Von Kaffee-Fans, Nintendo-Nerds und Roboter-Reparateuren

Das Beste an iFixit sind für mich weder die Schraubendreher (auch wenn die wirklich gut sind), noch die mit spitzer Feder geschriebenen Teardowns. Das Beste an iFixit und an meinem Arbeitsalltag ist die Community. 

Mir wird jedes Mal ganz warm ums Herz, wenn ich sehe, dass wieder eine Frage beantwortet, eine neue Anleitung geschrieben oder ein Wiki übersetzt wurde. Denn ich weiß, dass da jemand Zeit reingesteckt und sich Mühe gegeben hat – und sein Werk dann einfach allen schenkt, die es gebrauchen können. Menschen, die einander gar nicht kennen, helfen sich gegenseitig beim Reparieren und tragen dazu bei, dass weniger Elektroschrott entsteht und Ressourcen geschont werden. Und das ist ein Geschenk an alle Lebewesen auf dieser Erde. 

Die Reparatur-Community wächst

Es scheint sich rumgesprochen zu haben, wie toll unsere Community ist – denn es finden immer mehr Leute zu uns! Seit Anfang des Jahres ist allein die deutschsprachige Community um fast 3000 neue Mitglieder gewachsen. Einige sind gleich richtig durchgestartet, mit so vielen Übersetzungen, dass wir uns die Augen gerieben haben, oder einfach genialen selbstgeschriebenen Reparaturanleitungen. Man merkt: Da brennt jemand für die Reparatur! Unsere Neugier war geweckt. Wer sind diese engagierten Menschen und was treibt sie an? Wie sind sie zur Reparatur gekommen? Und was sind ihre Pläne, Träume und Projekte?

Nun, ich habe ein paar von ihnen gefragt. Die Antworten waren alle so beeindruckend, dass ich am liebsten gleich mehrere Artikel schreiben würde, aber für die Xbox-Controller soll auf unserer Homepage ja auch noch Platz sein, also muss ein Post über einige besonders aktive Leute genügen. Vorerst jedenfalls!

Nachhaltig aus Überzeugung

Für Emanuel Heusser begann seine Reise zu iFixit mit einer kaputten Nespresso-Maschine. Den nötigen Dichtring konnte man damals nur aus den Niederlanden bestellen. Die Firma lieferte zwar nicht in die Schweiz, aber Emanuel war entschlossen, die Maschine zu reparieren – “aus ideeller Motivation”, wie er sagt, gegen die Konsum- und Wegwerfkultur. Eine nachhaltige Lebensweise ist Emanuel wichtig: Er kauft Gebrauchtes, wo er nur kann, und achtet bei Neuem auf fair und nachhaltig hergestellte Produkte. 

Den Dichtring brachte ihm dann sein Kollege mit, der aus Deutschland pendelte. Leider passte er dann doch nicht ganz – und Emanuel musste sich letztlich eine andere Maschine zulegen. Seine Begeisterung für iFixit ist aber geblieben. Anfang des Jahres hat er einen Account erstellt und gleich seine erste Anleitung zur Reparatur eines Schwingschleifers geschrieben. Er repariert aus Überzeugung, und davon profitiert dann auch gleich seine ganze Nachbarschaft; denn Emanuel teilt nicht nur sein Wissen auf iFixit, sondern auch seine Sachen über www.sharely.ch – ganz im Sinne der Nachhaltigkeit!

Seiner Anleitung merkt man an, dass Emanuel sich mit Mechanik auskennt. Beruflich ist er im Maschinenbau tätig und setzt sich auch dort dafür ein, dass Kund:innen Zugang zu Explosionszeichnungen und Ersatzteilen haben. Was er sich wünscht? “Dass es irgendwann ‘zum guten Ton’ gehört, dass ein Hersteller eines Produktes auch Reparaturanleitung und Ersatzteile für jedes Produkt anbietet.” Das können wir nur unterschreiben – und einige Hersteller haben sich uns ja auch schon angeschlossen!

“Jeder sollte das Recht auf seinen Besitz haben”

Blaxyy ist bekennender Nintendo-Liebhaber und Technik-Nerd, wie er auf seinem Profil schreibt. Er studiert im technischen Bereich und interessiert sich besonders für Retro-Konsolen, die er sammelt und repariert. Nachdem er über YouTube zu iFixit kam, war seine allererste Reparatur – Überraschung 😉 – der Akku-Tausch bei seiner Nintendo 3DS 2011.

An eine Reparatur erinnert er sich besonders gern, an den Akku-Tausch bei seiner Nintendo Switch – auf diese Reparatur ist er immer noch stolz. Inzwischen repariert er nicht nur seine eigenen Geräte, sondern auch alles, was im Freundeskreis so anfällt. Sein nächstes Projekt: Ein neues Display für seinen Game Boy Advance SP.

Bei iFixit engagiert sich Blaxyy vor allem bei der Übersetzung von Anleitungen und Wikis. Übersetzen macht ihm Spaß, weil er weiß, dass so noch mehr Menschen die Anleitungen lesen und durchführen können. Dass alle ihre Sachen selbst reparieren können, ist ihm wichtig.

“Was ich mir wünsche […], ist, dass jedes Gerät wirklich auch zu hundert Prozent seinem Käufer gehört. Der Käufer und Besitzer sollte die Möglichkeit haben, Änderungen und Reparaturen vorzunehmen, ohne extra Kosten für die Reparatur bei den Firmen zu haben. Jeder sollte das Recht auf seinen Besitz haben, egal ob Modding oder Self-Repair.”

Neues Leben schenken

Simon Spring ist Entwicklungsingenieur und Reparieren ist sein Hobby. Vor etwa vier Jahren begann er, sich in verschiedenen Repair Cafés in der Schweiz zu engagieren und lernte dort – über unsere Werkzeuge – auch iFixit kennen. Es dauerte nicht lange, bis er auch ein Repair Café in seinem Dorf gründete. Über eine nationale Reparaturplattform hat er dann noch vielen anderen Leuten dabei geholfen, ihre Sachen wieder instand zu setzen – darunter auch 18 kleine, blaue Roboter.

“Ein Lehrer hat eine Möglichkeit gesucht, die Roboter, die er für die Ausbildung im Fach Informatik genutzt hat, zu reparieren”, schreibt Simon. “Die Akkus hatten durch die unregelmässige Nutzung gelitten und sollten getauscht werden. An sich keine grosse Sache, da es sich um Standard 18650 Zellen für wenige Euros gehandelt hat. Leider war der Roboter so aufgebaut, dass er komplett zerlegt werden musste. Beim ersten habe ich fast eine Stunde gebraucht. Schlussendlich habe ich 18 Stk geflickt und konnte am Ende den Akku in ca. 12 Minuten tauschen. Nun sind die Roboter wieder für eine Weile in Betrieb.” 

Mit diesem Projekt hat Simon es zu einigem Ruhm gebracht – in der Lokalzeitung J wurde ausführlich darüber berichtet, inklusive Video und Interview. (Challenge: Wie viele iFixit Werkzeuge findest du auf den Bildern des Artikels?!)

Mindestens genauso toll: Die Reparatur einer 50 Jahre alten Trommelreibe, die eine ältere Dame zur Hochzeit bekommen hatte. “Ich konnte das ausgeleierte Gewinde ausbohren, eine neue Büchse drehen und der Reibe so ein neues Leben schenken. Vor lauter Freude habe ich gleich vor Ort von der Dame einen Karottensalat vorgesetzt bekommen. Natürlich mit der Reibe zubereitet”, erinnert sich Simon.

Auch Simon unterstützt uns tatkräftig dabei, die Inhalte auf iFixit zu übersetzen. “Um der Community etwas zurückgeben zu können”, schreibt er. “Die Anleitungen auf iFixit sind mir schon oft eine grosse Hilfe gewesen.”

Gemeinsam können wir alles reparieren

Danke, Emanuel, Blaxyy und Simon, dass wir euch besser kennenlernen durften! Und wenn DU noch neu hier bist und dich für die Reparatur engagieren möchtest: iFixit bietet dir viele verschiedene Möglichkeiten, dich einzubringen. Egal, ob du ein Smartphone, eine Waschmaschine, ein Motorrad oder eine Jeans reparieren kannst: Schreib bei deiner nächsten Reparatur eine Anleitung – alle, die später einmal dasselbe Problem haben, werden dir ewig dankbar sein! Hast du einen guten Blick für Details? Dann schau dir die Anleitungen und Wikis an, die noch verbessert werden könnten. Sind Sprachen eher dein Ding als Schraubendreher? Dann hilf uns beim Übersetzen, um unsere Reparatur-Infos für noch mehr Menschen zugänglich zu machen. Und wenn dir morgens im Zug langweilig ist, schau doch einfach in unserem Forum vorbei – vielleicht weißt du die Antwort auf eine Frage. Niemand kann alles reparieren. Aber jede und jeder kann irgendetwas reparieren. 

Hast du noch Fragen? Dann schau dich bei About iFixit um oder schreib uns ganz einfach an community@ifixit.com. Meine Kolleg:innen und ich sind gerne für dich da und wir freuen uns, wenn du uns schreibst!