem, es wäre schön gewesen, dort selbst Hand anlegen zu können.
  • Viele der Polster am Headset und auch an den Controllern kann man nicht abnehmen, was nicht so toll ist – schließlich sind sie ständig im Kontakt mit der Haut und all ihren Absonderungen, da würde man sie gern mal reinigen können.
  • An ein paar Stellen wurde außerdem ziemlich aggressiver Klebstoff verwendet. Auch das hängt vermutlich mit Kalibrierungsschwierigkeiten oder Last-Minute-Anpassungen zusammen, aber Reparatur hält ein Gerät definitiv länger am Laufen als jeder Kleber.
  • Und dann diese Akkus in den Controllern – aber das ist eine andere Geschichte …

Andererseits gibt es wirklich viele Details, an denen wir uns freuen können. Der Sound ist unfassbar gut; Valve hat sich nicht gescheut, die Lautsprecher an eigenen Halterungen am Headset zu befestigen. Das Lautsprecher-Kopfband ist dabei übrigens nur über ein paar Kupfer-Pins mit dem Headset verbunden – ein einfach geniales Design, denn wo keine Kabel sind, können auch keine durchtrennt oder eingeklemmt werden. Alles an diesem Headset ist stimmig, von den perfekt ausbalancierten Controllern bis zu den herrlichen Tutorials auf der Website ist alles genau durchdacht und irgendwie menschlich. Meta scheint Probleme gehabt zu haben, seine Zielgruppe zu finden – das virtuelle Büro? Eine neue Art, auf Facebook zu browsen? Diese Abgekoppeltheit von den Nutzer:innen spürt man beim Meta Quest Pro. Die Hardware ist zwar beeindruckend, aber unnötig komplex, und die Software fühlt sich kalt und steril an und strahlt weder Wärme, noch Persönlichkeit aus. Valve dagegen scheint genau zu wissen, was die Index-Nutzer:innen brauchen – einfach, weil das Unternehmen selbst zu ihnen gehört.

Drei Jahre ist das Valve Index nun schon alt, und bei elektronischen Geräten kann das ein ganzes Zeitalter sein, aber dieses Headset ist eine Klasse für sich. Wir mögen nicht nur das durchdachte Design der Hardware, sondern auch die Umsicht, die Valve in der Produktentwicklung an den Tag gelegt hat: Die Entscheidung, das Steam Deck vollständig reparierbar und Ersatzteile leicht zugänglich zu machen, zeugt von echter Weitsicht. Wir sind schon gespannt auf das „Project Deckard“, das nächste VR-Headset von Valve, und hoffen, dass wir unserer Vision einer reparierbaren Zukunft damit noch einen Schritt näher kommen. 

Dieser Artikel wurde übersetzt von Maria Parker.