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Die Reparatur von Samsung Smartphones

Teardowns machen uns manchmal so viel Spaß, dass wir vergessen, warum wir sie machen: Um zu verstehen, wie Dinge repariert werden können. Wenn wir uns durch das Display, die Kabel und den ganzen Kleber eines Galaxy Note 20 gegraben haben, nehmen wir gleich nochmal eines auseinander (manchmal sogar dasselbe, wenn wir es wieder komplett zusammenschrauben können), machen Bilder und Notizen und schreiben unsere Reparaturanleitungen.

Wir nehmen schon seit so vielen Jahren Geräte auseinander, dass wir jeden Trend, jeden Designfehler und jede Problemstelle kennen. Wir wissen von den Kabelfallen, den schwer erreichbaren Schrauben und vom Kleber, der kaum zu lösen ist. Zeit, euch ein paar unserer Geheimnisse zu verraten.

Übrigens: Wenn du kein Samsung-Gerät, sondern ein iPhone hast, haben wir die Erfahrungen unserer Redakteure und Techniker dazu in einem anderen Artikel zusammengefasst.

Natürlich wissen auch wir nicht alles. Wenn du mehr Infos hast, gib uns Bescheid! Schreibe einen Kommentar hier oder auf einem unserer Social Media Kanäle: Twitter, Facebook, Instagram.

Die schlechte Nachricht zuerst: Die Rückseite aus Glas.

Die ganzen hellen Flächen? All das ist Kleber im S10+.

Moderne Telefone von Samsung machen es dir nicht einfach. Egal, was du reparieren willst, du musst erstmal die Rückseite entfernen und das bedeutet Hitze, Schweiß, Alkohol (für den Kleber), Hebeln, gemurmelte Flüche und unterdrückte Tränen, wenn das Glas die ersten Risse bekommt.

Samsung produziert gerne Produkte mit gekrümmtem Glas und ist sehr stolz darauf. Wir dagegen sind gar nicht begeistert davon. Wenn die Rückseite aus Glas einen Sprung hat, wird du bei jedem Versuch, das Glas zu entfernen, alles nur noch schlimmer machen. Eine gekrümmte Rückseite anzuheben ist schon schwer. Aber dann noch den richtigen Winkel zu finden, um das Glas ohne Schaden herauszuhebeln, das ist richtig schlimm. Und dann erst kommt der Kleber.

Der Kleber in den modernen Smartphones von Samsung ist schmieriges, schwarzes, klebriges Zeug. Je älter das Telefon, desto schlimmer. Was natürlich großartig ist, wenn du nach rund zwei Jahren deinen Akku tauschen willst. Du brauchst dafür so viel Hitze, dass du an dir zweifeln wirst. Und selbst dann fühlt es sich manchmal noch an, als ob die Rückseite sich nicht lösen wird.

Apple versucht Reparaturen durch ihre proprietären Schrauben zu verhindern. Aber Samsung ist mit dem Kleber viel erfolgreicher.

Das bedeutet nicht, dass es nicht möglich ist. Aber sicherheitshalber solltest du eine neue Glas-Rückseite (wie diese hier für das S9) gleich mitbestellen. Das spart dir vielleicht ein paar Nerven. Du musst möglicherweise ein paar Komponenten von der originalen Rückseite auf dein Ersatzteil übertragen, wie den Fingerabdrucksensor oder den Blitz (halte Tesa bereit). Aber besser ein bisschen mehr Arbeit, als eine kaputte Rückseite für den Rest des Smartphone-Lebens.

Akkus

Klebstoffentferner an einem Samsung-Akku

Sobald du die Rückseite und den Mittelrahmen entfernt hast, kannst du den Akku herausnehmen. Sollte man zumindest meinen.

Aber der Akku wird von sehr viel, sehr klebrigem Kleber festgehalten, den du mit Klebstoffentferner, Isopropylalkohol und / oder Hitze lösen musst. Aber du kannst nicht einfach Chemikalien darüber schütten und herumhebeln. Bei manchen Modellen hat das Akkufach eine Öffnung, unter der die sensible Rückseite des Displays offen liegt. Deshalb musst du dich in winzigen Schritten durcharbeiten und du darfst keine Werkzeuge aus Metall nutzen, damit du weder das Display noch den Akku beschädigst.

Die Akkus in Samsung-Telefonen sind so eng verbaut, dass sie kaum herauszuhebeln sind. Wir dachten, Samsung ändert die Strategie, nachdem das enge Akkufach Teil des Problems bei den explodierenden Note 7 gewesen sein könnte, und gibt den Akkus ein wenig mehr Platz. Stattdessen wurde es noch schlimmer.

Wie bei der Rückseite brauchst du auch hier sehr viel Geduld. Seit dem S7 scheinen die Akkus darauf ausgelegt, dass sie mit Isopropylalkohol gelöst werden. Es gibt sogar kleine Kanäle am Akkufach, die den Alkohol unter den Akku leiten. Hebel nicht zu fest, nutze die richtigen Werkzeuge und gib dir und dem Alkohol Zeit.

Displays

Wenn du die Rückseite entfernt, den Akku herausgehebelt oder wenigstens abgetrennt und das Displaykabel gelöst hast, kannst du dich dem Display widmen. Leider wird es nicht einfacher und in einigen Fällen wirst du mehr Hitze brauchen, als unser iOpener liefert.

Moderne Displays von Samsung sind genauso gekrümmt und festgeklebt, wie die Rückseite, aber jetzt musst du auch noch auf den Bildschirm selbst aufpassen. Das Plektrum rutscht viel zu schnell zwischen den OLED Bildschirm und das Glas, was ziemlich viel Schaden verursachen kann. Bei manchen Modellen musst du auch noch das Motherboard ein wenig anheben, um das Displaykabel lösen zu können. Dafür, dass Displays relativ schnell kaputt gehen, ist der Austausch eine ziemlich schwere Prozedur.

Deshalb verkaufen wir (und andere Firmen) die Displays für manche Samsung-Smartphones mit dem Gehäuse, dem Mittelrahmen und fast allen Kleinteilen vormontiert. So brauchst du “nur” dein Motherboard, deinen Akku, deine Rückseite und ein paar Kleinteile einsetzen. Das ist ein bisschen einfacher, als ein wirklich fest verklebtes Display aus dem Rahmen zu hebeln. Aber es ist wirklich schade, dass du entweder sehr viele Risiken eingehen oder aus deinem Samsung ein Smartphone des Theseus basteln musst.

Geräte-Seite

Samsung Galaxy Phone S

Reparaturanleitungen und Support für Android Smartphones der Samsung Galaxy S Reihe.

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Die guten Nachrichten

Nach all den Enttäuschungen ein bisschen was Positives:

  • Die Rückseite aus Glas ist bei Samsung Smartphones zwar nur sehr schwer zu entfernen, aber es geht. Bei iPhones und Geräten, die nicht so häufig verkauft werden, kannst du davon nur träumen.
  • Bis auf die offensichtlichen (Display- und Fingerabdrucksensorkabel und so) gibt es keine Kabelfallen.
  • Im Gegensatz zu Apple kannst du auch biometrische Sensoren austauschen, sie sind nicht an das Motherboard gekoppelt.
  • Der Ladeanschluss ist meist modular und kann ersetzt werden.

Irgendwie scheint Samsung davon auszugehen, dass ihre Geräte nicht oft repariert werden müssen, weil sie wasserdicht und beständig sind. Dabei übersehen sie die einfache Wahrheit, dass ihre teureren Smartphones vorne und hinten aus Glas sind. Glas geht kaputt. Und wie in jedem Smartphone steckt auch in diesen ein Akku. Ein Teil, das wir lieber ersetzen können würden, als ein ganzes Telefon zu Elektroschrott zu machen.

Haben wir was vergessen? Welche Tipps würdest du Neulingen noch geben? Schreibe einen Kommentar hier oder auf einem unserer Social Media Kanäle: Twitter, Facebook, Instagram.