Wo Klebstoff schützt und wo er schadet
Elektroschrott

Wo Klebstoff schützt und wo er schadet

Warum in Elektronik so viel Klebstoff verwendet wird, zu welchen Problemen das führen kann – und wie es auch anders ginge

Mit Klebstoff können viele alltägliche Probleme gelöst werden. Ob eine Vase geklebt, eine Fotocollage erstellt oder dein Smartphone zusammengehalten werden muss – Klebstoff ist überall. Das Problem ist, dass er manchmal auch Sachen zusammenhält, die wir eigentlich ganz gern mal öffnen würden. Vielleicht ist dein Smartphone aus Versehen baden gegangen und du möchtest sein Inneres mit Isopropyl-Alkohol reinigen, vielleicht ist sein Display gebrochen oder sein Akku hat den Geist aufgegeben. 

Ob durch normale Abnutzung oder durch einen Unfall, irgendwann ist eine Reparatur fällig und dafür musst du das Ding aufkriegen. Und wenn dieser Tag gekommen ist, wirst du wahrscheinlich viel Zeit mit Lösungsmittel und Saughebern verbringen – und diejenigen verfluchen, die das Gerät mit dieser unfassbaren Menge Klebstoff versiegelt haben.

A phone battery being pulled out of its housing. Glue stretches between the battery and where it used to bonded.

Warum ist so viel Klebstoff in Elektronik?

Klebstoffe werden in den meisten unserer elektronischen Geräte verwendet, und manchmal mehr, als uns lieb wäre. Sie dienen dazu, die Haltbarkeit eines Geräts zu verbessern, es vor eindringendem Wasser zu schützen und natürlich alles zusammenzuhalten.

An dieser Stelle ein paar Definitionen, denn Klebstoff ist nicht gleich Klebstoff. Ein Klebstoff ist eine Substanz, mit der man zwei Dinge dazu bringen kann, zusammenzubleiben. In manchen Fällen ist Klebstoff flüssig und härtet an der Luft aus. Beim Klebstoff in Elektronik handelt es sich üblicherweise aber um druckempfindliche Klebstoffe (PSA), die in fertiger Form geliefert werden und sich nach Andrücken mit den Materialien verbindet. Die Klebepunkte, die man für Bastelprojekte verwendet, sind ein Beispiel; sie sind bereits portioniert und vorgeformt und man muss sie nur kräftig andrücken, um sie irgendwo hinzukleben. Flüssiger Klebstoff wird seltener in Elektronik verwendet als druckempfindlicher Klebstoff.

Welcher Klebstoff auch verbaut ist, meistens ist er Reparaturen eher hinderlich. Aber tut er wenigstens, was er soll? Kurze Antwort: Ja und nein.

Klebstoff für bessere Haltbarkeit

An iPhone (left) side-by-side with a Fairphone 4 (right). Both have rear panels removed to display their batteries.
Ein iPhone (links) und das Fairphone 4 (rechts) sind in etwa gleich groß, aber der Austausch des Akkus läuft sehr unterschiedlich ab. Fairphone verwendet keinen Klebstoff, was bedeutet, dass man nur Sekunden braucht, um den Akku auszubauen.

In puncto Haltbarkeit kann Klebstoff einen harten Aufprall in gewissem Maße abmildern und generell verwendet werden, um ein Gerät strukturell zu stärken und so vor Schäden zu schützen. An manchen Komponenten ist das durchaus sinnvoll, zum Beispiel, um Vibrationen von Lautsprechern zu dämpfen. Ein solcher eingebauter Schutz ist vor allem an bestimmten Bauteilen gut, die oft verwendet werden.

Aber Klebstoff kommt auch an vielen anderen Stellen zum Einsatz, wo es eigentlich auch anders gehen würde. Denn die Verwendung von Klebstoff vereinfacht bestimmte Produktionsschritte, senkt die Materialkosten und ermöglicht immer dünnere Geräte. Ein festgeklebter Akku trägt beispielsweise zur Stabilität eines sehr dünnen Smartphones bei. Auf den ersten Blick ist Klebstoff also eine gute Lösung, um Funktionalität auch auf kleinem Raum zu gewährleisten. Aber vielleicht ist ein Gerät, das so dünn ist, dass es für seine Stabilität auf einen Folienbeutel voll brennbarer Flüssigkeit angewiesen ist, zu dünn. Das Fairphone 4 kommt ganz ohne Klebstoff an seinem Hartschalenakku aus und ist dabei nur 3 mm dicker als das iPhone 13 – und hat auch den ultimativen Verbiege-Test glanzvoll bestanden.

Was Schäden durch Herunterfallen oder starkes Schütteln angeht – zum Beispiel beim Mountainbiken oder Rennsport – solltest du dich nicht allein auf den eingebauten Schutz durch Klebstoff verlassen. Bei solchen Aktivitäten ist es ratsam, zumindest eine Schutzhülle und eine Halterung mit Vibrationsdämpfer zu verwenden, um die winzigen Bauteile vor starker Vibration zu schützen. Und das macht die Werbung für elektronische Geräte nicht unbedingt deutlich. Wenn Klebstoff so gut darin wäre, einen Aufprall abzumildern, gäbe es nicht so viele gebrochene Displays und andere Fallschäden. Klebstoff trägt sicherlich zur Haltbarkeit eines Geräts bei, aber nicht überall dort, wo er auch zu finden ist.

Klebstoff zum Schutz vor Flüssigkeiten

A Galaxy Flip3 sinking in water as bubbles rise to the surface.
Solche Werbung lädt zum Schwimmen ein – dabei sollte man das lieber nicht zu Hause nachmachen.

Klebstoff ist sehr effektiv darin, ein Gerät vor eindringendem Wasser zu schützen, aber nur für eine begrenzte Zeit. Sobald ein Gerät benutzt wird, ist es allen möglichen Umwelteinflüssen ausgesetzt, die unter anderem dafür sorgen, dass der Klebstoff allmählich abgebaut wird. Viele Smartphone-Hersteller geben selbst zu, dass ihre Geräte nicht dafür gedacht sind, sie im Wasser zu benutzen – auch wenn man das anhand der Werbung dafür durchaus meinen könnte. Wenn die Hersteller wirklich von der Wasserfestigkeit ihrer Geräte überzeugt wären, würden sie Wasserschäden nicht auch mit ihrer Garantie abdecken?

Der Trend in den letzten zehn Jahren deutet darauf hin, dass Menschen ihre Smartphones immer länger benutzen, bevor sie sich ein neues Gerät anschaffen, oft deutlich länger als zwei Jahre. Das ist ein riesiger Schritt nach vorn für die Umwelt und den Kampf gegen Elektroschrott. Allerdings designen Hersteller ihre Geräte immer noch für eine kürzere Lebensdauer, sodass es sein kann, dass der Akku anfängt zu schwächeln oder das Handy seine Wasserfestigkeit verliert, bevor du dir ein neues Gerät zulegen willst. Und das Gemeine ist: Auch wenn der Klebstoff nicht mehr wasserfest ist, heißt das nicht, dass das Öffnen einfacher wird! 

Schlimmer geht immer: Weder wasserfest, noch leicht zu reparieren

Wenn du dein Gerät öffnen willst, um einen Wasserschaden zu reparieren und es möglichst wieder wasserfest zu machen, musst du dich nach wie vor durch den Klebstoff kämpfen. Je nach Klebstoff musst du dein Gerät erwärmen, vorsichtig hebeln, den Kleber Stück für Stück abschälen und auflösen, alles, ohne die anderen Komponenten zu beschädigen. Und dann musst du noch den neuen Kleber auftragen. Es ist möglich, aber es kann dauern. Bei einem iPhone aus der 2020er-Serie kann es passieren, dass du zwei Stunden brauchst, um es auseinanderzunehmen, eine Stunde, um wasserverursachte Korrosionsschäden zu beseitigen und eine weitere Stunde, um neuen Klebstoff anzubringen. Es ist nicht einfach. Vor allem, wenn man berücksichtigt, dass das Handy als wasserdicht beworben wird.

Sicher geht auch ohne Kleber

Im Prinzip ist es eine tolle Sache, wenn ein Gerät wasserdicht ist und Flüssigkeitsschäden gar nicht erst entstehen können. Aber wenn die Dichtigkeit nachlässt und dann doch mal Wasser eindringt, kann Klebstoff wertvolle Zeit kosten – bis du ins Innere vorgedrungen bist, ist es dann vielleicht schon zu spät und manche Bauteile sind irreparabel beschädigt. Diese Werbespots, in denen Smartphones bei einem Strandausflug oder einer Poolparty ins Wasser fallen, sind nicht gerade hilfreich. Dadurch entsteht die Erwartung, dass so etwas ohne Risiko ist – und das ist es nicht. 

Wenn es darum geht, ein Smartphone vor Korrosionsschäden zu retten, ist keine Zeit zu verlieren.

Dabei gibt es Alternativen. Hersteller können Schrauben verwenden, um Geräte zusammenzuhalten und besonders gefährdete Bereiche mit wasserabweisenden Beschichtungen und Dichtungen zu schützen. Wenn man das kombiniert, kann man ein Gerät bei kleineren Unfällen ausreichend schützen, wenn ein Smartphone beispielsweise nur kurz unter Wasser ist. Und wenn man sein Gerät zu gefährlichen Orten wie dem Strand oder dem Pool mitnimmt, kann man es durch eine wasserdichte Hülle zusätzlich schützen.

Außerdem gäbe es noch viel mehr Einsatzmöglichkeiten für staub- und wasserdichte Gewebe, wie sie jetzt schon bei Öffnungen wie den Lautsprechern eingesetzt werden. Geräte reparierbarer zu machen, ohne den Flüssigkeitsschutz aufs Spiel zu setzen, würde uns allen viel Zeit sparen – dafür lohnt es sich, nochmal mit den bestehenden technischen Möglichkeiten zu experimentieren.

Klebstoff erschwert Reparaturen und Recycling

Das Problem mit Klebstoff ist nicht nur, dass er uns ein trügerisches Gefühl von Sicherheit gibt, das letztlich für viele kaputte Geräte verantwortlich ist. Es ist auch so, dass so ziemlich jede Reparatur erschwert wird, wenn der Hersteller große Mengen Klebstoff verwendet. Häufige Reparaturen wie der Austausch des Displays oder Akkus können zu einer nervenaufreibenden Tortur werden, wenn Kleber entfernt werden muss. Das reicht, um die eine oder den anderen von einer DIY-Reparatur abzuschrecken. Beim Austausch des Akkus kommt noch das Risiko dazu, dass er sich entzünden kann, wenn er bei der Reparatur beschädigt wird – was leichter passiert, wenn du mit besonders störrischem Klebstoff zu kämpfen hast.

Folienbeutel-Akkus: Hol dir schon mal einen Eimer Sand

Unsere High-Tech-Sicherheitsmaßnahme: Der Akku-Eimer

Früher war zwar nicht alles besser, aber es gab immerhin Akkus in festen Hüllen, die nicht verklebt, sondern einfach nur eingesetzt werden mussten. Die heute üblichen festgeklebten Folienbeutel-Akkus machen Reparaturen unnötig schwierig und sogar gefährlich: Wenn der Akku beim Versuch, ihn herauszulösen, beschädigt wird, kann eine chemische Reaktion ausgelöst werden, die als „thermisches Durchgehen“ bezeichnet wird. Dabei entsteht ein Kurzschluss, der Akku erhitzt sich und fängt Feuer.

Wenn wir einen Akku herauslösen, dann „senden wir Stoßgebete an eine breite Auswahl an Gottheiten, die wir um Schutz bitten – und haben einen Eimer mit Sand und einen Feuerlöscher neben uns stehen“, wie Kyle Wiens, Geschäftsführer von iFixit, anlässlich der Note 7-Probleme erklärte.

Der Akku-Albtraum beim Recycling von Elektronik

All diese Probleme, die DIY-Reparaturen erschweren, betreffen auch Firmen, die Elektroschrott recyceln – nur haben diese es mit Millionen von Geräten zu tun. Wenn ein Gerät nicht mehr repariert werden kann, sind solche Recyclingunternehmen die einzige Möglichkeit, Elektroschrott sicher zu recyceln und Material daraus zu retten, das wiederverwendet werden kann.

In Recycling-Unternehmen müssen jeden Tag die Akkus aus hunderten Smartphones gelöst werden. Klebstoff erschwert diese Arbeit deutlich.

Wie schon gesagt, Klebstoff ist prima, um Geräte zusammenzuhalten – aber um ihre Arbeit machen zu können, müssen Beschäftigte in Recycling-Unternehmen sie auseinandernehmen können. Aus einem Smartphone, in das man nicht hineinkommt, kann man keine Materialien retten, und man kann den Akku auch nicht mit dem Rest des Handys schreddern (wenn man nicht will, dass die komplette Fabrik in Flammen aufgeht). Wir DIY-Tüftler:innen führen einen Akkutausch vielleicht einmal alle paar Jahre durch, aber in Recycling-Unternehmen müssen jeden Tag die Akkus von hunderten Smartphones gelöst werden. Weil die Klebstoffe in den Geräten das Entfernen von Akkus so schwierig machen, bedeutet jedes der Milliarden Geräte, die weltweit jedes Jahr weggeworfen werden, einen immensen Zeitaufwand für Recycler.

Zeit ist Geld, und wenn Recycling-Unternehmen sich den Aufwand nicht leisten können, landet die Elektronik stattdessen erst mal in Lagerhäusern – oder im schlimmsten Fall auf einer Müllhalde. Dort ist das Risiko, dass ein Akkubrand entsteht oder gefährliche Chemikalien austreten, noch einmal höher, weil die Geräte Umwelteinflüssen wie Sonneneinstrahlung oder Hitzeentwicklung viel stärker ausgesetzt sind.

Wenn wir dafür sorgen, dass elektronische Geräte weniger Klebstoff enthalten und somit leichter zu reparieren sind, wäre das also nicht nur sinnvoll, um die Lebensdauer unserer Smartphones zu verlängern. Sondern auch, um das Recycling von Elektronik – wenn sie dann mal nicht mehr zu retten ist – zu vereinfachen. Je leichter es ist, Dinge zu reparieren und zu recyceln, desto mehr werden diese Möglichkeiten genutzt werden, und desto weniger Akkubrände werden in Müllwagen und Deponien entstehen.

Hersteller könnten den Austausch von Akkus sicherer machen

Hersteller verweisen gerne auf das Risiko einer thermischen Reaktion, wenn sie uns überzeugen wollen, dass es keine gute Idee ist, wenn Nutzer:innen ihre Geräte selbst öffnen. Jedes Mal, wenn ein neues Gesetz zum Recht auf Reparatur diskutiert wird, kommt die Stunde der Lobbyist:innen, die dann lange, furchteinflößende Berichte von Akku-Bränden zum Besten geben. Sie erklären, dass sie unmöglich Verbraucher:innen ihre Akkus selbst austauschen lassen können, weil sie sonst mit einer Klageflut von Leuten rechnen müssen, die sich bei solchen Reparaturen unweigerlich verletzen werden.

A Fairphone 4 is held sideways with two hands and a thumb pulls the back panel away from the rest of the device body.
Wir öffnen ein Fairphone 4 …

Dabei sind es die Hersteller selbst, die den Akku-Austausch deutlich einfacher machen könnten. Also richtig einfach. Um den Akku in einem Fairphone auszutauschen, braucht man nicht mal Werkzeug, sondern nur einen Fingernagel – und er ist in vier Schritten erledigt. Nicht ohne Grund hat das Fairphone 10 von 10 Punkten auf unserem Reparierbarkeits-Index erhalten.

Wir sind nicht die einzigen, die Hersteller dazu bewegen wollen, Akkus auf sicherere Art und Weise zu verbauen. Wie die Federal Trade Commission (die Wettbewerbsbehörde der USA) in ihrem Bericht zu Einschränkungen von Reparaturen (pdf) festhält: „Hersteller könnten schon bei der Produktentwicklung darauf achten, ihre Geräte so zu designen, dass sie sicherer zu reparieren sind. Wenn beispielsweise Lithium-Ionen-Folienbeutel-Akkus leichter ausgetauscht werden könnten, könnte auch das Risiko einer Beschädigung während der Reparatur und infolgedessen auch das Risiko eines thermischen Durchgehens gesenkt werden.“

… und ein Galaxy S21

An dieser Stelle müssen wir allerdings auch mal klarstellen, dass das Risiko einer thermischen Reaktion unserer Einschätzung nach häufig etwas übertrieben wird. Seit Apple seine Self-Service-Reparatur gestartet hat und iPhone-Akkus direkt an Verbraucher:innen verkauft, gab es eine Menge Beschwerden – über Ersatzteile, die an ein einziges Smartphone-IMEI gekoppelt werden; über die Kaution, die für die angemieteten Werkzeuge hinterlegt werden muss; und darüber, wie leicht es passieren kann, dass man bei der Verwendung des Werkzeugs das iPhone beschädigt. Aber es gab keine Berichte über Akkubrände. Da die Hersteller sich in ihrer Argumentation gegen Gesetze zum Recht auf Reparatur immer wieder auf das ach so hohe Risiko solcher Brände berufen haben, würde man meinen, dass die Anzahl von Berichten zu Akkubränden sofort in die Höhe schnellen würde, sobald Verbraucher:innen ihre Akkus selbst austauschen. Das ist nicht passiert. Stattdessen gab es plötzlich noch mehr Beschwerden über den hartnäckigen Klebstoff, mit dem die Akkus befestigt sind.

Austauschbare Akkus sind auch für Hersteller gut

Dieses ganze Gerede davon, Elektronik-Reparatur lieber den Profis zu überlassen, ist ohnehin nicht ganz ernstzunehmen – sind es doch diese Profis, die die wirklich großen Fehler machen, die durch ihr eigenes reparaturfeindliches Gerätedesign noch viel schlimmer werden. Als Samsungs berüchtigte Note 7 Smartphones begannen, massenhaft Feuer zu fangen, konnte Samsung seinen Kund:innen nur nahelegen, ihre Handys auszuschalten und so bald wie möglich zurückzugeben.

In Wired sagte Kyle Wiens dazu: „Wenn Samsung den Nutzer:innen sagen könnte, sie sollten den Akku ausbauen, würde es das wahrscheinlich tun. Aber es kann nicht – weil es den Akku festgeklebt hat.“ Anstatt also die defekten Akkus austauschen zu können, musste Samsung jedes Note 7 komplett ersetzen. Diese Umtausch-Aktion kostete das Unternehmen Milliarden Dollar und bescherte ihm eine Menge wenig schmeichelhafter Presseberichte. Manche Note 7-Geräte musste Samsung sogar zweimal austauschen, denn die leicht entzündlichen Akkus waren nicht das einzige Problem bei diesem Modell. Ein besseres Design hätte die Nerven aller Beteiligten geschont. Ob Hersteller es also zugeben wollen oder nicht: DIY-Reparaturen zu erleichtern, nützt den Herstellern genauso wie den Verbraucher:innen selbst.

Andere Möglichkeiten

Was sind also die Alternativen zu Klebstoff? Da reicht ein Blick in die jüngere Vergangenheit.

Ein Hoch auf Schrauben!

Bevor es üblich wurde, große Mengen Klebstoff zu verwenden, um elektronische Geräte zusammenzuhalten, wurde diese Aufgabe von Schrauben übernommen – idealerweise von standardmäßigen Schrauben, für die man den Schraubendreher schon in der Schublade hat. Und bevor es Folienbeutel-Akkus gab, gab es Hartschalen-Akkus, die man einfach mit den Händen austauschen konnte, ohne mit Wärmekissen, Saugheber oder Isopropyl-Alkohol hantieren zu müssen. Aber es wird schwierig sein, den aktuellen Trend zu ultradünnen Geräten zu verlassen und zu Hartschalen-Akkus und Schrauben zurückzukehren. Solange das noch nicht wieder Mainstream ist, wäre es aber schon mal eine Verbesserung, wenn Hersteller reparaturfreundlichere Klebstoffe verwenden würden.

Bessere Klebstoffe

Set the battery lightly in place in the device.

Wenn es schon Klebstoff sein muss, dann fällt unsere Wahl eindeutig auf elastische Klebestreifen. Das sind Klebepads, die eine sehr gute Haftung gewährleisten, sich aber leicht lösen lassen, wenn man an ihren Laschen zieht. Solche Pads gibt es zum Beispiel auch bei den Klebehaken, die man an die Fliesen in Bad oder Küche klebt. Stell dir das in Mini-Format unter deinem Smartphone-Akku vor, dann hast du das Prinzip verstanden. Ergebnis: Statt Hitzeeinwirkung, elendlangem Hebeln und massenhaft Lösungsmittel brauchst du nur: Zugkraft und Fingerspitzengefühl.

Die Zuglaschen sind nicht perfekt. Das Entfernen eines Folienbeutel-Akkus, der mit elastischen Klebestreifen befestigt ist, ist immer noch schwieriger, als einen Hartschalen-Akku zu entnehmen; und es ist nicht immer leicht, die inneren Bauteile so zu arrangieren, dass genug Platz für die Zuglaschen bleibt. Außerdem können die Klebestreifen mit der Zeit brüchig werden. Aber in manchen Fällen geht es nicht ohne eine Form von Klebstoff, und die elastischen Klebestreifen können vielfältig eingesetzt werden – für die Lautsprecher, den Akku oder sogar das Display. Und immerhin ersparen sie mühevolles Erhitzen und Hebeln, und das ist wirklich ein Gewinn.

Vielleicht wird die EU irgendwann von Herstellern verlangen, dass Akkus leichter ausgetauscht werden können. Sonst könnte es noch einmal zu einem ähnlichen Chaos wie beim Note 7 kommen, bevor die Hersteller einsehen, dass ein leicht austauschbarer Akku sie weniger kostet als das unvermeidliche PR-Desaster.

Bis es soweit ist, liegt die Verantwortung bei uns: Wir können uns beim Kauf elektronischer Geräte für leicht reparierbare Modelle entscheiden und, wenn der Akku irgendwann den Geist aufgibt, diesen selbst austauschen, anstatt uns ein neues Gerät zuzulegen. Du kannst dem Hersteller auch schreiben, dass das reparaturfreundliche Design seines Geräts ein wichtiger Grund für deine Kaufentscheidung war. Denn wenn wir die Unternehmen nicht mit gesundem Menschenverstand, Nachhaltigkeit und einer verbesserten Sicherheit überzeugen können – die Sprache des Geldes versteht jeder Hersteller elektronischer Geräte.

Dieser Artikel wurde übersetzt von Maria Parker.