
Dass man Sachen kaufen und verkaufen kann, gehört zu den ersten Lektionen, die wir unseren Kindern mitgeben: Du legst dein Geld auf den Ladentisch und bekommst dafür etwas, was jetzt dir gehört. Klar, später wird das alles dann etwas komplizierter – Verträge mit Kautionsvereinbarungen, Leasing-Verträge, Genossenschaftseigentum. Aber das Prinzip dahinter ist simpel: Wir kaufen etwas, um es zu besitzen. Ob das jetzt eine Packung Kaugummi ist oder ein Computer.
Aber was „kaufen“ bedeutet, wird gerade von etlichen Anbietern ziemlich frei ausgelegt. Sie kommen damit durch, weil alle meinen, sie müssten ständig mit der „Cloud“ verbunden sein, und es als selbstverständlich hinnehmen, dass unsere Geräte einfach viel zu kompliziert sind, als dass Normalsterbliche sie verstehen könnten. Es wäre fast schon bewundernswert, wie kreativ manche „Eigentum“ definieren – wenn es nicht so deprimierend wäre:
- Man kann Sensoren, Kameras und andere Home-Security-Gadgets bei Charter Spectrum „kaufen“, aber wenn das Unternehmen beschließen sollte, diesen Geschäftszweig aufzugeben, sitzt du mit einem Haufen an Ausrüstung da, die du mit keinem anderen Überwachungsdienst verwenden kannst.
- Man kann einen Drucker „kaufen“, der dich daran hindert, die Druckertinte in seinem Inneren zu verwenden, solange du nicht ein monatliches Abonnement abschließt.
- Einst konnte man einen Automatisierungs-Hub für Zuhause bei Revolv kaufen, mit dem man sogar ein „lebenslanges Abo“ bekam. Aber damit war es aus und vorbei, als sein neuer Besitzer Nest/Google die Geräte absichtlich lahmlegte.
Wir bei iFixit setzen uns jeden Tag für das Recht auf Reparatur ein, und wir sind meistens wütend, traurig oder können einfach nicht fassen, was wir sehen. Wir denken über die Umweltfolgen von Elektroschrott nach, wir spüren den Frust von Menschen, die versuchen, etwas wieder zum Laufen zu bringen, und wir wissen, wie viel Geld verschwendet wird, wenn ein ganzes Logic Board ersetzt wird, anstatt nur ein winziges Drähtchen zu reparieren. Manchmal können wir einfach nicht glauben, wie viel Klebstoff in Geräte gepackt wird. Aber was eigentlich viel wichtiger ist: Solche reparaturfeindlichen Designs verwehren uns unser gutes Recht – das Recht darauf, die Sachen, die wir besitzen, so zu verwenden wie wir wollen.

„Wenn du es nicht reparieren kannst, gehört es dir nicht.“ Das steht ganz oben auf unserem Reparaturmanifest, noch vor den Punkten zu Recycling, Geld und Bildung. Es gibt Produkte, die dafür gemacht wurden, ihren Besitzer:innen nützlich zu sein, und es gibt Produkte, die eigentlich nur existieren, um ihren Herstellern möglichst viel Geld einzubringen. Das ist ein ganz grundsätzlicher Unterschied. Wenn ein Produkt absichtlich so designt wurde, dass man nicht leicht durchblickt, wie es funktioniert, wie man es reparieren oder personalisieren könnte, oder wie man es auf eine vom Hersteller nicht vorgesehene Weise verwendet, dann geht es bei diesem Produkt nur ums Geld.
Und leider beschränkt sich das nicht auf Unterhaltungselektronik. Bis 2019 konnte man beim Video-Service UltraViolet Filme kaufen und anschauen, bis die Filmbranche beschloss, eine andere Methode der Lizenzverwaltung zu unterstützen. Die Folge: Kund:innen erhielten eine Serie verwirrender und dürftig geschriebener E-Mails, die erklärten, sie sollten ja nicht ihre UltraViolet-Konten von ihren Vudu-Konten zu trennen, bevor UltraViolet all seine Dienste einstellte, weil sie sonst alle gekauften Filme verlieren konnten.
Dasselbe könnte mit Spielen auf Steam oder Epic passieren, Filmen auf iTunes, Google Play oder Amazon, E-Books auf Nook oder Kindle – man kann zwar auf Umwegen verhindern, seine Einkäufe zu verlieren und sie exportieren. Aber die Unternehmen, denen die Server gehören, bestimmen weitestgehend, wann man Zugang hat, in welchem Format und mit welchen Apps. Mit Microsofts E-Book Store ist das schon passiert, und auch wenn es ein paar Rückerstattungen und Gutscheine gab, verloren die Kund:innen alles, was sie dort gekauft hatten. Es ist wie bei den Geräten, die ich vorhin erwähnt habe: Wenn die Nutzung von Inhalten an Bedingungen geknüpft ist, die man nicht ändern oder verbessern kann, dann kann man eigentlich nicht davon sprechen, dass einem diese Inhalte wirklich gehören.
Vielleicht regst du dich nicht so sehr über merkwürdige Schrauben, hauchdünne Kabel oder störrischen Klebstoff auf wie wir. Das ist in Ordnung. Wir setzen uns auch für die unabhängigen Werkstätten ein, die sich mit diesen Dingen rumschlagen, wenn sie deine Geräte reparieren. Aber worum es hier eigentlich geht, ist die Freiheit, mit deinem Eigentum tun und lassen zu können, was du willst. Die Dinge, die du gekauft hast, sollten dir gehören – in vollem Maße, ohne Wenn und Aber. Es ist so simpel, dass ein fünfjähriges Kind das kapiert.
Dieser Artikel wurde übersetzt von Maria Parker.
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