Die neuen AirPods Pro wollen schon neue Akkus – schade, dass man sie nicht austauschen kann!
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Die neuen AirPods Pro wollen schon neue Akkus – schade, dass man sie nicht austauschen kann!

Nur eine Woche, nachdem Apples neue AirPods Pro 2 auf den Markt gekommen sind, haben die Probleme begonnen: Nutzer:innen der In-Ear-Kopfhörer erhielten die Nachricht, dass ein Akku-Tausch notwendig sei. Das war natürlich ziemlich unerwartet – denn die AirPods Pro sind erstens noch brandneu, und zweitens ist es schlichtweg nicht möglich, den Akku auszutauschen.

Fakt ist: AirPods genießen den zweifelhaften Ruf, zu den am wenigsten reparierbaren Alltagsgeräten der Gegenwart zu gehören. Und genau aus diesem Grund konnten wir es kaum erwarten, ein paar dieser „beliebtesten Kopfhörer der Welt“ – die AirPods Pro der zweiten Generation – in die Finger zu bekommen. Nachdem sich beim iPhone 14 so viel verändert hatte, wollten wir sehen, ob auch die AirPods mit einem neuen Innenleben ausgestattet wurden. Nun ja, leider sieht es nicht so aus – denn auch wenn du benachrichtigt wirst, dass du den Akku austauschen sollst, heißt das nicht, dass du ihn auch austauschen kannst. Die AirPods sind so irreparabel wie eh und je.

Das willst du dir selber anschauen? Genau dafür haben wir sie auseinandergenommen.

Wir öffnen die AirPods…

Unter Druck öffnet sich ein kleiner Spalt, aber wir brauchen deutlich mehr Kraft als bei der reparaturfreundlicheren Konkurrenz, z. B. bei Sonys Ohrstöpseln. Nachdem wir sie endlich aufbekommen haben, sind sie vollgepackt mit einem silikonähnlichen Klebstoff, unter dem sich irgendwo Akku und Lautsprecher verbergen. Das hilft beim Abfedern von Vibrationen, ist aber leider schlecht für Reparaturen.

Using tweezers to pry at the thick glue holding the AirPods Pro earbud battery in place

Es wäre denkbar, den Akku an diesem Punkt auszubauen, aber wenn du ihn da jemals herausbekommst, ist der Lautsprecher nach der Prozedur hinüber. Wenn der Akku draußen ist, ist die Reparatur allerdings noch nicht vorbei; die Akkuzellen sind zwar recht gewöhnliche, aber der Zusammenbau gestaltet sich – dank Spezialkleber und fest zusammengeclipter Gehäuseteile – alles andere als DIY-freundlich.

…und das Ladegehäuse

Die Akkus im Ladegehäuse zu ersetzen gehört leider zu den Reparaturen, von denen wir eher abraten würden. Wir versuchen seit Jahren, die Akkus herauszubekommen, ohne das Plastik zu zerstören. Dieses Mal setzen wir direkt neben der Akkuzelle an – und erleben eine böse Überraschung: Da ist so viel Klebstoff drin, dass wir das Gehäuse nur weiter öffnen können, indem wir das Plastik Stück für Stück abschneiden. Ein Ultraschall-Schneidegerät könnte jetzt ganz praktisch sein, nur leider steht es noch auf unserem Einkaufszettel. Dieses Ladegehäuse jedenfalls werden wir nicht mehr zusammenbauen können.

„Akkutausch“? Wirklich?

Also, wie kannst du nun die Akkus in deinen AirPods austauschen? Leider gar nicht. Und so, wie es aussieht, kann Apple es auch nicht – vermutlich tauscht es einfach die kompletten AirPods aus.

Wenn du AirPods einschickst, bekommst du zwar funktionierende zurück. Aber deine Ohrhörer werden in eine Fabrik zurückgeschickt, wo sie mit vielen anderen bearbeitet werden, um einen Bruchteil des Materials für die Wiederverwertung zu retten. Und das passiert nur mit denen, die auch tatsächlich zurückgeschickt werden. Apple behauptet zwar gern, dass die AirPods recycelbar seien, aber das ist schon eine sehr freie Interpretation von „recycelbar“. Von dem, was wir gern recyceln würden, kann ohnehin nur ein Teil tatsächlich recycelt werden – Stichwort wish-cycling – und selbst Bioplastik ist nicht so bio, wie man uns weismachen will. Aber wenn du deine AirPods nur recyceln kannst, indem du sie zu Apple einschickst, und sie wiederum nur Apple recyceln kann, indem es sie zu einer spezialisierten Anlage auf der anderen Seite der Erdkugel verschifft – kann man sie dann wirklich noch als „recycelbar“ bezeichnen?

Was geschieht wirklich mit den AirPod-Akkus, wenn sie am Ende ihrer Lebensdauer angelangt sind? Ich würde mein Mittagessen darauf verwetten, dass die meisten einfach in einer Schublade landen. Sollten sie tatsächlich auf dem Wertstoffhof landen, werden sie dort nicht viel weiter kommen – an die noch zu verwertenden Bestandteile würde man nur herankommen, wenn man die Ohrhörer schreddern würde, aber Geräte mit eingebautem Akku können nicht geschreddert werden.

Wie man die AirPods reparieren könnte

Natürlich wäre es toll, wenn Apple all seine elektronischen Geräte wieder zurücknehmen und wiederverwenden könnte. Das klingt zwar nach einem hohen logistischen Aufwand, verbunden mit transportbedingt hoher CO2-Belastung, aber aus Recycling-Perspektive wäre es besser als der Status quo. Aber wir haben noch einen besseren Vorschlag: Macht AirPods tatsächlich recycelbar – und denkt beim Design an ihre Reparierbarkeit.

Wir haben schon an anderer Stelle erwähnt, dass Apple Wearables keinen hohen Stellenwert beimisst. Apple weiß, dass du im Alltag nicht auf dein Smartphone verzichten würdest, aber es weiß eben auch, dass das bei AirPods anders aussieht. Und es kommt noch besser: Es kann dir neue AirPods unterjubeln, ohne dass du jemals etwas davon mitbekommst. Also tun sie das. AirPods sind austauschbar, winzig und ihre Reparatur ist nicht profitabel. Warum also sollte Apple Geld dafür ausgeben?

Die Galaxy Buds Live gehören zu den reparierbarsten Ohrhörern.

Nun, Apple ist in den meisten Umweltaspekten vielen eine Nasenlänge voraus – es hat sogar DIY-Reparaturen möglich gemacht – also bin ich mir ziemlich sicher, dass das Unternehmen sehr wohl weiß, dass mit seinen AirPods etwas nicht stimmt. Und ich glaube, dass es das Problem beheben kann.

Ich würde darauf wetten, dass Apple es schaffen würde, AirPods so zu entwickeln, dass man sie leicht öffnen könnte – wenn es sie nicht mehr als Geräte behandeln würde, die nach 2-3 Jahren ohnehin durch neuere Modelle ersetzt werden. Wenn man den Ohrstöpsel abschrauben, die Dichtung herausnehmen, den Akku und vielleicht sogar den Lautsprecher austauschen könnte, hätte man plötzlich ein Produkt, das von allen repariert werden kann. Das würde nicht nur dessen Lebensdauer verlängern, sondern auch das Recycling einfacher und dadurch auch profitabler machen.

Das ist nicht so schwer, wie man meinen könnte. Man kann sogar bei den winzigen AirTags den Akku auswechseln – nur so konnten sie mit der Konkurrenz von Tile mithalten. Und auch die Apple Watch ist nicht das reparaturfreundlichste Gerät der Welt, aber sie ist ein Meisterwerk der Technologie und macht immerhin ein paar kleine Schritte in Richtung Reparierbarkeit. Deshalb bin ich mir sicher, dass Apples Design- und Umwelt-Abteilungen solche Entwicklungen möglich machen können. Wir müssen nur noch das Marketing-Team und die CFOs dieser Welt davon überzeugen.

Reparierbarkeit ist möglich, sie ist fast greifbar – und eine reparierbare Zukunft klingt einfach so viel besser.

Dieser Artikel wurde übersetzt von Maria Parker.