Teilekopplung ist geplante Obsoleszenz
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Teilekopplung ist geplante Obsoleszenz

Dieser Artikel ist ein Gastbeitrag von unseren Mitstreiter:innen beim Fight to Repair Blog.

Ironie des Zufalls oder perfektes Timing? Just in der Woche, in der Apple verkündete, dass sein Self-Service-Reparatur-Programm nun auch Kund:innen in einigen europäischen Ländern offensteht, wurde in Frankreich eine offizielle Beschwerde gegen das Unternehmen eingereicht: Apple wird beschuldigt, Nutzer:innen mithilfe von Software (und anderen Methoden) systematisch daran zu hindern, ihre Apple-Geräte zu reparieren und Ersatzteile von Drittanbietern zu verbauen.

Warnmeldungen wie diese erscheinen allen, die Komponenten austauschen, ohne sie von Apple autorisieren zu lassen – selbst dann, wenn es sich um ein Original-Apple-Ersatzteil handelt.

Die Beschwerde, die von der französischen Umweltinitiative HOP (Halte à l’Obsolescence Programmée – „Stopp der geplanten Obsoleszenz“) eingereicht wurde, bezieht sich auf die Serialisierung von Ersatzteilen, auch als Teilekopplung bekannt: Mit dieser Methode werden die Seriennummern von einzelnen Komponenten und Zubehör anhand von Mikrochips mit einem bestimmten iPhone gekoppelt. Dass Teilekopplung bei Komponenten zum Einsatz kommt, die häufig kaputtgehen und ausgetauscht werden – z. B. bei Display, Akku oder Kamera – „erlaubt dem Hersteller, die Möglichkeiten der Reparatur einzuschränken, insbesondere für nicht-autorisierte Reparateur:innen“, wirft HOP dem Konzern vor.

Grundlage für die Beschwerde ist ein Gesetz, das Herstellern untersagt, die Lebensdauer ihrer Produkte absichtlich zu verkürzen, um mehr verkaufen zu können (dieses Gesetz sollte es überall geben!).

Zu einer Zeit, in der Apple sich für sein Engagement für die Umwelt rühmt, ist unsere Aufgabe offenzulegen, wie viel Elektroschrott das Unternehmen in Wirklichkeit zu verantworten hat.

—Laëtitia Vasseur, Mitbegründerin und Generalsekretärin von HOP

Der Fall macht mal wieder deutlich, dass Vorsicht angebracht ist, wenn Apple sich reparaturfreundlich gibt: Zwar macht es einzelne iPhone- und Mac-Ersatzteile für Verbraucher:innen zugänglich. Aber im Großen und Ganzen ist sein Verhältnis zu Reparatur – gelinde gesagt – angespannt. In den USA ist Apple einer der wichtigsten Geldgeber für Lobbygruppen, die gegen Gesetze zum Recht auf Reparatur kämpfen. Und wenn Apple sich öffentlich zu Reparatur äußert, klingt es nicht nach einer harmonischen Beziehung.

Und selbst das Self-Service-Reparatur-Programm ist weitaus weniger nutzungsfreundlich als Apple es darstellt. Kund:innen werden mit horrenden Preisen und verwirrenden Reparaturoptionen regelrecht abgeschreckt. So wird beispielsweise eine Kaution von xx für die Apple-spezifischen Werkzeuge verlangt, die das Unternehmen für die Reparatur verleiht und die über dreißig Kilo auf die Waage bringen. Und selbst dann müssen die Ersatzteile – auch wenn es sich um Original-Apple-Teile handelt – noch von Apple freigeschaltet werden, damit sie richtig funktionieren und keine nervigen Warnmeldungen angezeigt werden.

Dieses Programm ist genau das Gegenteil vom „Du schaffst das!“-Gedanken der Reparatur-Community, wie hier bei iFixit, bei Repair Cafés oder anderen Reparatur-Initiativen.

Apples Versuche, Menschen möglichst vom Reparieren abzuhalten, haben System. Das Unternehmen stellt Reparatur als etwas dar, das nur von speziell ausgebildeten Techniker:innen durchgeführt werden kann, um zu verhindern, dass Reparatur zum Mainstream wird. Jede Reparatur, an die sich jemand nicht herantraut, steigert Apples Gewinne. Das neue reparaturfreundliche Gesicht des Unternehmens ist nichts als Fassade, um Kritik abzuwehren.

Wenn Apple unabhängige Reparaturen und Refurbishment verhindern will, dann muss das Gesetz sich dem entgegensetzen – solche Praktiken sind nicht mehr zeitgemäß, sie sind verantwortungslos und illegal.

—Samuel Sauvage , Mitbegründer von HOP

Aber ehrlich, Apple: Gebt euch wenigstens Mühe. 

Dieser Artikel wurde übersetzt von Maria Parker.