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Wie Valve das Design von Spielekonsolen reformiert

Valve hat Wort gehalten – ab sofort gibt es bei uns Ersatzteile und Reparaturanleitungen für das Steam Deck, sowie Ersatzteile für das Index VR Headset

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Steam Deck

Informationen zur Reparatur, Demontage und Fehlersuche beim Steam Deck mit LCD Display, eine tragbare Spielekonsole von Valve. Veröffentlicht am 25. Februar 2022 und erkennbar an der Modellnummer 1010.

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Wir freuen uns sehr, mit Valve zusammenzuarbeiten, um Ersatzteile und Reparaturinformationen für Gamer:innen verfügbar zu machen. Denn Valve hat sich Gedanken gemacht – und kluge Entscheidungen getroffen, was das Design und die Veröffentlichung des Steam Deck angeht. Entscheidungen, von denen wir hoffen, dass sie Vorbild für andere Hersteller sein werden. Valve sagt:

Das Steam Deck Team ist stolz auf diese Zusammenarbeit. Beim Steam Deck haben wir Wert auf ein reparaturfreundliches Design gelegt. Daher ist es für uns einfach logisch, mit iFixit zusammenzuarbeiten, um unseren Kund:innen zu ermöglichen, sich Ersatzteile zu besorgen und ihre Geräte selbst zu reparieren.

Und so sah dieser reparaturfreundliche Designprozess im Einzelnen aus:

Reparierbarkeit noch vor der Veröffentlichung

Spielverrückte, freut euch: Wenn ihr mehr Speicherplatz braucht, könnt ihr einfach eine größere SSD einbauen – in diesem Bild bereits aus seiner Schutzhülle entnommen. 

Valve hat schon Monate vor der Veröffentlichung des Steam Deck versprochen, Ersatzteile verfügbar zu machen und ist auf Fragen aus der Reparatur-Community eingegangen – um das Ganze dann noch zu toppen mit der Ankündigung, auch Ersatzteile des Index VR Headsets bereitzustellen. In viel zu vielen Fällen spielt Reparierbarkeit beim Design eines neuen Produkts nur eine untergeordnete Rolle (es gibt ein paar herausragende Ausnahmen, wie der für Reparatur konzipierte Framework Laptop, und natürlich das Fairphone). Spielekonsolen gehörten lange zu den notorisch Reparatur-unfreundlichen Geräten. Wie erfrischend daher, dass ein Hersteller beim Design seiner lang erwarteten, neuen Spielekonsole Reparatur von Anfang an mitdenkt. 

Als nächstes hat Valve seinen eigenen Steam Deck Teardown veröffentlicht. Er ist nicht perfekt, denn er hört schon nach dem Ausbau der Thumbsticks und der SSD auf und beginnt erst nach über einer Minute an Sicherheitswarnungen, die durchschnittliche Tüftler:innen etwas überzogen finden könnten. Aber dann hat Valve uns (und anderen) ein Steam Deck für einen eigenen Teardown geschickt. Einen iFixit-Style-Teardown. Es ist einfach überwältigend, dass ein Hersteller uns überhaupt zeigt, wie man in seine Hardware hineinkommt; dass er es uns zum Auseinandernehmen schickt, bevor es überhaupt im Handel ist, verschlug uns die Sprache.

Modul-Bauweise = Reparierbarkeit

Wenn deine Thumbsticks nicht mehr mitmachen, kann das Spiel trotzdem weitergehen.

Im Teardown von Valve werden auch die Aspekte gut deutlich, die wir am Steam Deck besonders schätzen. Erstens: Austauschbare Thumbstick-Module sind ein riesiger Pluspunkt. In der Gaming-Industrie sind Thumbsticks generell nicht sonderlich lang haltbar, sodass die Hardware so konzipiert sein muss, dass man sie leicht ersetzen kann – und das hat Valve getan. Zweitens: Dass man die Speicherkapazität mit handelsüblichen Speichermedien erweitern kann, ist noch ein Pluspunkt. Wir haben von vielen Leuten gehört, die ihren Speicher erweitert haben, bevor offizielle Ersatzteile oder Anleitungen überhaupt verfügbar waren. So etwas kann man nur mit einem wirklich reparierbaren Produkt machen.

Während wir bei iFixit unseren Teardown durchgeführt und unsere Anleitungen erstellt haben, haben wir noch mehr gefunden, was uns gefällt. Das äußere Gehäuse wird mit einfachen Kreuzschlitzschrauben und Clips zusammengehalten, und wer schon einmal den Lüfter in einem Laptop ausgetauscht hat, wird wenig Schwierigkeiten haben, den Lüfter des Steam Deck auszutauschen. Noch ein kleiner, aber nicht zu unterschätzender Aspekt: Das Display-Kabel ist nicht fest mit dem Display verbunden. Das Display ist so ein wichtiges und oft teures Bauteil, dass es furchtbar ist, wenn man wegen einem kleinen Kabelschaden das ganze Display ersetzen muss. Im Steam Deck allerdings lässt sich das Kabel einfach vom Display lösen – Kinderspiel.

Da geht noch mehr

Für eine Handheld-Spielekonsole, die sicherlich überall hin mitgenommen wird, in Rucksäcke gestopft wird und von Hand zu Hand wandert, ist Reparierbarkeit eine besonders wichtige Eigenschaft. Valve hat nicht alle unserer Wünsche erfüllt – aber das Steam Deck hat es auf beachtliche 7 von 10 Punkten auf unserem Reparierbarkeits-Index gebracht.

Ganz oben auf unserem Wunschzettel: Ein besser erreichbarer Akku. Akkus haben nur eine begrenzte Lebensdauer, und sie zu ersetzen ist ein elementarer Teil der Gerätewartung. Leider wird der Steam Deck Akku mit Klebstoff an Ort und Stelle gehalten und unter mehreren empfindlichen Flex-Kabeln verborgen, die vorsichtig zur Seite bugsiert werden müssen. Oft empfehlen wir, starken Kleber mit Isopropylalkohol zu bearbeiten, aber in diesem Fall wäre das keine gute Idee – er würde durch die Löcher im darunterliegenden Rahmen sickern und möglicherweise das Display gefährden. Stattdessen kannst du Hitze anwenden und/oder mit viel Kraft versuchen, ihn herauszuhebeln; weshalb wir den Austausch des Akkus als „schwierig“ bewerten. Ihn auszutauschen ist definitiv machbar, und wir stehen dir dabei zur Seite, aber wir wünschten, es wäre leichter. Ein mit Klebstoff fixierter Akku ist nichts Ungewöhnliches, vor allem, wenn die Ladekapazität oberste Priorität hat – aber es ist schade, das in einem Gerät zu sehen, das ansonsten so reparaturfreundlich ist. (Vielleicht bekommen wir im nächsten Modell stattdessen elastische Klebestreifen?)

Die Steam Deck Kopfhörerbuchse ist auf einem eigenen Audioboard verbaut. (Schade, dass das beim USB-C-Anschluss nicht auch so ist.) 

Noch so ein Punkt: Obwohl wir die austauschbaren Thumbstick-Module wirklich klasse finden, wäre es schön gewesen, wenn die Kabel ihrer kapazitiven Touch-Sensoren nicht festgelötet wären. Denn wenn du nur die abgenutzten Thumbstick-Kappen oder die Sensoren ersetzen willst, stellt dich das vor eine echte Herausforderung: Du musst entweder die Lötverbindung herausbrechen oder das ganze Modul neu kaufen.

Und zum Schluss ein Wort zum USB-C-Anschluss. Ladeanschlüsse müssen ganz schön was aushalten, weil sie praktisch täglich genutzt werden. Nun ist der USB-C-Anschluss des Steam Deck direkt auf dem Motherboard verlötet. Wenn der Anschluss beschädigt wird, ist dir zu wünschen, dass du über gute Lötfähigkeiten verfügst – denn sonst bleibt dir nur, das komplette Motherboard zu ersetzen. (Die Kopfhörerbuchse andererseits ist auf einem eigenen austauschbaren Board verbaut und dürfte dir kein Kopfzerbrechen bereiten.)

Hersteller von Spielekonsolen, schreibt ihr mit?

Insgesamt sind wir sehr beeindruckt davon, wie sehr sich Valve engagiert, um Ersatzteile bereitzustellen, transparent zu sein, und bereits bei der Entwicklung neuer Geräte an deren Reparatur zu denken. Sie sind der Konkurrenz um Längen voraus.

Und das Timing könnte nicht besser sein. Das Recht auf Reparatur erhält jeden Tag mehr Unterstützung; auf der ganzen Welt wird erkannt, dass Reparatur ein unverzichtbarer Bestandteil einer nachhaltigen Zukunft ist. Die Industrie als Ganzes ist solchen Veränderungen gegenüber nicht immer aufgeschlossen – da ist es einfach wunderbar zu sehen, dass sich ein Unternehmen wie Valve Reparatur auf die Fahne schreibt und seine Kund:innen ausdrücklich dabei unterstützt, ihre eigenen Geräte zu reparieren. 

Wir sind zuversichtlich, dass sich auch andere Hersteller von Spielekonsolen einiges bei Valve abgucken werden. Und wir drücken die Daumen für eine noch bessere nächste Generation von Steam Decks – denn in punkto Reparierbarkeit ist da noch Spielraum, und wir können kaum erwarten zu sehen, wie Valve sich auf dem nächsten Level anstellt.

Update 23.5.2022: Viele Steam-Deck-Ersatzteile gibt es schon im Store zu kaufen, und in den kommenden Wochen werden noch mehr dazukommen. Die Nachfrage ist sehr hoch und einige Produkte sind bereits ausverkauft, aber keine Sorge – Nachschub ist unterwegs!

Dieser Artikel wurde übersetzt von Maria Parker.