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Mit iOS 15.2 wird das Face ID-Problem bei Reparatur des iPhone 13 behoben (und der Reparierbarkeits-Index verbessert).

iPhone 13 mit ausgetauschtem Display, Warnung wird angezeigt.

Wir haben es überprüft und konnten es bestätigen: Mit iOS 15.2 wird die Face ID-Fehlfunktion behoben, die auftritt, wenn das Display des iPhone 13 außerhalb der offiziellen Reparaturkanäle ausgetauscht wird.

Wir können nicht sicher angeben, ob das Problem durch iOS 15.2 „behoben“, „korrigiert“ oder „rückgängig gemacht“ wird, da Apple keine Aussage dahingehend trifft, ob diese Einschränkung für die Telefonreparaturbranche auf einen Fehler, eine Entwicklungsentscheidung oder ein Experiment zurückzuführen ist. Die Ankündigung, Face ID sei nicht mehr fehlerhaft, nachdem ein (nicht von Apple genehmigter) Displayaustausch durchgeführt wird, war Teil einer anderen unabhängigen Aussage gegenüber The Verge bezüglich eines „Softwareupdates”. In Hinblick auf die Funktion von Face ID oder Reparaturen wurde in den offiziellen iOS 15.2 Versionshinweisen keine Aussage getroffen.

Ungeachtet des Ursprungs der Aussage bestätigte Apple nur fünf Tage nach unserem Bericht, dass es sich um ein Problem handelte. Das kommt bei einem Unternehmen mit einem Wert von fast 3 Billionen US-Dollar nicht häufig vor. Dadurch kommt diesem Versionsupdate um nur eine Nachkommastelle eine wichtige Bedeutung zu. Die Änderung ist so wichtig, dass wir unseren Reparierbarkeits-Index für die iPhone 13-Produktreihe um einen Punkt auf 6 von 10 verbessert haben, was den aktuellsten iPhones entspricht. Dazu später mehr.

Ein paar „wichtige Nachrichten“

iPhone 13 Display tauschen
Face ID entsperrt ein iPhone 13 mit einem ausgetauschten Display (links).

Als Version 15.2 öffentlich eingeführt wurde, schnappten wir uns zwei iPhone 13 Pro Max-Telefone. Das eine haben wir als Testeinheit eingerichtet, das andere als Teilespender. Das Testtelefon bestand ausschließlich aus Originalteilen, Face ID war funktionstüchtig eingerichtet, der Batteriezustand wurde angezeigt, True Tone funktionierte und die Kamera war vollständig funktionstüchtig. Dann haben wir den Akku, die Rückkamera und das Display aus dem Testtelefon entfernt und durch die entsprechenden Teile des Spendertelefons ersetzt. Das Testtelefon konnten wir sofort mit Face ID entsperren.

Dann wurde eine Warnung nach der anderen ausgegeben: „Wichtige Kameranachricht“, „Wichtige Batterienachricht“, „Wichtige Display-Nachricht“. Es besteht eine faszinierende, wenn auch kleine Diskrepanz zwischen den Warnungen: Es kann den Akku nicht „verifizieren“ anstatt das Display oder die Kamera zu „bestimmen“, und es geht um einen echten Apple „Akku“ und nicht um ein „Teil“. Wir vermuten, dass die Batterienachricht älter ist und die Kopie noch nicht aktualisiert wurde. Die Meldung lässt sich mit „OK” oder „Wechsle zu den Einstellungen für weitere Informationen” ignorieren.

Durch Auswählen der Schaltfläche „Einstellungen” erscheint ein neuer Abschnitt: „Mehr für dein iPhone.” Hier sind die „echten“ Warnmeldungen aufgeführt, zusammen mit Aufforderungen, die Einrichtung des iPhones abzuschließen.

An anderer Stelle, im Abschnitt „Info” unter Einstellungen, wird der neue „Teile- und Serviceverlauf” angezeigt, der die Bedenken von Apple bezüglich unbekannter Teile im Telefon genauer beschreibt. Darin ist die Aussage „Apple hat die Geräteinformationen für dieses iPhone aktualisiert.” enthalten. 

Auf der Website von Apple wird das Remote-Logging deutlich: „Das bedeutet, dass Apple die Geräteinformationen für dieses iPhone in Bezug auf Serviceanforderungen und Sicherheitsanalysen und zur Verbesserung zukünftiger Produkte analysiert hat.” Und: „Informationen über den Teile- und Serviceverlauf werden von Apple gesammelt und als Teil der Geräteinformationen für dein iPhone gespeichert. Diese Informationen werden für Serviceanforderungen, zur Sicherheitsanalyse und zur Verbesserung zukünftiger Produkte verwendet.” Wenn man diese wichtigen Komponenten unter iPhones auswechselt, mit Apple-Tools oder anderweitig, nimmt Apple dies zur Kenntnis.

Wie wir bereits gesehen haben, entstehen zusätzlich zu diesen schriftlichen Warnungen echte Konsequenzen durch die Bedenken von Apple. Es gehen Informationen zum Batteriezustand verloren, die darauf hinweisen, wann der Akku das nächste Mal ersetzt werden soll. Zudem funktionieren True Tone oder die automatische Display-Farbkalibrierung nicht und sind in den Display- und Helligkeitseinstellungen nicht verfügbar.

iOS settings screen, showing no "repair history" as before.
Wenn die Originalteile wieder eingebaut sind, gibt es keinerlei Anzeichen dafür, dass etwas passiert ist (zumindest auf deinem Telefon).

Unser Test-iPhone ist jetzt mit einigen Fragezeichen belastet. Wir schalten es aus, öffnen es, setzen alle Originalteile wieder ein und schalten es wieder ein. Face ID, der Batteriezustand und True Tone funktionieren wieder, jedoch ist der Teile- und Serviceverlauf des iPhones vollständig verschwunden. Der Abschnitt zwischen den Zahlen oben und dem Abschnitt „Titel/Videos/Fotos“ darunter ist einfach weg. Apple sagt jedoch, dass Aufzeichnungen geführt werden.

Was das für den Reparierbarkeits-Index des iPhone 13 bedeutet

Wir erkannten das Fehlverhalten von Face ID beim iPhone 13, als wir unseren Teardown des iPhone 13 Pro durchführten. Weitere Untersuchungen bestätigten, dass dies kein Zufall war. Dies führte zu einem komplexen Gesamtbild bezüglich iPhones und deren Reparierbarkeit.

Entfernen der kompletten oberen Einheit eines iPhone 12 Displays für die Verwendung in einem Austauschteil.

Das iPhone 13 war physisch besser reparierbar als das iPhone 12, da der Face-ID-Scanner und die nach vorne gerichteten Kamerakomponenten nicht mehr an andere Displaykomponenten gebunden waren. Der Austausch des Moduls aus Lautsprecher, Sensor und Scanner von einem Telefon zum anderen durch Wärmeanwendung und vorsichtiges Hebeln gestaltete sich besonders schwierig. Das Verschieben des Face ID-Moduls auf einen leichter zu entfernenden Teil im iPhone 13 schien einem einfacheren Austausch des Displays zuträglich. Dies war ein Lichtblick für düstere Zukunft der iPhone-Reparaturen, die scheinbar von zunehmend serialisierter Lockdowns geprägt war.

Bis wir versuchten, dieses entkoppelte Display tatsächlich zu ersetzen. Face ID verweigerte seine Reaktivierung und Funktion, als wir die Displays zwischen Modellen tauschten. Wir schrieben, es war „ein ziemlich verheerendes Kompatibilitätsupdate für Teile, das das Recht auf Reparatur weiter verletzt“ und das „die Glaubwürdigkeit der Reparatur durch Dritte untergräbt und die kritische Funktionalität des Geräts verringert, wenn es ohne die proprietären Kalibrierungswerkzeuge von Apple repariert wird.“ Daher haben wir dem iPhone 13 unseren Reparierbarkeits-Index 5 von 10 möglichen Punkten zugewiesen, einen Punkt weniger als dem iPhone 12 und den meisten anderen neueren iPhones.

Entfernen der einfacher gestalteten Einheit vom Display eines iPhone 13.

Jetzt treten wir mit einer nicht erwähnten Änderung an einem Code vom Abgrund zurück. Hätte dieses Face-ID-Problem weiterhin Bestand, wäre es uns schwer gefallen, jedem zu empfehlen, das Display des iPhone 13 selbst auszutauschen, um den Verlust einer wichtigen Funktion des Telefons und den Wiederverkaufswert des Telefons stark zu beeinträchtigen. Obwohl es keine Hinweise darauf gibt, dass Apple von Reparaturen durch Drittanbieter absehen wird, hat diese Änderung einen großen Einfluss darauf, wie Menschen ihr eigenes iPhone 13 reparieren können. Deshalb fügen wir dem Scoring der iPhone 13-Produktlinie einen Punkt hinzu, wodurch sich 6 von 10 Punkten ergeben.

Wir müssen eine ähnliche Neubewertung vornehmen, wenn Apple für aktuelle iPhones Anfang 2022 Teile, Handbücher und Werkzeuge für alle Anwender nach bedarf anbietet. Zwar haben wir noch keine Einblicke zu offiziellen Preisen oder Verfahren, dies geht jedoch über das Angebot der meisten Smartphone-Unternehmen hinaus (mit einer bemerkenswerten Ausnahme). Auch wenn Apple strenge Vorstellungen davon hat, was als „Reparatur“ gilt – jedem den Kauf von Teilen, Handbüchern und Spezialwerkzeugen zu ermöglichen und voraussichtlich Zugriff auf die Software zu erhalten, die erforderlich ist, um „Wichtige Hinweise“ auf dem eigenen Telefon zu verhindern, steht im Zentrum der Kampagne „Recht auf Reparatur“.

Schau regelmäßig hier rein. Bei deinem iPhone kann sich viel verändern, auch wenn es nicht in den Versionshinweisen steht.