Teardowns

Im Samsung Galaxy S23 wartet eine Überraschung – aus dem iPhone 4

Three sets of hands pulling on a Samsung Galaxy S23 Ultra's battery tab.

Nein, wir haben nicht die „1“ im Titel vergessen. Wir meinen nicht das iPhone 14 vom Herbst 2022, sondern tatsächlich das mit über zehn Jahren schon wirklich uralte iPhone 4. Aber witzigerweise ist das alte 4 dem neuen 14 gar nicht so unähnlich, man konnte es nämlich noch gut auseinandernehmen (da war noch nicht so viel Klebstoff drin!). Und das 14 kann man wieder auseinandernehmen. Also Alt ist praktisch das neue Neu.

Jedenfalls sind die Reviews voll des Lobes für das Samsung Galaxy S23 Ultra. Die Software funktioniert bislang prima und man hofft, dass die Überhitzungsprobleme des S22 der Vergangenheit angehören – aber was die Hardware angeht, hat sich eigentlich nicht viel verändert. An dieser Stelle kurz der übliche Hinweis, dass wir mit Samsung zusammenarbeiten, um Samsung-Nutzer:innen den Zugang zu Ersatzteilen und Werkzeugen für die DIY-Reparatur zu erleichtern. Unsere redaktionellen Inhalte, also auch dieser Teardown, sind und bleiben aber völlig unabhängig. So, und jetzt ans Eingemachte.

Samsung S23 Ultra Teardown Video

Samsung S23 Ultra Röntgenbilder

Dank unserer Freund:innen bei Creative Electron sehen wir das Innere des diesjährigen Ultra zuerst in Graustufen. Auch bei genauem Hinschauen ist das einzige neue Element, das ich entdecken kann, ein ultra-großer Kühlkörper. Möglicherweise ein verbessertes Wärmeableitsystem (aus Edelstahl?), das dabei helfen könnte, die Hitze des Prozessors unter Kontrolle zu halten. Vielleicht hängt die Größe des Kühlkörpers auch damit zusammen, dass Samsung von Exynos wieder zurück zu Snapdragon CPUs übergegangen ist.

X-ray of the Samsung Galaxy S23 Ultra by Creative Electron

Machen wir’s auf!

Wir machen uns an den Öffnungsvorgang. Und der ist tatsächlich drastisch einfacher geworden, was aber nicht an Samsung liegt, sondern an unserem Werkzeug-Entwicklungsteam (danke für die Hilfe, Clampy!). Mit etwas Wärme aus dem iOpener und der gleichmäßigen Zugkraft der Anti-Clamp kommen wir verhältnismäßig gut durch den zähen Kleber. Und wo wir schon bei neuen Werkzeugen sind – auf der schönen blauen FixMat sehen die 17 Schrauben des Mittelrahmens nicht nur gleich viel hübscher aus, sondern gehen auch nicht verloren.

Und nun kommen wir zum Herzstück der Operation: Eine Zuglasche für den Akku, die doch stark an die im iPhone 4 erinnert. Diese nicht-elastischen Klebestreifen werden in vielen Geräten verwendet, zum Beispiel im OnePlus 5. Aber unsere erste Begegnung mit dieser Lasche ist über zwölf Jahre her (Mensch, wir werden alt). An dieser hier ziehen wir jedenfalls zunächst ohne großen Erfolg, ich vermute, dass sich der Kleber nicht an den richtigen Stellen löst. Dann aber geht es besser, und ich muss schon sagen: Das hier war der leichteste Akku-Ausbau seit dem S6 und S6 Edge. Die Zuglasche ist sogar als solche gekennzeichnet – Samsung gibt endlich zu, dass Akkus ausgetauscht werden können und sollten. Hurra!

Was ein austauschbarer Akku für das S23 Ultra bedeutet

Wir sind gespannt, wie sich das Gerät auf unserem Reparierbarkeitsindex schlägt, mit der neuen Zuglasche und ansonsten ohne wesentliche Veränderungen gegenüber dem Vorgängermodell. Das S21 hat es mit Müh und Not auf 4 von 10 Punkten geschafft – dort landet das S23 jetzt spielend! Mehr gibt es allerdings auch nicht, denn der Kleber muss immer noch entfernt und neuer aufgetragen werden.

Das S23 Ultra (rechts) unterscheidet sich nur durch die Akku-Zuglasche – von hier aus kaum zu sehen.

Aber für die Smartphone-Reparatur spielt nicht nur das Gerät selbst eine Rolle. Wenn Samsung noch Ersatzteile und Reparaturanleitungen zur Verfügung stellt, könnte es auf ganze 6 von 10 Punkten auf unserer Reparierbarkeitsskala kommen – einem Wert, den es seit über zehn Jahren nicht erreicht hat, und eine richtig gute Nachricht für alle DIY-Reparateur:innen. Da das Unternehmen schon für das S22 Ersatzteile und Werkzeuge zugänglich gemacht hat (zumindest in den USA), stehen die Chancen nicht schlecht, dass die Bewertung des S23 sich noch verbessert. Zufälligerweise kam auch das iPhone 4 auf diesen Wert – wirklich zufälligerweise, denn unsere Bewertungskriterien haben sich in dieser (langen!) Zeit verändert.

Insgesamt würden wir uns noch mehr freuen, wenn die Zuglasche etwas einfacher zu lösen wäre – aber allein die Tatsache, dass sie da ist, zeigt uns, dass sich auch immer mehr Hersteller Gedanken um Reparierbarkeit machen. Die Right to Repair-Bewegung ist nicht mehr aufzuhalten. Als Nächstes müssen wir jetzt herausfinden, wie wir Ersatzteile von Drittanbietern besser vor den Copyright-Beschwerden großer Hersteller schützen können – und ein bisschen weniger Klebstoff in Elektronik wäre auch gut.

Dieser Artikel wurde übersetzt von Maria Parker.