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Was du wissen musst, bevor du dein Android-Smartphone reparierst (das weder ein Samsung noch ein Pixel ist)

Viel ist schon geschrieben worden über die Reparatur der zwei großen Android-Smartphone-Familien, nämlich Samsung und Googles Pixel. Aber es gibt noch viel, viel mehr Android-Verwandte in den Hosen-, Jacken- und Handtaschen dieser Welt. Die unglaubliche Vielfalt an Modellen, zu ebenso vielfältigen Preisen, macht Android das am meisten genutzte Smartphone-Betriebssystem der Welt. Was einerseits sehr viel Wahlfreiheit zulässt, es aber andererseits sehr, sehr knifflig machen kann, ein bestimmtes Android-Smartphone zu reparieren.

In diesem Beitrag teilen wir deshalb ein paar Tipps, was du bei der Reparatur von weniger bekannten Android-Modellen beachten solltest – ob du selbst reparierst oder zu einer Reparaturwerkstatt gehst. Wir werden dir hier nicht sagen, wie du bei einem bestimmten Display-Tausch vorgehen solltest oder wo sich in deinem Handy ungeahnte Kabel verstecken. Aber wir erzählen dir von den Erfahrungen und dem Wissen, die unsere technischen Redakteur:innen, unsere Teardown-Profis und spezialisierte Smartphone-Reparateur:innen im Laufe der Zeit so angesammelt haben. 

Das Android-Reparatur-Problem

Um zu erklären, was das Problem mit der Reparatur von Android-Smartphones ist, muss ich mit der Konkurrenz anfangen. Apples iPhones sind eine Produktlinie von einem einzigen Hersteller, und egal, welches Modell du hast – bestimmte Dinge bleiben immer gleich. Manche Teile lassen sich sogar in unterschiedlichen Modellen verbauen. Apple bietet einen Software-Support für 5 und mehr Jahre für iPhones. Es gibt hunderte eigene Apple-Stores und noch viel mehr autorisierte und auch unabhängige Werkstätten, die die Geräte reparieren. Aus diesen Gründen, und wegen ihrer anhaltenden Beliebtheit, verlieren iPhones weniger schnell an Wert als alle anderen Smartphones. Wenn man ein iPhone reparieren will, findet man also auf jeden Fall Ersatzteile, Ansprechpartner:innen und gute Gründe für die Reparatur.

Der Android-Markt ist das genaue Gegenteil: Es gibt tausende verschiedene Android-Smartphones, und manche Modelle gibt es sogar in verschiedenen Ausführungen – je nachdem, mit welchem Anbieter man seinen Vertrag abgeschlossen hat, oder in welchem Land du dein Smartphone gekauft hast. Weil es so viele unterschiedliche Modelle gibt, ist es bei Android-Smartphones leider nicht die Regel, dass Hersteller Ersatzteile für ihre Geräte produzieren (Ausnahmen gibt es zum Glück – Fairphone hat da den Anfang gemacht, aber zum Glück schließen sich immer mehr Hersteller der Reparaturbewegung an). Üblicherweise machen Hersteller gerade mal ein paar Software- oder Security-Updates verfügbar. Und dann kommen noch globale Lieferschwierigkeiten hinzu, wenn du Pech hast, und der Software-Support ist ebenfalls oft zum Verzweifeln.

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Wenn du dich also an die DIY-Reparatur machst oder dir einen Kostenvoranschlag von einer Werkstatt geben lässt, kann es passieren, dass die Reparatur mehr kosten würde, als nochmal das gleiche Gerät – oder sogar eine neuere Version – zu kaufen. Als mein Pixel 2 den Geist aufgab, hätte ich versuchen können, es zu reparieren; zu dem Zeitpunkt, Oktober 2020, gab es allerdings ein gutes, gebrauchtes Pixel 2 schon für 125 $ zu kaufen, und ein Pixel 3 für nicht viel mehr. Vor allem OLED-Displays für Android-Handys kosten oft mehr als ein neues (gebrauchtes) Gerät. Und sobald es darum geht, tieferliegende Probleme zu beheben – wie Schäden am Motherboard oder an einzelnen Komponenten – kommt man oft gar nicht weiter, weil für Android-Geräte nur wenige Schaltpläne im Internet herumgeistern.

Aber trotz alledem solltest du versuchen, dein Android zu reparieren! Denn gerade, weil sie recht rasch an Wert verlieren, kann es sich lohnen, ein ganzes Gerät als Ersatzteillager aufzuopfern. Anders als bei Apple-Geräten sind die einzelnen Bauteile von Android-Smartphones – wie Akkus, Displays oder Fingerabdruck-Sensoren – nur selten per Software an ein spezifisches Gerät gekoppelt. Und manche Modelle sind wirklich nicht so schwer zu reparieren oder auseinanderzunehmen – in manchen Fällen ist das Absicht, in anderen einfach nur Glück.

Es hatte doch so gut angefangen!

Früher – wie doch die Zeit vergeht! – bekamen Android-Smartphones, die auf unserem Teardown-Tisch landeten, stets gute Noten für Reparierbarkeit. Die Geräte damals waren einfach aufgebaut und man konnte ihre Akkus wechseln, indem man einfach eine Abdeckung entfernte. Auf unserem Reparierbarkeits-Index landeten Android-Smartphones regelmäßig bei 5 bis 9 von möglichen 10 Punkten. Erinnerst du dich noch an das Motorola Droid? Oder das Galaxy SIII? Den Akku herauszunehmen, war eine Sache von Sekunden, und viele Reparaturen ließen sich mit haushaltsüblichen Werkzeugen erledigen. Das änderte sich leider, so um 2014-2015 herum. Die Hersteller von Android-Geräten wollten, dass ihre Smartphones eher wie iPhones aussahen. Und dabei kam heraus: Ein möglichst dünner, möglichst gleichförmiger Quader, mit Glas auf Vor- und Rückseite, versiegelt mit Klebstoff. Das iPhone an sich war eigentlich gar nicht so, aber Smartphones wie das Galaxy S6 Edge, das HTC One M9 oder das Nexus 6P waren Vorreiter einer sehr verklebten Zukunft.

Die meisten Android-Geräte folgten dem Beispiel oder mischten noch ein paar andere Apple-artige Design-Features hinzu. Immerhin, etwas Gutes hatte die Sache: Der Trend zu einem Display, dass die gesamte Gerätevorderseite in Anspruch nimmt, bedeutete das Ende für Androids typische Soft Touch Buttons – dieses Panel mit den drei Symbolen für „Zurück“, „Home“ und „Multitasking“ (manchmal ergänzt um Samsungs „Menü“-Option). Die Kabel für diese winzigen Touch Buttons waren nämlich immer im Weg, wenn man eigentlich an andere Komponenten herankommen wollte.

Was die Profis sagen

Ich habe ein paar Smartphone-Reparatur-Profis nach Tipps gefragt – für die Reparatur von Android-Smartphones (die weder Samsung noch Pixel sind). Die kurze Antwort: Es kommt darauf an – und zwar vor allem darauf, ob man an Ersatzteile herankommt.

So ziemlich alle, die ich gefragt habe, haben gesagt, dass die iFixit Reparaturanleitungen eine wertvolle Ressource für die Reparatur von Smartphones sind, mit denen sie bisher noch keine Erfahrung hatten (und genau das wollten wir doch hören, oder?). Ein paar Profis sagten, dass Handys von LG und Motorola für Leute ohne Erfahrung etwas einfacher zu reparieren seien als Smartphones von anderen Herstellern. Abgesehen davon ist es größtenteils Glück (oder eben Pech), ob dein Handy leicht zu öffnen ist oder sich als verklebter Kabelsalat herausstellt.

Ein Tipp von jemandem, deren Namen nicht genannt werden soll: „Prüfe immer zweimal, um welche Schrauben es sich handelt. Samsung und die meisten anderen Hersteller verwenden hauptsächlich Kreuzschlitzschrauben, aber Google und ein paar andere nehmen auch mal etwas völlig anderes. Ich weiß nicht, wie oft ich schon total kaputte Smartphones gesehen habe, die dadurch ruiniert wurden, dass jemand versucht hat, alle Schrauben mit einem Kreuzschlitzschraubendreher zu lösen.“

Emily Cottrell, leitende Technikerin im Reparatur-Depot bei FixIT Mobile, gab den Rat, jede Geräte-Dokumentation mehrfach von vorn bis hinten durchzulesen, bevor man überhaupt den Werkzeugkoffer aus dem Schrank holt. „So weit ich weiß, hat fast kein Android-Smartphone Laschen, mit denen man den Akku einfach herauslösen kann“, schrieb sie. „Sei also besonders vorsichtig, dass du den Akku nicht verbiegst, wenn du versuchst, ihn herauszulösen. Außerdem verstecken sich in Androids gerne mal Flachbandkabel unter dem Akku.“ – Ein Grund mehr, vorsichtig vorzugehen und ausreichend Isopropyl-Alkohol oder Klebstoffentferner anzuwenden.

Weil der Markt für Android-Ersatzteile so unsicher ist, kann es ratsam sein, sich ein Gerät zu kaufen, das als „defekt“ oder „Ersatzteillager“ auf eBay oder anderen Seiten angeboten wird – ein weiterer Tipp aus dem Expert:innen-Pool. Jedenfalls, „solange es sich nicht um einen Wasserschaden handelt“. In der Beschreibung sollte genau beschrieben werden, was an dem Gerät kaputt ist; dann hast du gute Chancen, die Ersatzteile daraus entnehmen zu können, die du brauchst. Cottrell sieht das anders; ihrer Erfahrung nach lassen sich die meisten Ersatzteile schon irgendwie finden, und ein defektes Gerät zu kaufen, ist immer ein Risiko. (Wir tendieren natürlich dazu, dir hochwertige Ersatzteile mit Qualitätsgarantie ans Herz zu legen – aber auch wenn wir sie nicht verkaufen würden: Bei „defekten“ Handys ist auch ziemlich viel dabei, was wirklich nur noch Schrott ist. Leider.)


Habe ich etwas ausgelassen? Hast du noch einen Tipp parat, oder hast du etwas herausgefunden, das alle Pixel-Modelle gemeinsam haben? Lass uns einen Kommentar da oder schreib uns in den sozialen Medien (Twitter, Facebook, Instagram).

Dieser Artikel wurde übersetzt von Maria Parker.