Wir nehmen das neue MacBook Pro M2 auseinander – mit Apples Hilfe
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Wir nehmen das neue MacBook Pro M2 auseinander – mit Apples Hilfe

Apple ist nicht gerade das Verbraucher:innen-freundlichste Unternehmen auf der Welt – wenn du öfter hier vorbeischaust oder selbst mal versucht hast, dein iGerät zu reparieren, weißt du das nur zu gut. Mit allen Mitteln versucht der Konzern, die Reparaturen seiner Geräte zu monopolisieren – ob durch Teilekopplung, durch ständig neue Gerätemodelle oder durch Warnungen vor der ach so gefährlichen DIY-Reparatur. Aber jetzt hatte dort jemand tatsächlich mal eine vielversprechende Idee: Das Self Service Reparatur-Programm, das seit Ende 2022 auch in einigen europäischen Ländern verfügbar ist.

Jetzt, da das neue 14“ MacBook Pro mit dem M2 Pro SoC ausgestattet wurde, wollten wir uns mal genauer anschauen, wie gut man mit dem Self Service Reparatur-Programm tatsächlich reparieren kann. Und wir wollten wissen: Kann man Apples Reparatur-Handbuch für das M1 MacBook Pro verwenden, um das neue M2 MacBook Pro zu reparieren? 

Spoilerwarnung: Ja. Kann man.

Apple recycelt – jedenfalls sein Gerätedesign

Dass man für die Reparatur eines Geräts die Anleitungen für das Vorgängermodell verwenden kann, ist nicht sonderlich überraschend, und auch eigentlich gar nicht schlecht. Ja, klar, wenn man das Aussehen eines Geräts verändert, werden mehr Exemplare verkauft – das zeigt die Marktforschung der letzten hundert Jahre. Aber wenn man die Herstellungsverfahren unverändert lässt, kann das enorme Kosten sparen, wie schon Henry Ford mit seinem Model T zeigte.

Wenn man bei einem neuen Modell nur dort Änderungen vornimmt, wo sich beim Vorgängermodell Schwachstellen gezeigt hatten, und die Herstellungsverfahren größtenteils beibehält, spart man sich die Umstellung auf andere Produktionsprozesse – und ein Teil dieser Ersparnisse kann an die Kund:innen weitergegeben werden. Und auch die Reparatur des Geräts wird erleichtert, weil das Design schon bekannt ist und Ersatzteile bereits erhältlich sind. Auch für Drittanbieter ist es dann lohnender, Ersatzteile für das Gerät zu entwickeln, sodass man als Verbraucher:in eine größere Auswahl zur Verfügung hat. Ach ja, und dadurch, dass die Produktionsprozesse nicht wesentlich geändert werden müssen, geht alles deutlich schneller und es entsteht weniger Abfall. Das sind ganz schön viele Vorteile.

Die Herstellungsprozesse beim M1 und M2 MacBook Pro sind sehr ähnlich. Das bedeutet höhere Gewinne für Apple, niedrigere Kosten für Verbraucher:innen – und vor allem heißt es, dass wir fast zwei Jahre später dieselbe Reparaturanleitung verwenden können!

Bis auf ein paar Chips ist das Trackpad des M2 dem des M1 zum Verwechseln ähnlich.

Das Reparaturhandbuch selbst ist besser, als es auf den ersten Blick scheint. Nachdem ich den ersten Schreck angesichts der schieren Länge des Dokuments (162 Seiten!) und der unglaublichen Menge an Warnmeldungen überwunden hatte, begann ich, den Aufbau und die innere Logik des Handbuchs zu verstehen. Und ich muss sagen: Da steht wirklich alles drin, was du für eine erfolgreiche Reparatur wissen musst. Du musst allerdings auch die Zeit und Geduld haben, die Anweisungen genau zu verstehen.

Ein paar Änderungen

Was den M2 Laptop selbst angeht, gibt es zwar schon ein paar Unterschiede, die sind aber aufs Logic Board begrenzt. Am interessantesten ist noch, dass anscheinend der Kühlkörper am M2 Pro SoC kleiner ist. Was wir natürlich gleich genauer ansehen mussten, denn eigentlich hätten wir erwartet, dass er mindestens so groß wäre wie der am M1. 

Nachdem wir den Kühlkörper ausgebaut haben, wird sofort klar, warum er kleiner ist: Während das M1 Pro auf beiden Seiten ein 8GB Samsung LPDDR5 RAM Modul hat, sind beim M2 Pro auf jeder Seite zwei SK Hynix 4GB LPDDR5 RAM Module verbaut, also insgesamt vier. Das sind die gleichen RAM Module, die wir auch schon im M2 MacBook Air fanden.

Kleineres RAM – wegen Lieferkettenproblemen?

Die SoCs sind also ähnlich groß, sie sind nur unterschiedlich aufgebaut. Aber warum verwendet Apple dieses Mal vier RAM-Module statt zweien? Diese Frage habe ich Dylan Patel gestellt, Chefanalytiker bei SemiAnalysis, der sagte: „Als diese Entscheidung bei Apple fiel, waren ABF-Substrate gerade Mangelware. Indem es vier kleinere statt zwei größeren verwendet, wird die Komplexität des Routings reduziert, sodass weniger Schichten des Substrats gebraucht werden. So reicht ein begrenzter Bestand an Substrat für mehr Geräte.“

M1 Pro (left) and M2 Pro (right) Logic Boards side by side
Links: M1 Pro SoC / Rechts: M2 Pro SoC

Und die Lieferkettenprobleme begrenzen sich nicht nur auf ABF-Substrat. Während das RAM nun auf doppelt so viele Module verteilt wird, passiert das Gegenteil mit den NAND Modulen: Aus vier kleineren 128GB-Modulen beim 14“ M1 MacBook Pro werden beim M2-Nachfolger zwei größere 256GB-Module. Etwas Ähnliches haben wir beim Einstiegsmodell des M2 MacBook Air beobachtet, was dort zu einer deutlich geringeren Schreib- und Lesegeschwindigkeit führte. Das ist auch beim Einstiegsmodell des 14“ MacBook Pro M2 der Fall. Dabei sind jeweils nur die Einstiegsmodelle von einer Leistungsverringerung von 20-40 % betroffen. 

Warum also wurden die größeren NAND Module verbaut? Patel zufolge ist der Grund schlicht und einfach, dass die kleineren 128GB Module schwieriger zu finden und teurer sind, weil die kleineren Chips kaum noch verwendet werden – inzwischen sind Module mit einer viel höheren Dichte erhältlich. Warum man sich dann fragt, warum Apple sich überhaupt mit einer 512GB Version abgibt.

Two MacBook Pro motherboards, known as logic boards, on a white background, showing the NAND packages. The top board is an M1 board, the lower board is from an M2.
Oben: M1 Pro Logic Board mit zwei 128GB NAND-Modulen in der unteren rechten Ecke und zwei weiteren auf der Rückseite.
Unten: M2 Pro Logic Board mit je einem NAND-Modul auf jeder Seite.

Insgesamt bot uns der Teardown interessante Einblicke in Apples Art zu Reparieren.

Apples Self Service Reparatur-Programm hat immer noch einen Haken

Ich höre euch schon fragen: Und, wie ist es jetzt mit der Teilekopplung? Nun ja, auch wenn es in letzter Zeit ein paar reparaturfreundliche Designentscheidungen gab, werden Apples Softwaresperren definitiv dazu führen, dass voll funktionstüchtige Bauteile weggeworfen werden. Ob unsere Geräte weiterleben dürfen oder nicht, hängt durch die Teilekopplung voll und ganz von Apples Hardware-Support ab: Wenn der Konzern entscheiden sollte, die Ersatzteile für ein bestimmtes Gerät nicht mehr herzustellen, werden die Softwaresperren verhindern, dass die Geräte mit Ersatzteilen von Drittanbietern weiterlaufen – oder zumindest ihre Funktionalität deutlich einschränken.

Es hat zwanzig Jahre gedauert, bis wir diese Handbücher bekommen haben – aber jetzt überschlagen sich die Entwicklungen zum Recht der Reparatur. Wir werden uns weiter dafür einsetzen, dass wir die Dinge reparieren können, die wir besitzen – ob das jetzt ein Laptop ist, ein Smartphone, oder eine Waschmaschine.

Dieser Artikel wurde übersetzt von Maria Parker.