Als ich noch ein Kind war, habe ich meinen Vater ständig angebettelt, ihm am Wochenende bei seinen Projekten helfen zu dürfen. Mit der Taschenlampe in der einen und seinem Werkzeugkasten in der anderen Hand begleitete ich ihn. Während der Arbeit sangen wir miteinander “Cecilia” von Simon and Garfunkel und immer wenn er mir den Auftrag gab, mit meiner Taschenlampe auf etwas zu leuchten, fühlte ich mich wie die Auserwählte. Und wenn er mich nach einem Schraubenzieher fragte, gab ich zurück: „Kreuzschlitz oder Schlitz?“
Lange dachte ich, es gäbe nur diese zwei Schraubenkopfprofile. Dabei ist die Welt voll von fantastischen Bits – wenn man nur weiß, wo man sie findet. Sie sind unglaublich widerstandsfähige Geschöpfe. Als Schrauben im Mittelalter erfunden wurden, hatten sie nur einen einzigen Zweck: Dinge miteinander zu verbinden. Mit der Zeit kreierten die Hersteller Schrauben für andere Zwecke: um Menschen auszusperren
Während proprietäre Schraubenprofile lizenziert und dadurch oft (aber nicht immer) eingeschränkt verfügbar sind, stellen Sicherheitsschrauben ein größeres Problem dar. Sie sind normalerweise so entwickelt, dass sie ohne das passende (häufig ungewöhnliche) Bit kaum zu entfernen sind. Es gibt dutzende Arten von Sicherheitsschrauben, aber die Pentalob ist wahrscheinlich die berühmteste von allen.
Die Pentalob ist eine fünflappige, blütenförmige Schraube – und ausgerechnet Apple hat sie für sich auserkoren, auch noch in der winzigsten Version, die man sich vorstellen kann. Mechanisch ist die Pentalob anderen Schrauben eher unterlegen. Sie hat eine geringe Profiltiefe, die die Schraube anfällig für Ausreißer macht. Entsprechend hat sie dann auch erst mal noch zuverlässiger dafür gesorgt, Apple-Geräte völlig unzugänglich zu machen.
Im Jahr 2009 setzte Apple die Pentalob zum ersten Mal ein. In Apples Flaggschiff-Laptop, dem 15-Zoll MacBook Pro von 2009, war der Akku durch Pentalobs fixiert, vermutlich um einen Akkutausch durch Endanwender zu verhindern. Aber so richtig Aufsehen erregte die Pentalob erst ein Jahr später, als sie auf der Außenseite des iPhone 4 die Stelle der herkömmlichen Phillips-Schraube einnahm. Als wir sie das erste Mal am iPhone sahen, dachten wir, sie sei vielleicht eine Art mutierte Torx-Schraube. Natürlich hatten wir zu diesem Zeitpunkt keinen passenden Schraubendreher, aber mit ein wenig Fummelei gelang es uns, die kleinen Schrauben trotzdem herauszuziehen.
Einmal geht ja, aber jedes Mal diese umständliche Fummelei, wenn wir das iPhone und dessen Nachfolger aufmachen müssen? – Nein Danke!
Im Jahr 2010 konnten wir keinen einzigen hochwertigen Anbieter finden, der die von Apple verwendeten Schraubendreher verkaufte. Also haben wir die Schraube nachgebaut und unseren eigenen Schraubendreher hergestellt. Wir waren nicht die einzigen. Heutzutage findet man Pentalob-Bits in fast jedem Elektronik-Werkzeugset, so auch in unserem Manta Precision Bit Set und Mahi Precision Bit Set. Für viele DIY-Bastler ist das immer noch eine Einstiegshürde – aber keine mehr, die allzu schwer zu überwinden ist.
Die Pentalob wird immer mit Apple assoziiert bleiben. Aber auch andere Hersteller haben die fünflappige Schraube für sich entdeckt. Vor einigen Jahren entdeckten wir den ersten Satz Pentalobe-Schrauben außerhalb des Apple-Ökosystems: zunächst im Huawei P9, wenig später im Meizu MX6. Da es keinen wirklichen funktionellen Grund für die Wahl dieser Schraube gibt, kann ich nur vermuten, dass sie dadurch den beliebtesten Geräten von Apple ähnlicher sein sollen.
Die Pentalob ist definitiv nicht meine Lieblingsschraube, deswegen fällt es mir schwer, dieses Bit zu loben. Aber, wie bereits gesagt, Schrauben sind widerstandsfähige Geschöpfe. Das gleiche gilt für Reparaturbegeisterte. Unternehmen werden weiterhin neue Sicherheitsschrauben auf den Markt bringen und Menschen, die etwas reparieren wollen, werden einen Weg finden, um sie zu umgehen. Mehr denn je ermöglichen schnelle Fertigungsmöglichkeiten eine kürzere Produktionszeit für kundenspezifische Bits. Wenn es also eine neue Schraube gibt, wird es auch bald einen Bit geben.
Und genau das ist ziemlich fantastisch.
Schau dir auch unsere Bit-Geschichten über das Schlitz-Bit, das Vierkant-Bit und das Kreuzschlitz-Bit an! Und wenn du unseren Newsletter abonnierst, erfährst du immer gleich, wenn es wieder einmal eine neuen Bit gibt!
Dieser Artikel wurde übersetzt von Manuel Häußermann
0 Kommentare