Teilekopplung ist das Ende unabhängiger Reparatur
Recht auf Reparatur

Teilekopplung ist das Ende unabhängiger Reparatur

Die größte Bedrohung für die Reparatur sind nicht mehr störrischer Klebstoff oder proprietäre Schrauben. Das, was den Betreiber:innen unabhängiger Reparaturwerkstätten die größten Sorgen bereitet, ist ein unsichtbares Hindernis: Die Teilekopplung, die immer mehr Geräte und immer mehr Bauteile betrifft. Als Teilekopplung werden die Software-Barrieren bezeichnet, die Verbraucher und Reparateurinnen daran hindern sollen, defekte Teile selbst auszutauschen. Ersatzteile aus nicht mehr zu rettenden Geräten zu entnehmen und sie für die Reparatur anderer Geräte zu verwenden, war lange ein essenzieller Bestandteil der Reparatur-Kultur. Und diese Praxis wird durch die Teilekopplung zunehmend gefährdet.

Was Teilekopplung in der Praxis bedeutet

Sagen wir mal, du hast ein iPhone und dein Akku fängt an zu schwächeln. Deine Freundin hat ein iPhone desselben Modells mit einem kaputten Display und defekten Buttons. Super! Sie gibt dir ihr altes iPhone, sodass du den noch guten Akku für dein Handy verwenden kannst. Der Austausch klappt problemlos, aber als du dein iPhone wieder anschaltest, erscheint plötzlich eine merkwürdige neue Warnmeldung: „Wichtige Batterienachricht“, ist da zu lesen: „Es konnte nicht verifiziert werden, dass dieses iPhone über eine Originalbatterie von Apple verfügt.“

Das kommt einem dann doch komisch vor, denn der Akku, den du gerade eingebaut hast, ist ja ein identischer, Original-Apple-Akku. Noch ärgerlicher: Die Nachricht gibt einfach nicht auf, auch wenn du sie wegklickst, erscheint sie immer und immer wieder. In den Handy-Einstellungen, wo du früher Infos zur Akku-Kapazität und den Ladeeinstellungen sehen konntest, steht jetzt eine ominöse Warnung: „Dieses iPhone kann den Batteriezustand nicht überprüfen.“

Es gibt nicht nur „wichtige Batterienachrichten“, sondern auch „wichtige Displaynachrichten“ und „wichtige Kameranachrichten“.
Die „Wichtige Batterienachricht“, die du erhältst, wenn du es gewagt hast, einen iPhone-Akku in ein iPhone einzubauen, ohne Apple vorher um Erlaubnis zu fragen.

Auch wenn du deinen Akku professionell eingebaut hast, gehen Funktionen verloren und du wirst ständig von dubiosen Warnungen genervt. Natürlich ist es etwas anderes, wenn dieselbe Reparatur von Apple durchgeführt wird – ein paar Klicks mit der richtigen Software, und die Probleme lösen sich in Nichts auf. Und genau das ist das Problem mit der Teilekopplung.

Jetzt stell dir mal vor, eine andere Maschine würde sich so verhalten, zum Beispiel dein Auto. Stell dir vor, jeder Ölwechsel müsste von einer Vertragswerkstatt durchgeführt werden und nur Markenöl dürfte verwendet werden. Stell dir vor, dein DIY-Ölwechsel am Wochenende hätte Warnmeldungen auf dem Armaturenbrett zur Folge, dass nicht autorisiertes Öl verwendet wurde. Ach ja, und der Hersteller hätte durch Fernzugriff das kleine Lämpchen außer Betrieb gesetzt, dass dir sonst anzeigt, dass du den Ölstand prüfen solltest – sodass du nie genau weißt, wann der nächste Ölwechsel nötig ist. Und all das, damit du auch in Zukunft schön brav zur Vertragswerkstatt pilgerst.

Das Keurig-Gerät, das versuchte, deinen Morgenkaffee zu monopolisieren

Ich weiß, es klingt völlig abstrus. Das Lämpchen, das anzeigt, wenn man den Ölstand prüfen soll, ist wichtig für die Wartung und Nutzung eines Autos. Warum sollte der Hersteller dich in deiner Nutzung deines eigenen Fahrzeugs einschränken können? Tja, es stellt sich heraus, dass dieses hypothetische Szenario für viele andere Geräte längst traurige Realität ist.

Es ist erst ein paar Jahre her, da wurde HP dabei erwischt, wie seine Drucker künstliche Fehlermeldungen anzeigten, wenn nicht-HP-Druckerpatronen verwendet wurden – natürlich, um Kund:innen vom Kauf der günstigeren Patronen abzuhalten. Besitzer:innen von GE Kühlschränken mussten sich umständliche Methoden einfallen lassen, um Fehlermeldungen zu verhindern, wenn sie nicht die Original-Wasserfilter verwendeten. Und auch Keurig versuchte mal, Leuten vorzuschreiben, welchen Kaffee sie in ihre eigene Kaffeemaschine taten.

Lass uns mal weiterdenken: Was passiert, wenn solche digitalen Hindernisse nicht nur im Haushalt auftauchen, sondern auch in Maschinen, die wichtig für die Lieferkette und für die Versorgung der Bevölkerung sind? Nun, in der Landwirtschaft der USA gibt es dieses Problem schon eine ganze Weile und richtet beträchtlichen Schaden an. Die landwirtschaftlichen Maschinen von John Deere zum Beispiel können durch verschiedene Fehlfunktionen in den sogenannten „limp mode“ versetzt werden, in dem sie nur noch eingeschränkt funktionieren. Die meisten Funktionen, die über die wirklich grundlegenden Bewegungen hinausgehen, sind deaktiviert, bis die Fehlermeldung abgeschaltet wird. Was im Prinzip schon sinnvoll wäre, wenn es sich wirklich um eine reine Sicherheitsmaßnahme handelte. Aber die Software, die John Deere verwendet, um den Fehler zu diagnostizieren und die Fehlermeldung zu deaktivieren, ist nicht öffentlich verfügbar. Durch den beschränkten Zugang zu dieser Software hat das Unternehmen für eine künstlich hohe Nachfrage nach autorisierten Reparaturen gesorgt, und Landwirte müssen mit langen Wartezeiten rechnen, um ihre Maschinen reparieren zu lassen. Was eine einfache Reparatur sein könnte, kann die Pflanz- und Erntepläne landwirtschaftlicher Betriebe völlig durcheinanderbringen; im Extremfall verfault dann auch mal die Ernte auf dem Feld. Hinzu kommt noch, dass Deere wegen seines Reparatur-Monopols die Preise so hoch setzen kann, wie es will. Und das ist nur ein Beispiel; es gibt unzählige andere Unternehmen, die ihre Software nicht herausgeben.

Warum also stellen sich Hersteller der Reparatur in den Weg, wenn sie dadurch ihre Kund:innen verärgern, Gesetze brechen und Sammelklagen riskieren? Wie meistens, wenn Reparatur eingeschränkt wird, ist das Motiv: Profit. Und was verlieren wir alle dadurch? Unsere Wahlfreiheit.

Serialisierte Bauteile sind nicht austauschbar

Guter, alter Lieblingsfeind: Die Pentalob-Schraube

Dass Hersteller ihre Geräte absichtlich schwer reparierbar machen, ist an sich nichts Neues – du erinnerst dich sicher noch an die Pentalob-Schraube. DIY-Reparateur:innen sind es also gewohnt, kreative Lösungen für künstliche Reparatur-Hürden zu finden; diese sind in letzter Zeit aber deutlich höher und digitaler geworden – Stichwort serialisierte Teile und Software-Sperren.

„Serialisierung“ – also die Kennzeichnung einzelner Bauteile mit individuellen Seriennummern – ist recht gebräuchlich. Hersteller in unterschiedlichen Branchen wenden sie an, um die Qualität ihrer Produkte sicherzustellen, einen besseren Überblick über ihr Inventar zu haben und gegen den Diebstahl geistigen Eigentums vorzugehen. Die Hersteller elektronischer Geräte tun im Prinzip dasselbe; aber anstatt eine Nummer auf ein Bauteil zu drucken, werden die Komponenten auf digitale Weise mit einer Seriennummer versehen.

Ein bestimmtes Bauteil mit einer bestimmten Seriennummer zu kennzeichnen, stellt an sich keine Barriere für die Reparatur dar. Wenn du eine genaue Übersicht darüber hast, welche Teile in deinem Gerät verbaut sind, kann das deine Reparatur sogar erleichtern – deshalb waren wir auch froh, als Valve anfing, die Seriennummern von Steam Deck Komponenten in den Einstellungen zu speichern. Allerdings werden solche Seriennummern von einigen Herstellern dazu verwendet, zu verhindern, dass identische Bauteile zwischen identischen Geräten ausgetauscht werden – und das ist ein Riesenproblem für die Reparatur. Bestimmte Komponenten in elektronischen Geräten enthalten winzige Mikrochips, manche gerade einmal so groß wie ein Reiskorn, die „Mikrokontroller“ genannt werden und unter anderem für die Speicherung von Seriennummern zuständig sind. Diese Mikrokontroller tauschen Informationen zwischen dem Motherboard und den Bauteilen aus, an denen sie verbaut sind (wie z. B. dem Akku oder dem Gesichtsscanner).

A microcontroller with Apple branding leant up against a grain of rice for scale
Versuch mal, dieses Ding aus deinem Handy auszubauen, ohne dass es dabei kaputtgeht. Viel Spaß.

Mikrokontroller führen seit Jahren ein friedliches Dasein in unseren Geräten. Aber jetzt ist es so, dass dein Gerät eine Art Ausweiskontrolle vornehmen und die Nummern all dieser Chips abfragen kann. Und was passiert, wenn ein Bauteil mit einer „falschen“ Seriennummer anstelle des Original-Bauteils gefunden wird? Dann kannst du dich von Funktionen wie dem Fingerabdruckleser oder der Akkuzustandsanzeige verabschieden und dich auf ständige Warnmeldungen einstellen. Serialisierung wird in diesem Fall instrumentalisiert, um individuelle Bauteile an dein Gerät zu koppeln. 

Der Hersteller ist nun in der Machtposition: Er kann entscheiden, welche Bauteile er dich in dein eigenes Gerät einbauen lässt. Du brauchst ein neues Display oder einen neuen Akku für dein iPhone? Dann musst du dich an Apples Reparaturservice oder einen autorisierten Händler wenden und entsprechend draufzahlen, um offiziell genehmigte Ersatzteile zu bekommen. In einem besonders dreisten Fall von Teilekopplung durch Apple führte der nicht autorisierte Austausch eines iPhone 13 Displays dazu, dass FaceID nicht mehr funktionierte – obwohl das Display dieses Modells nicht einmal mit dem FaceID Illuminator verbunden ist (wie es in früheren Modellen der Fall war). Nur Apple selbst kann in so einem Fall die Software des Geräts dazu bringen, das neue Ersatzteil zu erkennen, keine Fehlermeldungen mehr anzuzeigen und das Gerät wieder normal funktionieren zu lassen.

Diese Informationen zu Apples Teilekopplung wurde uns freundlicherweise von Alexandre Isaac zur Verfügung gestellt, der die Mikrolöt-Schule The Repair Academy leitet.

Wenn diese absurden Vorgänge nur Ersatzteile von Drittanbieter beträfen, könnte man sie zu einem gewissen Grad nachvollziehen – natürlich will Apple nicht, dass eine minderwertige Akku-Marke seine iPhones billig aussehen lässt. Aber Fehlermeldungen und Funktionsverlust treten auch dann auf, wenn man ein Original-Teil frisch vom Hersteller einbaut. Das Einzige, was so einem Original-Teil dann fehlt, ist eine geheime Seriennummer, die nur dem Hersteller bekannt ist. (Und nur so nebenbei: Wenn Ersatzteile von Drittanbietern gut genug für tonnenschwere Lastwagen sind, die tausende Kilometer auf öffentlichen Straßen zurücklegen, dann sollte man doch meinen, dass sie auch für ein harmloses kleines Handy ausreichen, oder?)

Eine Fehlermeldung nach dem Displaytausch bei einem iPhone 13

Kleine Geschichte der Teilekopplung

Als die Fehlermeldungen in Apple-Geräten wegen „nicht verifizierbarer“ Bauteile begannen, wollten wir nicht vorschnell urteilen – es war ja immerhin möglich, dass es sich um Software-Bugs handelte. Eine Reihe dieser Phänomene (wie auch das erwähnte iPhone 13 Display-Problem) wurden auch tatsächlich von Apple behoben – nach vernichtenden Presse-Berichten. Aber die Meldungen tauchten immer wieder auf. „Der Trend ist eindeutig“, schrieb Chloé Mikolajczak für Right to Repair. „Während 2015 nur zwei iPhone-Bauteile serialisiert waren, waren es 2020 schon neun. Die meisten davon können ohne Funktionsverlust nur vom Hersteller selbst ausgetauscht werden.“

Auch Produkte anderer Smartphone-Hersteller legen ein verdächtiges Verhalten an den Tag, wenn Teile ausgetauscht werden. Der Reparatur-YouTuber Hugh Jeffreys demonstrierte das 2021, als er Komponenten zweier Samsung Galaxy A51 miteinander tauschte. Obwohl die Bauteile identische Original-Teile von Samsung waren, waren nach dem Tausch nicht mehr alle Funktionen des Fingerabdruck-Scanners verfügbar – bis Jeffreys die Handys auf ein früheres Sicherheits-Update zurücksetzte. Mit der älteren Software funktionierten die Fingerabdruckleser plötzlich wieder einwandfrei, ganz egal, in welchem der beiden Handys sie steckten. Ob das jetzt eine absichtliche Einschränkung war oder ein Bug – gut für die Reparatur ist es nicht. Aber Bugs können immerhin repariert werden. 

Wir haben sowohl mit Jeffreys, als auch mit Samsung Kontakt aufgenommen, um herauszufinden, worum es sich handelte – einen Bug oder eine absichtliche Reparaturbeschränkung. Vielleicht wurde das Problem, das Jeffreys‘ Handys hatten, in der Zwischenzeit durch ein Update gelöst? Leider hatte Jeffreys die Handys nicht mehr, die er für sein Experiment verwendet hatte, deshalb konnten wir das nicht testen. Von Samsung erhielten wir folgende Stellungnahme:

„Mir ist nicht bekannt, welche spezifischen Faktoren Einfluss auf die Reparatur oder die unbegründeten Kommentare von Herrn Jeffrey gehabt haben könnten. Was ich Ihnen mitteilen kann, ist, dass bei unseren Smartphones keine Teile gekoppelt werden müssen. Wenn eine Reparatur korrekt durchgeführt wurde, würde ein Gerät keine Funktionen verlieren.“

Wir freuen uns zwar, dass die Einschränkungen demnach nicht beabsichtigt waren. Aber die Funktionalität der Smartphones war beeinträchtigt, und wir hatten gehofft, auf etwas mehr Interesse an der Lösung des Problems zu stoßen. Da die Handys wieder normal funktionierten, nachdem sie auf ein früheres Update zurückgesetzt wurden, sieht es so aus, als hätte Jeffreys die Reparatur korrekt durchgeführt. Wir fragen uns nun immer noch, was genau die Ursache für die Fehlfunktion war, ob sie immer noch nach Reparaturen auftritt, und – sollte das der Fall sein – ob Samsung vorhat, das Problem zu beseitigen. Wir würden uns freuen, mehr von Samsung zu dem Thema zu hören, wenn sie uns dazu noch etwas mitteilen wollen.

Teilekopplung in anderen Geräten

Teilekopplung betrifft bei Weitem nicht nur Handys. Als die Xbox One herauskam, war das Laufwerk mit dem Motherboard gekoppelt, um unerlaubtem Kopieren der Disks vorzubeugen. Die Konsole prüfte, ob eine Raubkopie im Laufwerk lag und das Motherboard wiederum prüfte, ob das Laufwerk manipuliert war. Das hatte aber leider auch andere Folgen, wie Microsoft selbst erklärt: „Wenn dein Xbox One-Laufwerk kaputt ist, kannst du es nicht durch das Laufwerk einer anderen Xbox One ersetzen. Es wird nicht funktionieren. Diese beiden Bauteile müssen miteinander gekoppelt sein, und das kann nur bei uns geschehen.“ Ein funktionstüchtiges Motherboard und ein damit gekoppeltes funktionstüchtiges Laufwerk zu finden, ist keine leichte Sache. Microsoft selbst verkauft keine Ersatzteile, und offiziell autorisierte Teile von Drittanbietern gibt es auch nicht. Die einzige Option für DIY-Reparateur:innen ist also, nach gebrauchten Teilen zu suchen. Optische Laufwerke gehen recht leicht kaputt, deshalb stehen die Chancen schlecht, eine kaputte Xbox zu finden, bei der Motherboard und Laufwerk noch funktionieren.

Und das Ergebnis? Viele ansonsten intakte Konsolen, die auf dem wachsenden Elektroschrottberg der Erde landen.

Ist Teilekopplung jemals berechtigt?

Hersteller haben ganz eindeutig etwas von der Teilekopplung. Aber wie sieht es mit Verbraucher:innen aus? Nun, die Hersteller versuchen, uns glaubhaft zu machen, dass Teilekopplung nicht nur ihnen, sondern uns allen etwas bringt. Dies sind einige der Argumente, die sie für Hersteller-kontrollierte Reparatur – und damit für die Teilekopplung, die das möglich macht – anbringen: 

„Verbraucher:innen müssen vor schlechten Reparaturen geschützt werden“

Letztes Jahr argumentierte ein Lobbyist, der eine Reihe großer Hersteller vertritt (unter anderem Google, Samsung und Apple) vor dem Parlament des US-Bundesstaats Nevada, dass es nötig sei, Reparaturen auf autorisierte Techniker:innen zu beschränken und nur Original-Teile dafür zuzulassen, um Verbraucher:innen vor „nicht geprüften Drittanbietern“ zu schützen.

Was die Sicherheit der Verbraucher:innen angeht: Kein Reparatur-Anbieter ist immun dagegen, dass Einzelne ihre Position ausnutzen – auch wenn es sich um Apple-autorisierte Anbieter oder offizielle Google Reparaturzentren handelt. Der Schutz der eigenen Daten ist, insbesondere vor dem Hintergrund dieser Beispiele, ein wichtiges Argument dafür, dass Verbraucher:innen die Kontrolle über die Reparatur ihrer Geräte haben sollten. Und wenn das nicht möglich ist, dann ist es immer eine gute Idee, deine Daten zu sichern – zum Beispiel durch Optionen wie den Reparatur-Modus von Samsung oder ein Backup und Reset –, bevor du dein Gerät reparieren lässt. Ganz egal, wer es repariert. Gerade Unternehmen, die so ostentativ für Datenschutz eintreten wie Apple, sollten ein Interesse an solchen Möglichkeiten haben.

Das Google Pixel Kalibrierungs-Tool ist leicht zu handhaben.

Und da wir schon beim Datenschutz sind: Was ist eigentlich mit Komponenten, die unsere biometrischen Daten verarbeiten, wie beispielsweise Fingerabdruckleser? Ist es sicher, dir deine Reparaturwerkstatt selbst auszusuchen, oder ist eine durch den Hersteller durchgeführte Reparatur die einzige Möglichkeit, deine Daten zu schützen? Wer den Schutz persönlicher Daten ernstnimmt, könnte sich leicht Sorgen wegen manipulierter Ersatzteile machen. Wie bereits erwähnt, hat auch Microsoft sich mit diesem Problem beschäftigt, wenn auch eher aus Sorge vor Raubkopien. Die Sicherheit persönlicher Daten ist aber ein wichtiges Thema, wenn es um Handys und andere Geräte für den persönlichen Gebrauch geht. Wenn zum Beispiel jemand einen manipulierten Fingerabdruckleser in dein Gerät einbaut und ihn dann dazu benutzt, sich auf dem Gerät einzuloggen, wäre das eine beträchtliche Gefahr für die Sicherheit deiner Daten und deiner Person.

Wenn bei deinem Handy – wie es bei vielen Smartphones der Fall ist – allerdings mehrere Authentifizierungsmöglichkeiten hinterlegt werden müssen (z. B. PIN, Passwort oder Muster), bevor du die Entsperrung mit biometrischen Daten aktivieren kannst, gibt es für dieses Problem bereits eine Lösung. Nach dem Austausch des Fingerabdrucklesers kannst du dein Gerät also über die anderen Login-Möglichkeiten immer noch problemlos verifizieren lassen, dass du sein:e Besitzer:in bist. Wenn die nötige Software frei verfügbar ist, kannst du den Fingerabdruckleser dann einfach neu an das Gerät koppeln und die Funktionalität wiederherstellen. Google hat die Software, die für die Kalibrierung neu eingebauter Fingerabdruckleser in Pixel-Smartphones nötig ist, bereits öffentlich zur Verfügung gestellt. Es kann also kein so wahnsinnig ernstes Risiko darstellen, solche Software zugänglich zu machen. Googles Tool ist nicht die einzige mögliche Lösung, aber es ist eine deutlich reparaturfreundlichere als Apples Ansatz. Es zeigt auch, dass Hersteller uns Zugang zu den Tools geben könnten, die wir für die Reparatur unserer Geräte brauchen, wenn sie denn nur wollten. Die meisten entscheiden sich leider nach wie vor dagegen, um die heftige Gebühr einstecken zu können, die sie für die von ihnen autorisierte Reparatur verlangen.

„Reparatur ist gefährlich“

Ein weiterer Lieblingsslogan von Apple: Die „Bedeutung des von ausgebildeten Technikern geleisteten Service unter Verwendung von Originalteilen von Apple“, um die Verbraucher:innen vor den Gefahren der Reparatur zu schützen.

Sagen wir’s mal so: Wenn Reparatur wirklich so gefährlich wäre, wie Apple es darstellt, wäre iFixit längst pleite gegangen. Wir tragen jedes Jahr zu Millionen von Reparaturen bei. Die beste Möglichkeit, Reparatur sicher zu machen, ist, Leuten zu zeigen, wie man sicher repariert. Und was ist mit den „gefährlichen“ Ersatzteilen von Drittanbietern? Klar wird es immer Leute geben, die versuchen, mit billig hergestellter Elektronik den größtmöglichen Profit zu erzielen – die Nachfrage nach Teilen ist einfach riesig. Aber die Bedenken der Hersteller, was Aftermarket-Teile betrifft, sind oft unbegründet; viele dieser Ersatzteile sind nicht unbedingt von geringerer Qualität als die Original-Teile (die sowieso nicht immer so toll sind wie behauptet). Manche kommen sogar von denselben Zulieferern, von denen auch der Hersteller kauft – was die exorbitanten Preise, die Apple für seine Ersatzteile verlangt, umso unverschämter macht. 

Aber abgesehen von alldem: Wenn Marken-Ersatzteile leicht und zu einem vernünftigen Preis erhältlich wären, welches Teil würdest du kaufen? Für welches Ersatzteil würden sich die meisten Verbraucher:innen auf den ersten Blick entscheiden, wenn sie sich durch ein Online-Shoppingportral scrollen? Wenn der Preis in Ordnung wäre, würden sie wahrscheinlich das Ersatzteil der Marke kaufen, die sie schon kennen, nicht wahr? Aber wenn die Preise zu hoch sind, greift man zu den günstigeren, markenlosen Alternativen. Und das Problem, das Apple selbst durch die irrsinnig hohen Preise für seine Ersatzteile verursacht, versucht es durch Teilekopplung zu lösen. Dabei wäre es kein allzu großer Verlust für Apple, seine Ersatzteile zu moderateren Preisen zu verkaufen – denn plötzlich würden viele Leute, die sonst Aftermarket-Teile kaufen, bei Apple selbst shoppen.

Die schlichte Wahrheit: Ungekoppelte Teile bedeuten weniger Profit

Wir stellen also fest, dass die angeblichen technischen Gründe für Teilekopplung, die die Hersteller anführen, nichts weiter sind als heiße Luft. Welche Erklärung bleibt also übrig? Nun, Datenschutz und die persönliche Sicherheit von Verbraucher:innen spielen hier vermutlich weniger eine Rolle als das gute, alte Geld. So viele Argumente für die „Notwendigkeit“ von Serialisierung auch angeführt werden – letztlich ist es ein Instrument, um die Bankkonten der Hersteller gut gefüllt zu halten.

Die finanziellen Beweggründe für Teilekopplung sind vielfältig. Wir haben bereits erwähnt, dass mehr neue Smartphones gekauft werden, wenn Reparatur schwieriger und kostspieliger ist. Man könnte auch argumentieren, dass Teilekopplung dem Handel mit Original-Ersatzteilen aus gestohlenen Handys entgegenwirkt und auch dem mit gefälschten Ersatzteilen und Geräten (die für Garantiebetrug verwendet werden können). Aber diese Aspekte stellen eigentlich eher ein Problem für die Bankkonten der OEM-Hersteller dar und weniger für Verbraucher:innen – und die Hersteller könnten sie erheblich entschärfen.

Die reparaturfeindlichen Praktiken der OEM-Hersteller schaden ihnen selbst

Denn dadurch, dass OEM-Hersteller die Preise für ihre Reparaturen künstlich hochtreiben und unbegründete Ängste gegen Aftermarket- und Drittanbieter-Teile schüren, rufen sie diese Probleme überhaupt erst auf den Plan. Wenn die Hersteller ihre eigenen Ersatzteile günstiger verkaufen und darüber informieren würden, wo hochwertige Aftermarket-Ersatzteile erhältlich sind, würde das diese Probleme abmildern – ohne Verbraucher:innen die Möglichkeit zu nehmen, ihre Geräte selbst zu reparieren. Und letztlich müssen sich Unternehmen wie Apple, die sich zu einer Umweltstrategie bekennen, auch fragen: Ist das Geld, das sie durch die Teilekopplung einnehmen, den Elektroschrott wert, den sie damit verursachen?

Wenn Apple Bauteile inkompatibel macht oder sie serialisiert, ist es schwieriger für dich oder unabhängige Reparaturwerkstätten, sie zu reparieren. Und je schwieriger es ist, Reparaturen jenseits der Hersteller-Services durchzuführen, desto wahrscheinlicher ist es, dass Verbraucher:innen dann doch ebenjene Services in Anspruch nehmen – oder gleich noch mehr Geld ausgeben und sich ein neues Gerät zulegen. Wenn Hersteller wie Apple bestimmen können, wie du dein Gerät reparierst, bekommen sie dich leicht dorthin, wo sie dich haben wollen – mit deiner Kreditkarte an ihrer Kasse.

Die Monopolisierung des Reparatur-Marktes

Teilekopplung ist eine besonders perfide Methode, um Reparatur zu erschweren. Es ist die neuere, leistungsstärkere Version unserer alten Lieblingsfeinde, wie den Pentalob-Schrauben oder superstarkem Klebstoff. Für neuartige Schrauben gab es immerhin eine recht einfache Lösung: Man schaut sich den Schraubenkopf genau an und konstruiert einen Schraubendreher, der dazu passt. Teilekopplung zielt auf ähnliche Weise darauf ab, dich vom Reparieren abzuhalten, aber statt einem neuartigen Hindernis wird ein einzigartiges verwendet, das nur der Hersteller kennt (und beseitigen kann). Die betroffenen Bauteile auf andere Art und Weise zu reparieren, erfordert komplizierte (und oft teure) Umwege.

Was Serialisierung für unabhängige Reparaturwerkstätten bedeutet

Professionelle Werkzeuge für diese Reparaturen können für Werkstätten sehr teuer in der Anschaffung und Ausbildung der Mitarbeitenden werden.

Wenn man eine ans Motherboard gekoppelte Komponente austauschen will, sich den Reparatur-Service des Herstellers aber nicht leisten kann oder schlicht keinen Zugang dazu hat, muss man zu ziemlich rabiaten Methoden greifen, um sowohl die Funktionalität eines Geräts wiederherzustellen, als auch die ständigen Fehlermeldungen zu unterbinden. Beispielsweise muss man den Mikrokontroller vom Original-Teil ablösen und auf dem Ersatzteil anbringen, was Kenntnisse im Mikrolöten voraussetzt. Oder man programmiert einen bestimmten Teil des Mikrokontrollers neu, das EEPROM, mithilfe eines spezialisierten Tools. Je nachdem, welches Modell und welches Bauteil repariert werden sollen, ist das eine oder andere Verfahren nötig – oder auch beide. Wie du dir vorstellen kannst, können diese Reparaturen langwierig und teuer werden, sowohl für die Kund:innen, als auch für die Reparaturwerkstatt.

Option 1: Mikrolöten

Alexandre Isaac, der in der französischen The Repair Academy Mikrolöten lehrt, weiß aus eigener Erfahrung, wie teuer solche Reparaturen werden können. „Man muss für die Ausbildung bezahlen, denn sich das selbst beizubringen, ist schwierig. Man muss die Werkzeuge bezahlen, denn man braucht Mikroskope, Löteisen – da ist dann nochmal ein Tausender weg. Und solange man noch in der Ausbildung ist, muss man ein paar Smartphones opfern.“ Nach den Investitionen in Ausbildung und Werkzeuge verbringe man dann schon mal eine halbe Stunde damit, die winzigen Chips unter dem Mikroskop auszutauschen, sagte Isaac. „Der Techniker, den du für diese Arbeit bezahlst, bekommt ein ganz anderes Gehalt als der, der das Display oder den Akku austauscht.“ 

Option 2: Nicht mikrolöten

Es ist zwar möglich, Bauteile auszutauschen, ohne den Mikrokontroller mit umzuziehen, und sich dann mit der eingeschränkten Funktionalität abzufinden. Aber das hat seinen Preis, meint Isaac: Die nimmer endenden Fehlermeldungen. „Ich arbeite mit ein paar großen Refurbishment-Unternehmen zusammen. Die verkaufen vielleicht 10 000-20 000 Handys am Tag … Die machen richtig Gewinn. Manchmal ist der einzige Grund, warum Leute ihnen ihre Smartphones zuschicken, diese Fehlermeldung.“ Reparaturanbieter versuchen zwar, ihren Kund:innen zu versichern, dass ihr Handy funktioniert und die Fehlermeldungen vernachlässigt werden können. Aber die Erklärungen können anscheinend nicht gegen die penetranten Warnungen ankommen, die ständig behaupten, dass etwas mit dem Handy nicht stimme. Marie Castelli, Managerin für Öffentlichkeitsarbeit bei Backmarket, erklärte in einem Webinar von Repair.eu: „Selbst wenn man den Kundinnen und Kunden erklärt, dass diese Nachrichten nur Warnmeldungen sind und keine Auswirkungen auf die Funktionalität ihrer Geräte haben – es gibt immer Leute, die das Produkt trotzdem zurückgeben.“ Wenn man sich an eine Werkstatt wendet und nach der Reparatur eine solche Warnmeldung auf dem Handy sieht, wendet man sich das nächste Mal dann vielleicht eher wieder an den Apple Store. Oder man gibt der Werkstatt negatives Feedback, was ihrem Ruf schadet. 

Was dem Ganzen aber noch die Krone aufsetzt: Apple muss sich diese ganzen Mühen nicht machen. Die Investition in Werkzeug und Ausbildung, das stundenlange Üben, die Handys, die dabei draufgehen, wenn man Mikrolöten lernt – all das kann sich Apple sparen. Denn Apple hat die Macht, jedes Ersatzteil nach Belieben mit jedem Gerät zu koppeln. Und nur Apple und von Apple autorisierte Werkstätten können das tun. Es ist ein unverschämt unfairer Vorteil gegenüber dem Rest der Branche. „Die müssen nur ein paar Mal klicken und fertig ist das, wofür wir eine halbe oder ganze Stunde Arbeit brauchen, mit hochspezialisierten Werkzeugen und bestmöglich ausgebildeten Technikern“, sagt Isaac. Klingt nicht nach fairem Wettbewerb, oder?

Option 3: Die Regeln der Hersteller akzeptieren

Immerhin, Apple hat unabhängigen Reparaturwerkstätten ein Friedensangebot gemacht: Die Möglichkeit, Original-Ersatzteile von Apple zu kaufen und einzubauen, ohne dass danach Fehlermeldungen auftauchen oder die Funktionalität eingeschränkt ist. Wenn Apple einen Schritt auf andere zugeht, muss man sich den Tag schon rot im Kalender anstreichen. Die symbolische Bedeutung dieses Angebots ist also nicht zu unterschätzen. Aber wenn man es sich in der Praxis genauer anschaut, ist es eigentlich eher ein Angebötchen. 

Um Apples Segen zu bekommen, muss man nämlich eine unendlich scheinende Reihe an Auflagen erfüllen. Das „Independent Repair Provider“ (IRP)-Programm hat zwar die Unabhängigkeit im Namen, aber eigentlich auch nur dort. Vice hat sich einen der Verträge für das IRP-Programm mal angeschaut und stieß auf absurde Anforderungen an die Werkstätten, die Interesse an einer Teilnahme haben.

Die Werkstätten sollen unter anderem die persönlichen Daten ihrer Kund:innen (wie Adressen und Telefonnummern) an Apple weiterleiten. Apple hat die Kontrolle darüber, welche Reparaturen eine Werkstatt durchführen und welche Ersatzteile sie verbauen darf. Und zu jedem beliebigen Zeitpunkt kann eine Überraschungs-Kontrollvisite durch Apple-Personal stattfinden – und zwar auch noch bis fünf Jahre, nachdem die Teilnahme am IRP-Programm beendet wurde. Echte Friedensangebote sehen anders aus.

Wenn eine teilnehmende Werkstatt dann tatsächlich all diese Auflagen erfüllt, muss sie immer noch einen saftigen Preis für die Ersatzteile zahlen (zu dem Zeitpunkt 270$ für ein Display). Dazu kommen die Kosten für die Reparaturarbeit (die recht hoch sind bei einem Displaytausch) und die ganzen anderen Kosten, die eine Werkstatt so tragen muss. Und ein bisschen Gewinn sollte auch noch irgendwie drin sein. Und jetzt halt dich fest: Zu dieser Zeit verkauften Apple Stores das Display inklusive Einbau für 280$. Hier gibt es nur einen Gewinner – Apple selbst. Dies sind die Bedingungen, die unabhängige Werkstätten akzeptieren müssen, wenn sie Ersatzteile neu koppeln wollen, ohne mikrolöten zu müssen. Logisch, dass wir diesen Trend so schnell wie möglich stoppen wollen, oder?

Für eine Kaution von mickrigen 1.200$ kannst du diese Brummer mieten und dein iPhone ohne Funktionsverlust reparieren.
Keine Angst – die Kaution bekommst du höchstwahrscheinlich zurück.

Die Möglichkeit der Self-Service-Reparatur, die Apple seit letztem Jahr anbietet, ist ähnlich frustrierend. Nur wenige Reparaturen können damit durchgeführt werden, die Ersatzteile sind teuer, vor allem, wenn du dir auch die Werkzeuge von Apple ausleihst (und eine Kaution von 1.200$ musst du auch noch hinterlegen). Im Prinzip wäre es eine tolle Sache, verifizierbare Ersatzteile per Post zugeschickt bekommen zu können, vor allem für Leute, die keine Reparaturwerkstatt in der Nähe haben oder einfach etwas Geld sparen wollen, indem sie selbst reparieren. Aber die 1.200$ Kaution für die gemieteten Werkzeuge muss man auch erstmal haben.

Gebt die Teilekopplung in die Hände der Verbraucher:innen!

Um nochmal zusammenzufassen: Serialisierung macht Reparatur teurer, schränkt unsere Wahlmöglichkeiten ein und führt zu mehr Elektroschrott. Hersteller sorgen sich um unser Wohl, die Sicherheit unserer Daten – und ihren Geldbeutel. Und wie lösen wir das Ganze jetzt auf?

Schauen wir nochmal auf die Straßen: In der Welt der Kfz-Reparatur ist dieses Problem längst gelöst. Reparaturen passieren einfach. Warum kann es in der Tech-Welt nicht ebenso einfach sein?

Manche Leute gehen seit zwanzig Jahren zu ihrer Vertragswerkstatt und sind damit vollkommen glücklich. Andere wollen ihren Ölwechsel lieber zu einem Wochenend-Event mit den Kindern auf der eigenen Auffahrt machen. Wieder andere haben dazu keine Zeit und lassen das die kleine Werkstatt an der Ecke erledigen, die auf dem Weg zur Arbeit liegt. Was wirklich zählt, ist, dass wir die Wahl haben. Und wir haben ein Recht darauf, die Wahl zu haben. Warum sollte das anders sein, wenn es um ein Display statt um Motoröl geht?

Die einzige faire Art und Weise, Bauteile per Software an ein bestimmtes Gerät zu koppeln, ist es, Verbraucher:innen die Tools dafür zur Verfügung zu stellen. Wenn es zu gefährlich ist, diese Tools für alle zugänglich zu machen, dann gibt es keine Möglichkeit, Teilekopplung fair und transparent zu gestalten. Unsere Forderung an die Hersteller lautet deshalb: Macht die Teilekopplungs-Software für alle zugänglich, oder lasst Teilekopplung gleich ganz bleiben. Und damit meinen wir nicht nur zukünftige Geräte, sondern auch die, die jetzt im Umlauf sind. Die Erfahrung zeigt, dass das möglich ist. Es ist schon mehrfach vorgekommen, dass Einschränkungen der Funktionalität mit einem Software Update eintraten – um dann mit einem weiteren Software Update wieder behoben zu werden (nachdem sich genug Leute über tote Handys oder fehlerhafte FaceID beschwert hatten).

Wenn unabhängige Reparaturwerkstätten und auch die allgemeine Öffentlichkeit Zugang zur Software der Hersteller hätte, die für die Teilekopplung nötig ist, könnte eine ganze Reihe von Problemen, die wir in diesem Artikel beschrieben haben, größtenteils eliminiert werden. Hersteller hätten deutlich weniger Macht über kleinere Werkstätten, und talentierte DIY-Reparateur:innen könnten ihre Reparaturen ungehindert selbst durchführen. Faire Wettbewerbsbedingungen könnten viel zu einer verbesserten Reparatur-Infrastruktur beitragen und auch mehr Arbeitsplätze schaffen und die Entstehung von Elektroschrott verhindern.

Die Reaktion der Hersteller wird vermutlich das alte Argument sein, es wäre einfach zu riskant, ihre Software der Allgemeinheit zur Verfügung zu stellen. Aber es ist einfach nicht in Ordnung, ein Tool nicht herauszugeben, das so essenziell für die Wiederherstellung der vollen Funktionalität der Geräte ist. Die Hersteller haben dieses Problem verursacht, jetzt müssen sie auch die Lösung dafür teilen. Und diese Lösung kann entweder sein, alle Teile aller Handys zu entkoppeln; für einen freien (und sicheren) Zugang zur Kopplungs-Software zu sorgen; oder zumindest eine andere, softwarebasierte Möglichkeit, Teilekopplung zu umgehen und Reparaturen durchführen zu können. Vorschläge dazu gibt es bereits. Wenn diese Ideen für euch, liebe Hersteller, nicht umsetzbar sind, dann sagt uns, warum das so ist – und die Öffentlichkeit wird sich Gedanken machen und weitere Möglichkeiten finden. Wir würden uns ehrlich freuen, ein paar innovative Lösungsvorschläge von Leuten zu sehen, die zu wirklich tollen Designideen fähig sind. Schaut euch nur mal das iPhone 14 an! Die Veränderungen, die in diesem Modell vorgenommen wurden, sind ein Musterbeispiel für Apples Geschick und Umsicht, wenn es um technisches Design geht. Es wäre schön, wenn Apple diese Fähigkeiten auch einsetzen würde, um eine bessere Lösung als diese Softwarebarrieren zu finden. Am besten fänden wir es natürlich, wenn es überhaupt keine gekoppelten Teile gäbe; aber immerhin scheint es im Moment nicht noch mehr zu geben, und das ist schon etwas.

Apple, Samsung und Google sind riesige Unternehmen und wir sind winzig im Vergleich. Es sollte also wirklich nicht nötig sein, dass wir ihre Aufgaben für sie übernehmen. Aber wenn wir ein paar bescheidene Vorschläge äußern dürften:

  • Verkauft eure Ersatzteile zu vernünftigen Preisen, dann eröffnet ihr euch ganz neue Einnahmequellen.
  • Setzt eine Servicevereinbarung auf, der Verbraucher:innen zustimmen müssen, wenn sie eure Teilekopplungs-Software nutzen wollen.
  • Schafft Anreize dafür, Produkte, Ersatzteile und Reparaturen freiwillig zu registrieren.
  • Macht deutlich, dass ihr Reparatur fördern wollt. Das kommt bei allen gut an, die Wert auf Umwelt- und/oder Datenschutz legen.
Letztes Jahr haben wir mit Bernard Capulong darüber gesprochen, wie er Game Boys wie diese repariert und personalisiert.

Enkoppelt die Zukunft

Irgendwann unterstützen Hersteller ihre Hardware nicht mehr: Genius Bars haben keine Ersatzteile für den Apple II. Nintendo wird dir nicht dabei helfen, ein neues Display für deinen Original Game Boy zu finden. Aber diese „obsoleten“ Geräte schalten sich nicht einfach alle ab, wenn der Hersteller-Support endet.

In vielen Fällen laufen diese Geräte noch jahre- oder jahrzehntelang weiter, vor allem, wenn sie gut gepflegt und gewartet werden. Manchmal funktionieren sie auch dann noch, wenn ihr ursprünglicher Hersteller längst pleite gegangen ist (euch meine ich, Pebbles!). Wenn uns Werkstätten erzählen, dass sich in ihren Lagern die Xboxen und PlayStations nur so stapeln, weil sie aufgrund von serialisierten Teilen nicht reparierbar sind, wissen wir, dass diese Konsolen es vermutlich niemals zu geliebten Retro-Geräten und Wochenend-Projekten bringen werden. Die Teilekopplung könnte für unsere Fähigkeit, elektronische Geräte zu reparieren, das Ende sein.

Um Dinge zu reparieren, brauchte man schon immer Entschlossenheit, Wissen und Erfahrung. Aber mikroskopisch kleine Bauteile, undurchdringbare Software und Reparatur-Monopole bringen selbst die besten Reparateur:innen zum Verzweifeln. Auch die entschlossensten, erfahrensten Reparatur-Expert:innen können dagegen nichts ausrichten, wenn sie nicht über eine hochspezialisierte Ausbildung und teure Werkzeuge verfügen.

Unserer Meinung nach sollte Reparatur so ablaufen können: Wenn man zwei identische Geräte hat, bei denen jeweils etwas anderes kaputt ist, sollte es möglich sein, zumindest ein funktionierendes Gerät aus den zwei kaputten zu machen. Ohne auf Funktionen verzichten zu müssen. Ohne dass wichtige Meldungen zum Gerätezustand deaktiviert werden. Ohne penetrante Warnmeldungen, die ein Problem suggerieren, wo keines ist. Ohne zwei reparierbare Geräte wegzuwerfen und zwei neue zu kaufen.

Die Teilekopplung im Keim zu ersticken ist essenziell, um unabhängige Reparaturwerkstätten am Leben zu erhalten; um Geräte so lange wie möglich am Laufen zu halten; und um die Menge an Elektroschrott, die entsteht, nicht noch größer werden zu lassen. Wenn auch du dich engagieren willst, informiere dich auf Repair.eu oder finde eine Interessensvertretung in deiner Nähe. Das Recht auf Reparatur kommt. Aber wenn wir uns alle dafür einsetzen, kommt es schneller.

Dieser Artikel wurde übersetzt von Maria Parker.