Frag iFixit: Alles, was du über Isopropyl-Alkohol wissen wolltest
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Frag iFixit: Alles, was du über Isopropyl-Alkohol wissen wolltest

Während der Corona-Pandemie wurde uns eindrücklich bewusst, dass viele selbstverständlich gewordene Gegenstände unseres Alltags von internationalen Lieferketten abhängen, die ganz und gar nicht selbstverständlich sind. Auch ein Produkt, das wir für viele Reparaturen und zum Reinigen bestimmter Komponenten empfehlen, war davon betroffen: Isopropyl-Alkohol, auch Isopropanol genannt. Inzwischen wird Desinfektionsmittel, das in vielen Fällen auf Isopropanol basiert, zwar nicht mehr rationiert und auch der Preis für Isopropanol selbst ist nach seinem schwindelerregenden Höhenflug im Jahr 2020 wieder deutlich gesunken. Aber wer weiß – vielleicht hast du an einem grauen Winterwochenende einfach keine Lust, nochmal loszuziehen, weil dir bei einer Reparatur der Isopropyl-Alkohol ausgegangen ist. Deshalb haben wir dir alle wichtigen Infos dazu und zu möglichen Alternativen zusammengestellt.

Denn bei diesem Thema kommen immer jede Menge Fragen auf. Kann man statt Isopropyl-Alkohol auch hochprozentige Einreibemittel verwenden, wie Franzbranntwein? Wie sieht es mit Sprays für die Wunddesinfektion aus, oder mit Händedesinfektionsmitteln? Wie viel Prozent Alkohol müssen enthalten sein, damit ich das Mittel für die Reinigung elektronischer Geräte verwenden kann? Und kann das Zeug eigentlich Feuer fangen, wenn bei der Reparatur ein Funken springt?

Schaffen wir Klaren Klarheit!

Was ist Isopropanol und wie wird es hergestellt?

Isopropanol ist eine klare, brennbare Flüssigkeit. Es riecht ein wenig wie Wodka oder andere hochprozentige Spirituosen, aber eben ohne jegliche Aromen. Hergestellt wird es aus Wasser und Propen (das aus Propan und anderen Kohlenwasserstoffen gewonnen wird); die Mischung wird destilliert, bis die gewünschte Konzentration erreicht ist – ähnlich wie bei der Herstellung von Schnaps.

Üblicherweise wird Isopropanol in den Konzentrationen 70 % und 90 % angeboten, was sich auf den Alkoholanteil bezieht, aber manchmal sieht man auch Mischungen mit 60 % oder, in spezialisierten Geschäften, mit 95-99 % Alkoholanteil.

Warum empfielt iFixit Isopropyl-Alkohol, um elektronische Geräte zu reinigen und Klebstoff zu entfernen?

Aus mehreren Gründen: Er ist weithin verfügbar (in Nicht-Krisenzeiten jedenfalls), relativ preisgünstig und erledigt mehrere wichtige Aufgaben gleichzeitig. Isopropyl-Alkohol

  • Löst Öl, Klebstoffe, Flux, Fingerabdrücke und andere Verunreinigungen einfach auf
  • Hinterlässt kein Öl oder andere Stoffe (was zum Beispiel bei vielen Ethanol-basierten Mischungen der Fall ist)
  • Verdunstet schnell (jedenfalls bei Temperaturen über 15°C)
  • Ist relativ ungiftig, solange du in einem gut belüfteten Raum arbeitest
  • Tötet Viren und Bakterien ab (in Konzentrationen über 60/70 %)
  • Lässt sich gut mit Wasser mischen und verdunstet auch mit dem Wasser, sodass er gut dafür geeignet ist, elektronische Geräte nach einem Flüssigkeitsschaden zu reinigen und Korrosionsschäden vorzubeugen.

Ich konnte nur 70 %-iges Isopropanol finden. Kann ich das zum Reinigen elektronischer Geräte verwenden?

Wenn du an Leiterplatten oder anderen elektronischen Bauteilen arbeitest, solltest du zu einer Mischung mit mindestens 90 % Alkoholanteil greifen. Wenn du allerdings nur etwas Klebstoff auf Metall oder Plastik auflösen willst, kannst du zur Not auch 70 %-ige Mischungen verwenden; pass aber auf, dass nichts davon auf Platine oder Kabel gerät. In Mischungen mit weniger als 90 % Alkohol kann der höhere Wasseranteil dazu führen, dass die Flüssigkeit langsamer verdunstet und leichte Verunreinigungen vom Wasser zurückbleiben.

Für die meisten Anwendungen sind 90 % völlig ausreichend. 99 %-iges Isopropanol mag der Idealfall sein, ist aber nicht immer leicht erhältlich. Wenn du welches siehst, kauf dir eine Flasche auf Vorrat; aber wenn du keins findest, ist es nicht schlimm.

Was ist mit anderen hochprozentigen Mischungen, wie Nagellackentferner?

Unsere Empfehlung: Verwende etwas, von dem du weißt, wie es wirkt und was drin ist – Isopropanol und Wasser. Franzbranntwein, denaturierter Alkohol, Wund- und Handdesinfektionsmittel und andere Mischungen mit hohem Alkoholanteil enthalten oft andere Chemikalien, Aromen oder andere Stoffe, die nicht dieselbe Wirkung haben wie Isopropanol. Sie können ernsthaften Schaden an elektronischen Geräten und Komponenten anrichten. Wenn ein Produkt etwas anderes enthält außer Isopropyl-Alkohol und Wasser, lässt man am besten die Finger davon.

Das trifft insbesondere auf Nagellackentferner zu, der auf Aceton basiert. Aceton ist ein stärkeres Lösemittel für Klebstoff als Isopropanol, jedenfalls was die Klebstoffe betrifft, die üblicherweise in elektronischen Geräten verwendet werden. Aber Aceton schädigt auch ABS-Kunststoff, den am häufigsten genutzten Kunststoff in Elektronik. Deshalb enthält unser Klebstoffentferner, der im US-Store erhältlich ist, nur ein winziges bisschen Aceton, gerade so viel, um ihn effektiver zu machen, aber nicht so viel, um Kunststoffen schaden zu können – solange du ihn schnell wieder abwischst, jedenfalls. 

Und Wodka?

Die meisten Wodkasorten enthalten, wie die meisten Schnäpse, um die 40 % Alkohol und sind damit nicht für Elektronik-Reparaturen geeignet.

Aber ich habe hier einen Schnaps, der echt hochprozentig ist.

Spar dir den lieber für die nächste Feuerzangenbowle auf – er basiert auf Ethanol (auch: Ethyl-Alkohol), und das ist nicht dasselbe wie Isopropanol.

Kann Isopropyl-Alkohol mein Display, meine Tastatur oder Komponenten im Inneren meiner Geräte schädigen?

Solange du dich an unsere Anleitungen hältst, sollte nichts passieren – wir empfehlen die Verwendung von Isopropanol nur an Stellen, wo es keinen Schaden anrichten kann. In unserer Anleitung zum Austausch des Akkus in einem MacBook Pro (15 Zoll, 2013) weisen wir beispielsweise darauf hin, dass unser eigener Klebstoffentferner – der größtenteils Isopropanol, aber eben auch eine kleine Menge Aceton enthält – die Entspiegelungs-Beschichtung deines Displays und das Plastik der eingebauten Lautsprecher beschädigen kann. 

Metall und Leiterplatten sind im Allgemeinen unempfindlich, was Klebstoffentferner angeht. Vorsicht ist geboten, wenn du an den Komponenten eines Displays arbeitest (vor allem am LCD- oder OLED-Untergrund hinter der oberen Schicht), an Teilen aus Kunststoff und natürlich, wenn du mit Teilen hantierst, die zusammengeklebt bleiben sollen. Generell ist ein vorsichtiges Vorgehen immer empfehlenswert, und noch besser ist es, sich vorab zu informieren. Bei Techspray, einem Hersteller von  Reinigungsmitteln für Elektronik, findest du eine detaillierte Liste dazu, welche Materialien wie auf den Kontakt mit Isopropyl-Alkohol reagieren. Wenn du die Wirkung nicht genau abschätzen kannst, nimm lieber nicht zuviel Alkohol (generell eine gute Idee, nicht nur in Bezug auf Elektronik).

Wir empfehlen Isopropyl-Alkohol auch beim Reinigen von Tastaturen, aber du solltest ihn nur auf einem feuchten Lappen verwenden und nicht einfach draufkippen.

Viele Hersteller elektronischer Geräte geben Empfehlungen dazu ab, welche Bauteile man mit alkoholhaltigen Lösungen reinigen kann. Microsoft zufolge kann man die filzartige Alcantara-Oberfläche seiner Surface-Geräte mit 70 %-igen Alkohollösungen reinigen. Apple warnte früher, dass alkoholhaltige Reinigungsmittel seine Displays beschädigen könnten, inzwischen aber steht die Verwendung einer 70 %-igen Lösung ganz oben auf der Liste auf der offiziellen „iPhone reinigen“-Seite. Es kann also hilfreich sein, einfach mal nachzusehen, ob es auch für dein Gerät Empfehlungen des Herstellers gibt.

Isopropanol ist brennbar und hat ein Gefahrenstoffzeichen auf der Flasche. Sollte mir das Sorgen machen?

In fast jeder iFixit-Anleitung geht es zu einem guten Teil darum, an den Akku heranzukommen und ihn vom Gerät zu trennen, bevor du irgendwelche Arbeiten durchführst, bei denen du in Kontakt mit Stromkreisen kommst. Sobald der Akku vom Gerät getrennt ist (oder das Gerät vom Stromnetz getrennt ist, wenn es keinen Akku hat), ist die Wahrscheinlichkeit, dass aus Versehen Funken entstehen oder das Isopropanol erhitzt wird, deutlich reduziert. Dass durch eine elektrostatische Entladung deiner Kleidung oder eines Teppichs ein Brand entsteht, ist ziemlich unwahrscheinlich, aber es lohnt sich trotzdem, vorsichtig zu sein. Worauf du achten solltest, sind insbesondere Kondensatoren mit höherer Kapazität, wie sie in größeren Geräten vorkommen, weil sie auch nach der Trennung der Stromzufuhr eine Ladung halten können. Bei den meisten Reparaturen kleinerer Geräte musst du dir darum aber keine Sorgen machen.

Allerdings ist und bleibt Isopropyl-Alkohol eine brennbare Substanz, die gesundheitsschädliche Dämpfe absondert. Gehe also verantwortungsvoll damit um: Setze Isopropanol keinen offenen Flammen, Funken und hohen Temperaturen aus. Verschließe die Flasche fest, wenn du fertig bist (dadurch verhinderst du auch, dass es dir einfach verdunstet). Und verwende das Mittel nicht, wenn nicht für ausreichend frische Luft gesorgt werden kann.


Wir möchten uns bei Old Turkey, Mayer und anderen Community-Mitgliedern bedanken, die ihr Wissen im iFixit-Forum geteilt und auf diese Weise zu diesem Artikel beigetragen haben. Hast du noch andere Fragen zu Isopropanol oder zu anderen Reparatur-Themen? Worüber sollen wir als Nächstes schreiben? Lass uns einen Kommentar da oder tag uns in den Socials.

Dieser Artikel wurde übersetzt von Maria Parker.